Bundeswehreinsatz in Afrika: Mindestens 40 Tote bei IS-Angriffen auf Dörfer in Mali
Auf mehrere Dörfer in Mali sind vermutlich durch dschihadistische Kämpfer in dieser Woche mindestens 40 Menschen getötet worden. Die Bundeswehr ist mit mehr als tausend Bundeswehrsoldaten in dem westafrikanischen Land im Einsatz. Frankreich hat in der Region 5.000 Soldaten stationiert.

Patrouille in Gao: Ein Bundeswehrsoldat im Mali-Einsatz der Vereinten Nationen.
Foto: Kristin Palitza/dpa
Bei mehreren Angriffen auf Dörfer in Mali sind in dieser Woche mindestens 40 Menschen getötet worden. Bereits am Mittwoch hätten bewaffnete Angreifer vier Dörfer attackiert, die von der Volksgruppe der Dogon bewohnt werden, teilten örtliche Verantwortliche am Freitag mit.
Nach Armeeangaben wurden bei den Angriffen 31 Zivilisten getötet. Bei einer weiteren Attacke am Donnerstag kamen demnach neun Soldaten ums Leben, zwei weitere seien verletzt worden.
Bewaffnete Uniformierte seien mit Fahrzeugen in die vier Dogon-Dörfer gefahren, wo sie die Einwohner attackiert hätten, hieß es aus Behördenkreisen. Unter den Toten seien auch Frauen und Kinder, viele Menschen würden vermisst.
Die Angriffe ereigneten sich unweit des Dorfes Ogossagou, in dem es in den vergangenen Monaten immer wieder schwere Auseinandersetzungen zwischen der Volksgruppe der Fulani und den Dogon gegeben hatte. Im Februar waren in Ogossagou 31 Zivilisten getötet worden, bei einem Angriff im vergangenen Jahr sogar 160 Menschen. Bei all diesen Opfern hatte es sich um Angehörige der Fulani gehandelt.
In den vergangenen Jahren hatten sich im Zentrum Malis Konflikte zwischen den Fulani, die der Viehzucht nachgehen, und den Dogon, die Landwirtschaft betreiben, verschärft. Dies wird mit dem Erscheinen der dschihadistischen Gruppierung des Predigers Amadu Kufa in Verbindung gebracht, der vor allem unter den Fulani Kämpfer rekrutiert.
Seit Anfang des Jahres im Zentrum Malis bereits fast 600 Zivilisten getötet
Nach UN-Angaben wurden seit Anfang des Jahres im Zentrum Malis bereits fast 600 Zivilisten bei gewaltsamen Konflikten getötet. Der Sahel-Staat kommt seit Jahren nicht zur Ruhe. 2012 hatten mehrere überwiegend islamistische Gruppierungen die Kontrolle über den Norden Malis übernommen. Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich griff 2013 militärisch ein. Doch trotz der Präsenz tausender internationaler Soldaten herrscht weiter Instabilität in dem westafrikanischen Land.
Der Sahel-Staat Mali kommt seit Jahren nicht zur Ruhe. 2012 hatten mehrere überwiegend islamistische Gruppierungen die Kontrolle über den Norden Malis übernommen. Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich griff 2013 militärisch ein. Doch trotz der Präsenz tausender internationaler Soldaten herrscht weiter Instabilität in dem westafrikanischen Land. Frankreich hat für seine Anti-Terror-Mission „Barkhane“ mehr als 5.000 Soldaten in der Sahel-Zone stationiert.
Französische Soldaten töteten 500 dschihadistische Kämpfer
Aus französischen Sicherheitskreisen hieß es im Juni, französische Soldaten hätten in den vergangenen Monaten etwa 500 dschihadistische Kämpfer getötet oder festgenommen, darunter mehrere Milizen-Anführer. Ein Armeevertreter sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Tod der Al-Kaida Führers Droukdals durch französische Soldaten – Anfang Juni – sei ein wichtiger symbolischer Sieg für Frankreich. Droukdal sei in der Lage gewesen, dschihadistische Bewegungen in der Region zu finanzieren. Sein Tod könne die Al-Kaida-Strukturen in Nordafrika durcheinanderbringen, sagte der Armeevertreter weiter.
Die Bundesregierung plant eine Ausweitung der Bundeswehr-Mission im westafrikanischen Mali. In Zukunft sollen 450 statt bisher 350 Soldaten für die EU-Ausbildungsmission EUTM entsendet werden dürfen, wie der „Spiegel“ unter Berufung auf einen Mandatsentwurf für die Kabinettssitzung am Mittwoch berichtete. Die zusätzlichen Soldaten würden gebraucht, da die Mission ausgeweitet werden solle, heißt es demnach in dem Entwurf.
Deutsche Kampfschwimmer bilden nigrische Eliteeinheiten aus
So sollen die deutschen Soldaten die malischen Einheiten dem Bericht zufolge in Zukunft nicht nur auf Militärstützpunkten trainieren, sondern auch an ihre Einsatzorte in Krisenland begleiten dürfen. Bisher bilden die deutschen Ausbilder malische Soldaten im Feldlager Koulikoro im relativ sicheren Süden des Lands aus.
Mit dem neuen Mandat will die Bundesregierung laut dem „Spiegel“-Bericht auch die bisher bilateral vereinbarte Ausbildung von Spezialkräften im benachbarten Niger in die Mali-Mission integrieren. Mitten in der Wüste bilden dort deutsche Kampfschwimmer im Zug der Mission „Gazelle“ nigrische Eliteeinheiten aus.
Die Operation „Gazelle“, bei der deutsche Kampfschwimmer in Niger örtliche Spezialkräfte ausbilden, wird erstmals in das EUTM-Mandat einbezogen.
Die Bundeswehr ist in Mali außerdem am UN-Einsatz MINUSMA beteiligt. Im Rahmen von MINUSMA sind bis zu 1.100 deutschen Soldaten dort eingesetzt. Insgesamt sind mehr als zehntausend Blauhelm-Soldaten aus über 20 Ländern in dem westafrikanischen Land. Ihr Auftrag ist die Lage dort zu stabilisieren, islamistische Terroristen zu bekämpfen sowie den Friedensvertrag von 2015 zu unterstützen. Die UN-Mission in Mali gilt als der bisher gefährlichste Einsatz der deutschen Streitkräfte.
(afp/er)
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