Deutsche in der Schweiz: Auswanderer profitieren von hohen Löhnen und niedrigen Steuern

Hohe Gehälter, geringe Abgaben und niedrige Steuern locken jährlich viele Deutsche in die Schweiz. Allerdings gibt es für Auswanderer auch Fallstricke.
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Auswandern - vielleicht nach Schwarzenberg im Kanton Luzern (Schweiz)?Foto: iStock
Von 5. März 2023

Für immer mehr Deutsche ist in den vergangenen Jahren das Auswandern zum Thema geworden. Seit 2005 ist der Wanderungssaldo unter deutschen Staatsangehörigen durchgehend negativ – es verlassen also mehr Deutsche das Land als aus dem Ausland zuziehen. Das beliebteste Ziel von Auswanderungswilligen ist dabei weiterhin die Schweiz.

So viele Deutsche in der Schweiz wie nie zuvor

Von 247.829 deutschen Staatsangehörigen, die 2021 Deutschland verlassen hatten, ließ sich fast jeder Zehnte im südwestlichen Nachbarland nieder. Mit etwa 311.000 Personen mit deutschem Pass hatten damit so viele wie noch nie zuvor ihren Wohnsitz in der Schweiz.

Das „Handelsblatt“ hat einige Auswanderer zu ihren Erfahrungen befragt und sie gebeten, Bilanz zu ziehen. Die Aussagen der Befragten lassen darauf schließen, dass die Bereitschaft, nach Deutschland zurückzukehren, bei den Betroffenen eher ab- als zunimmt. Dies gilt auch für Personen, die ursprünglich nur ins Nachbarland gegangen waren, um für einige Jahre Berufserfahrung zu sammeln.

Enorme Anforderungen an Bewerber an Universität St. Gallen

Deutsche, die in die Schweiz ausgewandert sind, nennen häufig eine bessere Lebensqualität, die dortige Arbeitsmarktlage und eine insgesamt höhere Wirtschaftskraft als Vorteile. Das politische System ist stabil, die Steuerpolitik ist attraktiv und die Löhne sind hoch. In der Schweiz sind zudem bereits viele deutsche Unternehmen tätig, die eine attraktive berufliche Perspektive bieten können.

Die meisten deutschen Auswanderer zieht es aus beruflichen Gründen in die Schweiz. Voraussetzung für den Schritt sind eine Arbeitserlaubnis und eine Aufenthaltsgenehmigung. Für Personen, die eine Hochschulausbildung machen oder als Selbstständige arbeiten wollen, gelten Sonderbestimmungen.

Vor allem Eliteuniversitäten wie die Wirtschaftsuniversität St. Gallen verlangen von ausländischen Bewerbern das Bestehen eines Aufnahmetests. Diesen bewältigen regelmäßig nur etwa zehn Prozent der Kandidaten. Allerdings verbessert es die Karrierechancen für Ausländer in der Schweiz ungemein, diese bereits während des Studiums kennengelernt zu haben.

Wohneigentum in der Schweiz kaum erschwinglich

Zu den am häufigsten genannten Vorteilen, die ein Leben in der Schweiz bietet, gehört, dass qualifizierte Arbeitskräfte, etwa Ingenieure, mit satten Netto-Monatsgehältern rechnen können. Die Rede ist von umgerechnet 5.000 Euro aufwärts.

Neben den im Vergleich zu Deutschland deutlich höheren Löhnen und geringeren Sozialabgaben trägt auch eine geringe Steuerbelastung zum Lebensstandard bei. Vor allem Spitzenverdiener zieht es deshalb in Niedrigsteueroasen wie die Kantone Zug oder Schwyz.

Die hohen Gehälter und niedrigen Steuern haben jedoch auch eine Kehrseite: Die Lebenshaltungskosten und das Preisniveau als solches sind erheblich höher als in Deutschland. Die aktuelle Kaltmiete pro Quadratmeter beträgt im Schnitt 21,52 Schweizer Franken. Für eine 60-Quadratmeter-Wohnung wären dies umgerechnet 1.300 Euro.

Auch um Wohneigentum zu begründen, muss man tief in die Tasche greifen. Der Quadratmeterpreis liegt derzeit zwischen 6.600 Franken bei Häusern und 6.952 bei Eigentumswohnungen.

Private Krankenversicherung und attraktivere Altersrente

Erheblich sind auch die Kosten für die Krankenversicherung. In der Schweiz wohnhafte und erwerbstätige Personen trifft eine Versicherungspflicht. Für eine Vollversorgung verlangen die privaten Versicherungsanstalten häufig vierstellige Monatsprämien. Diese lassen sich lediglich durch die Vereinbarung hoher Selbstbeteiligungen senken.

Auch die Familiengründung kann in der Schweiz zum Kostenfaktor werden, da Kinderbetreuungseinrichtungen vor allem in Ballungsgebieten teuer sind. Die Kosten für die Ganztagesbetreuung betragen beispielsweise im Amaranta-Kindergarten in Zug 13.320 Franken im Jahr. In Ballungsgebieten wie Zürich können die Gebühren noch deutlich höher sein.

Christian-Philipp Pohl, Betreiber des Blogs „Auswanderluchs“, macht deshalb auch gegenüber dem „Handelsblatt“ deutlich:

Gutverdiener ohne Kinder profitieren am meisten von einem Umzug in die Schweiz. Diese Gruppe wird in Deutschland steuerlich besonders stark belastet.“

Die stark privatisierte und weniger am Umlagesystem orientierte Form der Rentenversicherung erhöht zudem die Aussicht auf deutlich höhere Altersbezüge als in Deutschland.

Dialekt und Mentalität als trennende Elemente

Einige deutsche Auswanderer kehren jedoch nach einiger Zeit auch nach Deutschland zurück. Neben familiären Erwägungen spielt dabei oft eine Rolle, dass man sich an bestimmte Eigenheiten des Lebens in der Schweiz nicht gewöhnt.

Der in Deutschland weitverbreitete Gedanke des fürsorglichen – und im Gegenzug kontrollintensiven – Staates, der Menschen gegen möglichst viele Lebensrisiken absichert, ist der Schweiz fremd. Auch Dialekt und unterschiedliche Mentalität sorgen häufig für unwillkommene Erfahrungen. Großspuriges Auftreten, Belehrungen oder allzu direkte Ansprache gehören zu jenen Eigenschaften, die Schweizer erfahrungsgemäß an Deutschen wenig schätzen.

Als wichtige Voraussetzung einer erfolgreichen Integration in der Schweiz gilt soziales Engagement. Das Land ist durch ein reichhaltiges und vielfältiges Vereinswesen geprägt. Sich dort einzubringen, erleichtert es Auswanderern regelmäßig, in der Schweiz Fuß zu fassen.



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