Aserbaidschan greift Hauptstadt von Berg-Karabach an

Titelbild
Armenische Soldaten der Selbstverteidigungsarmee von Berg-Karabach im April 2016.Foto: VAHRAM BAGHDASARYAN/AFP über Getty Images
Epoch Times2. Oktober 2020

Die Hauptstadt von Berg-Karabach ist nach armenischen Angaben am Freitag von Aserbaidschans Streitkräften angegriffen worden. Bei den Angriffen auf Stepanakert seien mehrere Menschen verletzt worden, erklärte ein Vertreter des Verteidigungsministeriums in Eriwan auf seiner Facebook-Seite. „Es gibt viele Verletzte in der Zivilbevölkerung, und die zivile Infrastruktur wurde beschädigt“, erklärte Arzrun Owanissjan weiter.

Währendessen hat sich Armenien zu Waffenstillstands-Verhandlungen mit Aserbaidschan bereit erklärt. Armenien stehe „bereit“ für Gespräche innerhalb der sogenannten Minsk-Gruppe der Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung in Europa (OSZE), teilte das Außenministerium in Eriwan am Freitag mit. Bei den Gefechten  wurden seit Sonntag fast 200 Menschen getötet, darunter 30 Zivilisten.

Putin, Trump, Macron appellierten an Konfliktparteien

Wegen des wieder aufgeflammten Konflikts hatten sowohl Armenien als auch Aserbaidschan das Kriegsrecht verhängt. Die Nachbarstaaten machten sich gegenseitig für die Eskalation verantwortlich. Auch am Freitagmorgen hielten die Gefechte an.

Am Donnerstag hatten Russlands Präsident Wladimir Putin, US-Präsident Donald Trump und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron an die Konfliktparteien appelliert, die Kampfhandlungen einzustellen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Am Tag zuvor hatten beide Konfliktparteien internationale Vermittlungsangebote abgelehnt.

Russischer Außenminister will sich eng mit Türkei abstimmen

Russland hat nach eigenen Angaben mit der Türkei vereinbart, sich im Konflikt um die umstrittene Kaukasusregion Berg-Karabach eng abzustimmen. Wie das Außenministerium in Moskau am Donnerstag mitteilte, bekräftigten der russische Außenminister Sergej Lawrow und sein türkischer Kollege Mevlüt Cavusoglu in einem Telefonat die Bereitschaft beider Länder für eine „enge Abstimmung“, um die „Lage zu stabilisieren“. Das Ziel ist es demnach, den Konflikt um Berg-Karabach über „friedliche Verhandlungen“ zu lösen.

Ankara machte zunächst keine Angaben zum Inhalt des Telefonats. Aus türkischen Diplomatenkreisen verlautete, das Thema sei der „Angriff Armeniens“ gewesen.

Erdogan fordert Rückzug pro-armenischen Kämpfer

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte eine Waffenruhe zuvor von einem Rückzug der pro-armenischen Kämpfer aus Berg-Karabach und anderen Teilen Aserbaidschans abhängig gemacht. Armenien müsse sich „aus jedem Bereich des aserbaidschanischen Territoriums“ zurückziehen, sagte Erdogan in einer Fernsehansprache.

Berg-Karabach liegt in Aserbaidschan, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt, welche die Region auch unter ihrer Kontrolle haben. Bis heute wird die selbsternannte Republik Berg-Karabach international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Der Konflikt um Berg-Karabach dauert bereits seit Jahrzehnten an. Allerdings hatte in den vergangenen Jahren in dem Gebiet relative Ruhe geherrscht, bis dann am Sonntag neue Kämpfe aufflammten.

Ölreiches Aserbaidschan

Bei dem Konflikt spielt auch die Konkurrenz zwischen Russland und der Türkei um Einfluss in der Kaukasusregion eine wichtige Rolle. Das ölreiche Aserbaidschan hat seine Armee in den vergangenen Jahren hochgerüstet und kann auf die Unterstützung der Türkei zählen. Am Dienstag hatte das armenische Verteidigungsministerium erklärt, ein türkischer F-16-Jet habe ein armenisches Militärflugzeug abgeschossen. Die Türkei wies den Vorwurf zurück.

Russland gilt historisch als Armeniens Schutzmacht und unterhält dort einen Militärstützpunkt. Zugleich pflegt Moskau gute Beziehungen zu Aserbaidschan und beliefert es mit Waffen.

Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensia sagte am Donnerstag, Russland und die Türkei stünden in dem Konflikt nicht auf verschiedenen Seiten. „Wir wissen, dass die Türkei Aserbaidschan uneingeschränkt unterstützt. Aber das bedeutet nicht, dass wir auf der anderen Seite stehen und Armenien gegen Aserbaidschan unterstützen. So ist es nicht“, sagte der Diplomat laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Russland wolle in dem Konflikt ein Ende der Kampfhandlungen und einen Waffenstillstand erreichen. (afp)



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