Chinas Immobilienriesen kollabieren: Evergrande stellt Insolvenzantrag – Country Garden wackelt

Bereits vor zwei Jahren ist der Immobilienentwickler Evergrande aus Südchina in schwere Turbulenzen geraten. Jetzt hat er Gläubigerschutz in den USA beantragt. Ebenso droht dem Bauträger Country Garden die Pleite. Ein Dominoeffekt?
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Diese Luftaufnahme vom 3. Dezember 2022 zeigt einen Wohnkomplex des chinesischen Bauträgers Evergrande in Huaian, in Chinas östlicher Provinz Jiangsu.Foto: von STR/AFP via Getty Images
Von 18. August 2023

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Der weltweit am höchsten verschuldete Immobilienentwickler Evergrande Group hat am 17. August in New York Insolvenz angemeldet. Mit dem Antrag nach Kapitel 15 des US-Konkursgesetzes können nicht-amerikanische Firmen ihre US-Vermögenswerte vor Gläubigern schützen. Dieser Schritt folgte, nachdem Evergrande die Verhandlungen über einen 3,2 Milliarden Dollar schweren Umstrukturierungsplan verzögert hatte.

Auch die Evergrande-Tochtergesellschaft Tianji Holdings beantragte diesen Schutz am Donnerstag. Evergrandes Insolvenz verschärft die Sorgen in China wegen eines kriselnden Immobilienmarkts und wirtschaftlichen Problemen. Der Insolvenzantrag kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Immobilienkrise in China rasch ausweitet und droht, auf den Finanzsektor überzugreifen.

Inzwischen ist auch Chinas größter Immobilienkonzern Country Garden in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Wegen eines drohenden Zahlungsausfalls und enormer Schulden stürzte der Aktienkurs des Unternehmens an der Hongkonger Börse am 14. August um mehr als 15 Prozent ab. Sollte der Konzern pleitegehen, hätte dies spürbare Folgen für Chinas Wirtschaft und darüber hinaus.

Mehr als 300 Milliarden Euro Schulden

Evergrande, einst Chinas zweitgrößter Bauunternehmer nach Umsatz, hatte Mitte Juli endlich Zahlen vorgelegt. Demnach machte der Konzern in den Jahren 2021 und 2022 insgesamt umgerechnet rund 100 Milliarden Euro Verlust. Die Höhe der Schulden belief sich auf mehr als 300 Milliarden Euro. Ein Gericht in Hongkong soll im Oktober entscheiden, ob der Konzern zerschlagen wird.

Evergrande hatte im März einen Umstrukturierungsplan präsentiert. Das Unternehmen erklärte, es führe Gespräche, um Gläubiger in Hongkong, auf den Kaimaninseln und den Britischen Jungferninseln auszuzahlen.

Seine Elektrofahrzeugsparte, China Evergrande New Energy Vehicle Group, kündigte am Montag einen Schuldentauschplan an. Dieser Plan würde dem in Dubai ansässigen Mobilitätsunternehmen NWTN eine Aktienbeteiligung von 27,5 Prozent gewähren, um 500 Millionen US-Dollar (460 Millionen Euro) aufzubringen.

Country Garden kurz vor Insolvenz

Durch den Zahlungsverzug von Evergrande sind weitere Unternehmen, auf die 40 Prozent der chinesischen Immobilienverkäufe entfallen, ebenso in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Country Garden konnte am 6. August zwei fällige Zinszahlungen für Kredite im Gesamtwert von 22,5 Millionen US-Dollar (rund 20 Millionen Euro) nicht leisten. Dem Unternehmen verbleibt eine 30-tägige Schonfrist, bevor es als zahlungsunfähig eingestuft wird.

Country Garden ist eines der wichtigsten Bauunternehmen des Landes und beschäftigt Zehntausende Menschen. Das „Forbes“-Magazin führt den Konzern unter den 500 größten Unternehmen weltweit. Country-Garden-Chefin Yang Huiyan war bis vor Kurzem die reichste Frau Asiens. Die Krise in Chinas Bausektor erfasst nun jedoch auch das lange Zeit als finanziell stabil geltende Unternehmen.

Ende vergangenen Jahres hatte der Konzern seine Schulden auf 1,15 Billionen Yuan (rund 150 Milliarden Euro) beziffert. Die Zahl dürfte seitdem weiter gestiegen sein. Country Garden fährt jedes Quartal Verluste in Milliardenhöhe ein. Nach Angaben von Moody’s werden Schulden in Höhe von 31 Milliarden Yuan im kommenden Jahr fällig. Die Ratingagentur stufte das Ausfallrisiko als hoch ein.

„Wir stehen vor den größten Schwierigkeiten seit unserer Gründung“, erklärte Yang am 11. August und verwies auf die Konjunktur. Der Bausektor in China hatte seit Ende der 1990er-Jahre einen Boom verzeichnet, doch viele Unternehmer verschuldeten sich immer mehr.

Chinas Verbraucherpreise zum ersten Mal seit zwei Jahren gesunken

Die Besorgnis über den chinesischen Immobilienmarkt wurde verstärkt, nachdem eine große chinesische Treuhandgesellschaft, Zhongrong International, die in erheblichem Umfang im Immobilienbereich engagiert ist, Zahlungen für Dutzende von Anlageprodukten nicht geleistet hatte.

J.P. Morgan erklärte am 14. August, dass die zunehmenden Ausfälle bei Trusts das chinesische Wirtschaftswachstum um 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte senkten und einen „Teufelskreis“ für die Immobilienfinanzierung auslösten.

Chinas Wirtschaft ist in eine Deflation abgerutscht, da die Verbraucherpreise im Juli zum ersten Mal seit zwei Jahren gesunken sind. Das setzt die Behörden unter Druck, die geld- und steuerpolitischen Maßnahmen zu verstärken. Cai Fang, ein Berater der chinesischen Zentralbank People’s Bank of China, bezeichnete die Ankurbelung der Verbraucherausgaben als „das dringendste Ziel“. Er rief dazu auf, „alle vernünftigen und rechtmäßigen Finanzkanäle zu nutzen, um den Menschen Geld in die Taschen zu stecken“.

Die People’s Bank of China senkte am 15. August zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten die Leitzinsen, während die chinesischen Behörden die Veröffentlichung von Daten zur Jugendarbeitslosigkeit aussetzten, die einen Rekordwert in Folge erreicht hat.

(mit Material von AFP)

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „China’s Evergrande Files for Bankruptcy in New York“ (redaktionelle Bearbeitung il)



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