Ägypten: Todesstrafe für Ex-Präsident Mohammed Mursi – Aufstieg und Fall eines Islamisten

Kairo (dpa) - Ein Gericht in Kairo hat am Samstag den ehemaligen ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi wegen Organisation eines Gefängnisausbruchs zum Tode verurteilt. Der Islamist soll sich laut Anklage Anfang 2011 mit der palästinensischen…
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Mohammed Mursi, einst Präsident Ägyptens, ist zum Tode verurteilt worden.Foto: EPA/dpa
Epoch Times16. Mai 2015

Kairo – Ein Gericht in Kairo hat am Samstag den ehemaligen ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi wegen Organisation eines Gefängnisausbruchs zum Tode verurteilt.

Der Islamist soll sich laut Anklage Anfang 2011 mit der palästinensischen Hamas und der libanesischen Hisbollah dazu verschworen haben, den Ausbruch zu organisieren.

Das Urteil muss vom ägyptischen Mufti bestätigt werden. Im Anschluss daran kann dagegen noch Berufung eingelegt werden. In demselben Verfahren wurden mehr als 100 weitere Funktionäre und Anhänger der verbotenen Muslimbruderschaft zum Tode verurteilt.

Der erste frei gewählte Präsident in der Geschichte Ägyptens war im Vormonat bereits in einem anderen Verfahren wegen Anstiftung zur Gewalt gegen Demonstranten zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Mursi hatte 2012 als Kandidat der Muslimbruderschaft die Präsidentenwahl gewonnen. Im Juli 2013 stürzte ihn das Militär nach Massenprotesten gegen seine autoritäre Herrschaft. Er ist seitdem inhaftiert.

Chronologie

Mohammed Mursi kam nach dem Sturz von Husni Mubarak als erster frei gewählter Präsident Ägyptens an die Macht. Doch auch er wurde nach Monaten mit Krisen und Gewalt abgesetzt. Eine Chronologie:

24. Juni 2012: Die Wahlkommission erklärt den Kandidaten der Muslimbruderschaft, Mohammed Mursi, zum Sieger der Präsidentenwahl.

29. November: Im Eilverfahren peitscht das von Islamisten dominierte Verfassungskomitee Mursis Entwurf einer neuen Verfassung durch. In Massenprotesten demonstriert die Opposition gegen eine schleichende Islamisierung.

25. Januar 2013: Mindestens 500 000 Ägypter protestieren gegen Mursi.

26. Januar: In Kairo werden 21 Menschen wegen ihrer Beteiligung an Fußballkrawallen mit 74 Todesopfern in Port Said im Februar 2012 zum Tode verurteilt. Nach dem Urteil eskaliert in Port Said die Gewalt. Es gibt Dutzende Tote und Hunderte Verletzte.

11. Februar: Am zweiten Jahrestag des Mubarak-Rücktritts gehen mehr als zehntausend Ägypter auf die Straße. In mehreren Städten kommt es in den folgenden Wochen immer wieder zu gewalttätigen Protesten.

2. Juni: Das oberste Verfassungsgericht spricht dem von Muslimbrüdern und Salafisten dominierten Oberhaus des Parlaments die Legitimität ab. Außerdem sei die Verfassung unter nicht gesetzeskonformen Umständen zustande gekommen.

30 Juni: Massenproteste Hunderttausender markieren das Ende einer Unterschriftenkampagne, mit der Mursi zum Rücktritt gezwungen werden soll.

1. Juli: Armeechef und Verteidigungsminister General Abdel Fattah al-Sisi fordert: Mursis Muslimbruderschaft und die Opposition müssen den Konflikt innerhalb von 48 Stunden lösen.

2. Juli: Mursi will im Amt bleiben. Islamistische Politiker und Geistliche rufen die Ägypter auf, die legitime Führung zu verteidigen. Bei Zusammenstößen zwischen Gegnern und Anhängern Mursis gibt es mindestens 22 Tote und Hunderte Verletzte.

3. Juli: Mursi wird vom Militär gestürzt und unter Arrest gestellt. Bei Gewalt auf den Straßen werden mindestens zwölf Menschen getötet.

April 2015: Mursi wird wegen Anstiftung zur Gewalt gegen Demonstranten zu 20 Jahren Haft verurteilt.

16. Mai: Ex-Präsident Mursi wird wegen Spionage zum Tod verurteilt.

(rls/dpa)



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