Algeriens Ex-Staatschef Bouteflika gestorben

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Abdelaziz Bouteflika ist tot.Foto: ALAIN JOCARD/AFP/Getty Images
Epoch Times18. September 2021

Algeriens früherer Staatschef Abdelaziz Bouteflika ist am Freitag im Alter von 84 Jahren gestorben. „Tod von Ex-Präsident Abdelaziz Bouteflika“, hieß es im Laufband des nationalen algerischen Fernsehens, das eine Erklärung des Präsidialamtes zitierte. Bouteflika stand 20 Jahre an der Spitze Algeriens. Im April 2019 hatte er unter dem Druck von wochenlangen Massenprotesten und des Militärs schließlich seinen Rücktritt erklären müssen.

Seither hatte er sich in seine Residenz in Zeralda westlich von Algier aufgehalten. Der private TV-Sender El Hayet berichtete, Bouteflika sei um 22.00 Uhr (Ortszeit) in seiner Residenz gestorben.

Der Ex-Präsident war seit Jahren gesundheitlich schwer angeschlagen. Bereits 2013 hatte er sich nach einem Schlaganfall weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Bei seiner Rücktrittserklärung am 2. April wurde er das letzte Mal im Fernsehen gesehen.

Das letzte offizielle Lebenszeichen gab es von ihm, als sein Bruder Nacer bei der Präsidentschaftswahl am 12. Dezember 2019 die Stimme für Bouteflika abgab. Damals wurde Abdelamadjid Tebboune zum neuen Staatschef Algeriens gewählt.

Bouteflika bewies taktisches Geschick

Bouteflika amtierte von 1999 bis 2019 als Präsident des nordafrikanischen Landes. Vielen Algeriern galt er als der Mann, dem sie das Ende der „nationalen Tragödie“ verdankten. Damit sind die Jahre des gewaltsamen Konflikts zwischen Sicherheitskräften und bewaffneten islamistischen Gruppen gemeint.

In dem Konflikt wurden nach Schätzungen zwischen 1992 und 2002 etwa 200.000 Menschen getötet. Unter Bouteflikas Herrschaft wurden Amnestiegesetze für aufständische Islamisten beschlossen, die der Gewalt abschworen.

Als der Arabische Frühling 2011 die autoritär regierten Staaten in Nordafrika und im Nahen Osten erschütterte, bewies der von seinen Gegnern als Marionette des Militärs geschmähte Präsident taktisches Geschick. Während seine Kollegen in den Nachbarstaaten auf Unterdrückung setzten, kündigte Bouteflika Reformen an.

Zwar wurden diese von der Opposition als unzureichend kritisiert, doch weitere Proteste blieben zunächst aus. Menschenrechtsorganisationen kritisieren bis heute eine Repression von Opposition und Medien in Algerien.

Bouteflika regierte mit harter Hand

Die Parlamentswahl im Mai 2012 gewann Bouteflikas Partei Nationale Befreiungsfront (FLN) mit deutlichem Vorsprung. Er selbst blieb fest im Sattel und regierte weiter mit harter Hand. Auch aus seiner vierten Präsidentschaftswahl 2014 ging Bouteflika als klarer Sieger hervor. Dabei hatte es bis in den Sicherheitsapparat hinein Widerstand gegen seine Kandidatur gegeben.

Angesichts seiner angeschlagenen Gesundheit gingen viele Beobachter davon aus, dass er im Machtapparat des Staates nicht mehr die Fäden in der Hand hielt. Dennoch wollte er 2019 für eine fünfte Amtszeit kandidieren. Mit diesem Schritt brachte er große Teile der Bevölkerung gegen sich auf; hunderttausende Menschen gingen gegen ihn auf die Straße, bis Bouteflika schließlich seinen Rücktritt erklärte. (afp/oz)



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