Brexit-Minister Dominic Raab: Karate-Kid auf heißem Brexit-Stuhl

Zeit zur Einarbeitung in das neue Amt bleibt dem neuen britischen Brexit-Minister Dominic Raab nicht.
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Foto: DANIEL LEAL-OLIVAS/AFP/Getty Images
Epoch Times9. Juli 2018

Die schwierigen Verhandlungen mit Brüssel über den Austritt aus der EU gehen in die heiße Phase, und der dramatische Rücktritt des bisherigen Brexit-Ministers David Davis reißt eine empfindliche Lücke in das britische Verhandlerteam. Der 44-jährige Raab muss diese Lücke nun füllen – und zwar sehr schnell.

Der bisherige Staatssekretär im Bauministerium bringt immerhin Kampferfahrung für die große neue Aufgabe mit. Raab ist Boxer und zudem Träger eines schwarzen Karate-Gürtels. Schon wird in den Medien gewitzelt, dass ihm das im politischen Ringen mit Brüssel von Nutzen sein könnte.

Davis hatte das Ministeramt unter Protest hingeschmissen, weil er die Linie von Premierministerin Theresa May gegen über Brüssel als zu weich empfand. Wenige Stunden später präsentierte sie in Raab den Nachfolger. Dem zurückgetretenen Minister steht der neue Amtsinhaber sehr nahe: Davis hat Raabs Karriere seit Jahren nach Kräften gefördert. Wie Davis gilt auch Raab als vehementer Austrittsbefürworter.

Zwischen 2006 und 2008 diente der heute 44-Jährige dem Konservativen Davis, der damals Innenminister im Schattenkabinett der Opposition war, als Stabschef. Davis, der ehemalige Reservist in einer Spezialeinheit der Armee, heuerte Raab nach eigenen Angaben nicht zuletzt seines Schneids wegen an.

Dominic sei „sehr hart im Nehmen und klar denkend“, sagte Davis 2014 der „Sunday Times“. Er lasse sich nicht einschüchtern und sei zudem „sehr loyal“.

Raab gehört zu den ehrgeizigen jungen Tories, die im vergangenen Jahrzehnt ins Parlament einzogen und nun an die Kabinettstür klopfen. Er ist ein überzeugter Konservativer: Raab tritt für Steuersenkungen, einen schlanken Staat, Meinungsfreiheit und harte Maßnahmen im Anti-Terrorkampf ein.

Sein in der Tschechoslowakei geborener jüdischer Vater traf 1938 im Alter von sechs Jahren in Großbritannien ein. Er starb an Krebs, als Raab zwölf Jahre alt war. Raab studierte Jura an der Universität Oxford und schloss das Studium an der Universität Cambridge ab. Zunächst als Anwalt in der Wirtschaftskanzlei Linklaters in London tätig, wechselte er im Jahr 2000 als Berater ins Außenministerium.

Ab 2003 sammelte er Erfahrungen als Leiter eines Teams in Den Haag, das Prozesse gegen Slobodan Milosevic, Radovan Karadzic und Charles Taylor wegen Kriegsverbrechen vorbereitete.

Nachdem Davis als Schatteninnenminister zurücktrat, diente er dem damaligen Justizsprecher der Konservativen und späteren Anführer der Rebellen gegen May, Dominic Grieve, als Stabschef.

Zum Parlamentsabgeordneten wurde Raab 2010 im Wahlkreis Esher and Walton im Londoner Südwesten gewählt, der seit jeher als sichere Bank für die Tories gilt. 2011 kürte ihn das Magazin „The Spectator“ zum „Newcomer des Jahres“ im Unterhaus. Im selben Jahr tadelte ihn die damalige Innenministerin May wegen seiner Bemerkung, Feministinnen seien „nervige Eiferinnen“.

Der konservative Premierminister David Cameron machte Raab 2015 zum Justizunterstaatssekretär. Nach Camerons Rücktritt und Mays Amtsübernahme als Premierministerin in der Folge des Brexit-Referendums kehrte Raab auf die Hinterbank des Unterhauses zurück. Im Juni 2017 wurde er unter May Staatssekretär für Gerichte und Justiz und im Januar Staatssekretär für Wohnungswesen.

Raab ist mit Erika Rey-Raab verheiratet, einer brasilianischen Marketingexpertin. Das Paar hat zwei junge Söhne: Peter und Joshua.



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