Der grüne Papst: Öko-Enzyklika von Franziskus erscheint

Rom (dpa) - Umweltverbände reiben sich die Hände. Alle, die am Klimawandel zweifeln, schütteln den Kopf. Franziskus hat sich das Thema Umweltschutz und Klimawandel für sein neues Weltrundschreiben vorgenommen. Ein Entwurf der Enzyklika ist sehr…
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Es ist das erste Mal, dass ein ganzes päpstliches Weltrundschreiben das Thema Umweltschutz behandelt.Foto: Claudio Peri/Archiv/dpa
Epoch Times18. Juni 2015
Umweltverbände reiben sich die Hände. Alle, die am Klimawandel zweifeln, schütteln den Kopf. Franziskus hat sich das Thema Umweltschutz und Klimawandel für sein neues Weltrundschreiben vorgenommen.

Ein Entwurf der Enzyklika ist sehr zum Ärger des Vatikans schon vorab an die Medien gedrungen. Offiziell wird aber erst heute bekannt, was genau der Papst der Welt sagen will. Eine Übersicht über die wichtigsten Fragen: 

Was ist eine Enzyklika und warum ist sie so wichtig?

Eine Enzyklika ist eines der wichtigsten Lehrschreiben der katholischen Kirche. Sie soll den Gläubigen als Wegweiser dienen, auch wenn diese die oft etwas langatmigen Texte kaum komplett lesen werden. Sie sind aber wichtig für die Interpretation des „Programms“ eines Papstes und seiner Schwerpunktsetzung.

Wie kam Franziskus‘ erste Enzyklika an?

„Lumen fidei“ („Licht des Glaubens“) handelte von der Bedeutung des Glaubens und trug stark die Handschrift seines Vorgängers Benedikt XVI. Erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche hatten zwei Päpste ein solches Werk gemeinsam vollendet. Die Reaktionen waren gemischt. Viele bemängelten, dass der Text Vorbehalte gegen die Aufklärung und Moderne enthalte und von Benedikt geprägt war.

Worum geht es dieses Mal genau?

Es geht um das Thema Umweltschutz. Der Titel des rund 200 Seiten langen Schreibens ist „Laudato si, sulla cura della casa comune“ (Gelobt seist Du – Über die Sorge um unser gemeinsames Haus der Schöpfung). Eine Referenz an Franziskus‘ Namensgeber Franz von Assisi, der ist mit seinem Sonnengesang „Laudato si“ zum großen „Öko-Heiligen“ der Kirche geworden. Franziskus will sich an alle Menschen richten. Erwartet wird, dass er argumentiert, dass vor allem ärmere Länder unter den Folgen der Umweltzerstörung leiden und dass jeder Mensch die Schöpfung schützen muss. „Der Papst wird auch bei diesem Thema die Verantwortung der Kirche, Anwältin für die Armen zu sein, wahrnehmen“, sagte die Professorin für Christliche Sozialwissenschaften an der Universität Münster, Marianne Heimbach-Steins.

Wie viel Einfluss kann so ein Schreiben auf politische und wirtschaftliche Entscheidungen haben?

Mit Spannung wird erwartet, wie politisch sich der Papst äußern und wen er konkret kritisieren wird. „Die Stimme des Papstes wird weltweit gehört“, sagt Heimbach-Steins. „Der Papst will mit der Enzyklika ausdrücklich einen Beitrag zur Weltklimakonferenz in Paris Ende dieses Jahres leisten. Seine Stimme wird für viele eine Ermutigung sein, ihrerseits politisch aktiv zu werden oder zu bleiben.“ Umweltverbände äußerten sich schon nach dem veröffentlichten Entwurf positiv. „Mit dieser Enzyklika wird der Papst all jene bestärken, die den Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energien voranbringen“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.

Warum gibt es Kritik an dem Schreiben?

Schon oft wurde Franziskus angekreidet, dass er sich zu sehr in politische Geschäfte einmische. Weil er Auswüchse des Kapitalismus angeprangert hatte, bezeichneten ihn Kritiker als Marxist. Wenn er nun den Umweltschutz in den Fokus stellt, könnte er der Öko-Papst werden. „Es gibt jetzt schon Stimmen, die dem Papst – übrigens mit zweifelhaften Argumenten – die Kompetenz absprechen, zu den brisanten Fragen etwas zu sagen“, sagt Heimbach-Steins. Vor allem in den USA hat die Enzyklika vorab konservative Kritiker auf den Plan gerufen, die bezweifeln, dass der Klimawandel menschengemacht ist oder überhaupt existiert. Interessant wird, wie Franziskus den Bogen zwischen Naturwissenschaft und Kirche schlägt – in der Geschichte mit Galileo Galilei und Charles Darwin eine sehr brisante Beziehung.

Das Thema Umweltschutz ist für den Vatikan und Päpste nicht neu, was ist jetzt das Besondere daran?

Auch Franziskus Vorgänger Papst Johannes Paul II. und Benedikt XVI. haben sich für den Umweltschutz und die Bewahrung der Schöpfung eingesetzt. Aber es ist das erste Mal, dass ein ganzes päpstliches Weltrundschreiben das Thema behandelt. „Wenn das Oberhaupt von mehr als einer Milliarde Katholiken weltweit die Bewahrung der Schöpfung und insbesondere den Schutz der Erdatmosphäre zum Mittelpunkt einer Enzyklika macht, ist das natürlich ein starkes Signal“, sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Hans Joachim Schellnhuber, der das Schreiben im Vatikan mit vorstellen wird.

(dpa)

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