Dschihadisten attackieren Grenzstadt in Tunesien – „IS wollte vermutlich eigenen Staat ausrufen“

Die Behörden gehen davon aus, dass die Angreifer Dschihadisten aus dem Nachbarland waren. Westlibyen gilt als Zufluchtsort von IS-Dschihadisten.
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IS-AnhängerFoto: Getty Images
Epoch Times7. März 2016
Bei einem blutigen Angriff Dutzender mutmaßlicher Dschihadisten auf einen tunesischen Militärstützpunkt sind mehr als 40 Menschen getötet worden.

Während der heftigen Gefechte am Montag in der Stadt Ben Gardane nahe der Grenze zum Bürgerkriegsland Libyen seien 28 Angreifer, 10 Sicherheitskräfte und 7 Zivilisten ums Leben gekommen, teilten die tunesischen Ministerien für Inneres und Verteidigung mit.

Staatspräsident Béji Caid Essebsi sprach von einer organisierten Attacke: „Sie könnte darauf gezielt haben, einen neuen ‚Staat‘ auszurufen.“ Dies kann als Befürchtung interpretiert werden, dass die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sich in Tunesien festsetzen wolle.

Die Behörden gehen davon aus, dass die Angreifer Dschihadisten aus dem Nachbarland waren. Die Grenze wurde komplett geschlossen. Westlibyen gilt als Zufluchtsort von IS-Dschihadisten. Einige der Angreifer seien geflohen und würden verfolgt, für die Nacht wurde eine Ausgangssperre in Ben Gardane verhängt. Das Militär betonte, es habe die Lage in der Stadt unter Kontrolle. Man habe alle Straßen zur Stadt abgeriegelt.

Die Präsenz von Polizei und Militär sei verstärkt worden, berichtete die staatliche tunesische Nachrichtenagentur Tap. Auch der Zugang zur Urlauberinsel Djerba sei geschlossen worden. Bei den Kämpfen seien zudem sieben Sicherheitskräfte verletzt und sieben mutmaßliche Dschihadisten festgenommen worden.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte „den verbrecherischen Angriff“. „Der Versuch, mit Mord und Gewalt die tunesische Demokratie zu destabilisieren, darf nicht gelingen.“ Die Tat zeige, wie notwendig es sei, Tunesien bei der Sicherung der Grenze zu Libyen zu unterstützen. Die tunesische Regierung hatte zum Schutz vor Dschihadisten vor wenigen Wochen einen elektronisch überwachten Sandwall an der Grenze errichtet. Für den Bau hatte sie sich nach der Terrorattacke im Badeort Sousse entschieden, bei der im Juni 38 Menschen ermordet wurden. Der islamistische Attentäter soll in Libyen ausgebildet worden sein.

Im vom Bürgerkrieg zerrütteten Nachbarland kämpfen zahlreiche tunesische Extremisten in den Reihen islamistischer Milizen. Auch die Terrormiliz Islamischer Staat ist in Libyen aktiv. Sie bekannte sich unter anderem zum Überfall auf das Bardo-Museum in Tunis, bei dem vergangenes Jahr mehr als 20 Touristen in Tunesiens Hauptstadt getötet wurden.

Das tunesische Innenministerium forderte die Bewohner Ben Gardanes auf, in ihren Häusern zu bleiben. Die Ausgangssperre gelte von sieben Uhr abends bis fünf Uhr morgens. Reporter wurden gebeten, nicht in die Stadt zu reisen. Ministerpräsident Habib Essid kündigte ein Dringlichkeitstreffen mit seinen Ministern für Inneres und Verteidigung an. Bereits in der vergangenen Woche hatten tunesische Sicherheitskräfte fünf Dschihadisten getötet, die aus Libyen in das Land gekommen sein sollen.

(dpa)

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