Nennt sich Indien bald offiziell „Bharat“?

Als eine von zwei Bezeichnungen ist „Bharat“ bereits in der Verfassung verankert. Regierungschef Narendra Modi will zu der alten Schreibweise, die in alten Hindu-Schriften verwendet worden ist, zurückgehen.
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Studenten geben Gemälden von dem indischen Premierminister Narendra Modi, US-Präsident Joe Biden, und der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (v.r.) am 5. September 2023 in einer Kunstschule in Mumbai den letzten Schliff, bevor der zweitägige G20-Gipfel in Neu-Delhi stattfindet.Foto: Punit Paranjpe/AFP via Getty Images
Epoch Times5. September 2023

In Indien haben sich am Dienstag Vermutungen verdichtet, wonach Regierungschef Narendra Modi den offiziellen Namen seines Landes abschaffen und in „Bharat“ ändern will. In einem offiziellen Schreiben an die Teilnehmer des G20-Gipfels am Wochenende lädt Präsidentin Draupadi Murmu die Staats- und Regierungschefs als „Präsidentin von Bharat“ zu einem Staatsbankett ein.

Wie der Fernsehsender News18 unter Berufung auf Regierungskreise berichtete, bereiten Abgeordnete von Modis Regierungspartei zudem eine Resolution vor, um die Bezeichnung „Bharat“ gegenüber Indien zu bevorzugen. Die Regierung hat für Ende des Monats eine Sondersitzung des Parlaments einberufen, hält sich aber hinsichtlich ihrer Pläne bislang bedeckt.

Der Name „Bharat“ geht auf alte, auf Sanskrit verfasste Hindu-Schriften zurück. Er ist eine der beiden offiziellen, in der Verfassung verankerten Bezeichnungen für das Land. Mitglieder von Modis hindu-nationalistischer Regierungspartei BJP hatten sich zuvor gegen die Verwendung des bekannteren Namens Indien ausgesprochen, der seine Wurzeln in der westlichen Antike hat und während der britischen Kolonialzeit eingeführt wurde.

Gegenwehr und Fürsprecher

Während Mitglieder von Modis BJP das Vorhaben unterstützten, reagierten Oppositionspolitiker empört. „Ich hoffe, dass die Regierung nicht so töricht sein wird, auf ‚Indien‘ komplett zu verzichten“, sagte Shashi Tharoor von der oppositionellen Kongresspartei im Online-Dienst X, vormals Twitter. Anstatt den „Anspruch auf einen geschichtsträchtigen Namen“ aufzugeben, der weltweit anerkannt sei, sollten „weiterhin beide Namen verwendet“ werden.

Der ehemalige Kricket-Spieler Virender Sehwag begrüßte hingegen die Aussicht auf eine mögliche Namensänderung des Landes. Indien sei ein „von den Briten“ vergebener Name, erklärte er. Eine Änderung in „Bharat“ sei längst überfällig. Er rief den nationalen Kricket-Verband auf, „Bharat“ auch auf Nationaltrikots zu drucken.

In ihrem Bemühen um Emanzipation von der britischen Kolonialzeit ist Modis Regierung seit langem bestrebt, Symbole der Kolonialherrschaft aus den Geschichtsbüchern, dem Stadtbild und den Institutionen Indiens zu tilgen. Zuletzt kündigte sie Reformen im Strafgesetz an. Eine mögliche Namensänderung des Landes könnte im Zuge dessen der bislang weitreichendste Schritt sein.

(afp/red)



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