Einlass nur mit QR-Code: Touristen-Tagesgebühr in Venedig ab 25. April

Ab Morgen muss in Venedig bezahlt werden. Mit einem QR-Code wird kontrolliert, wer und wieviele Besucher wo anwesend sind.
Blick auf den Canal Grande in Venedig: Alle zwei Jahre trifft sich dort die internationale Kunstwelt.
Blick auf den Canal Grande in Venedig.Foto: Felix Hörhager/dpa
Epoch Times24. April 2024

In Venedig gilt am Donnerstag erstmals die umstrittene Tagesgebühr für Touristen. Die Sonderabgabe von fünf Euro müssen alle Besucher zahlen, die zwischen 8.30 Uhr und 16.00 Uhr in die für ihre Kanäle und historischen Gebäude berühmte italienische Lagunenstadt wollen. Dafür müssen sie im Vorfeld im Internet einen QR-Code erwerben, der an den wichtigsten Zugangspunkten in die Stadt kontrolliert wird.

„Unser Ziel ist es, Venedig lebenswerter zu machen“, begründet Bürgermeister Luigi Brugnaro die Maßnahme. Vorwürfe der Touristen-Abzocke weist er vehement zurück: „Es geht nicht darum, Geld zu machen.“

Die Stadtverwaltung verweist zudem darauf, dass die Gebühr nur an bestimmten Tagen erhoben werden solle, an denen traditionell besonders viele Besucher in die Lagunenstadt strömen. Wer die Gebühr nicht zahlen wolle, könne als Tagestourist auf andere Daten ausweichen.

29 Tage Besuchermassen

In diesem Jahr wurden insgesamt 29 Gebühren-Tage festgesetzt, alle in der touristischen Hochsaison. Ab Donnerstag müssen die fünf Euro nun zunächst bis zum 5. Mai gezahlt werden.

Außerdem werden Tagesbesucher auch an allen folgenden Mai-Wochenenden sowie an allen Juni-Wochenenden zur Kasse gebeten. Auch zwei Wochenenden im Juli stehen auf der Liste der venezianischen Stadtverwaltung, die im Internet eingesehen werden kann. Dort kann die Gebühr auch gleich gezahlt werden.

Damit ist Venedig die weltweit erste Stadt, die ähnlich wie Vergnügungsparks einen Tageseintritt verlangt. „Es ist keine Revolution, aber der erste Schritt hin zu einem System, der den Zugang von Tagesbesuchern reglementiert“, sagt Brugnaro. „Ziel ist es, die Lebensqualität in der Stadt für diejenigen zu verbessern, die dort leben und arbeiten.“ Übernachtungsgäste seien nicht betroffen, zudem gebe es Ausnahmen beispielsweise für Kinder unter 14 Jahren und Studenten.

Druck der UNESCO

Mit der Einführung der Tagesgebühr reagierte Venedig auch auf Druck der UNESCO. Diese hatte die Stadt sowie die dazugehörigen Lagunen 1987 zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Im vergangenen Jahr aber drohte die UN-Organisation damit, Venedig als „gefährdetes“ Welterbe einzustufen – wegen „unzureichender Schutzmaßnahmen“ mit Blick auf den Massentourismus.

Erst nachdem der Stadtrat im September die Tagesgebühr beschlossen hatte, entschied das Welterbekomitee, Venedig doch nicht auf die Liste des gefährdeten Welterbes aufzunehmen.

Venedigs historisches Stadtzentrum hat nur noch gut 50.000 Einwohner. Zu Spitzenzeiten übernachten dort aber 100.000 Touristen pro Nacht, dazu kommen zehntausende Tagesbesucher. Die neue Gebühr soll vor allem zu Stoßzeiten die hohe Zahl der Tagestouristen verringern, welche die Stadt wegen ihrer Kanäle, Palazzi und Museen besuchen – aber Venedig weniger Geld einbringen als Übernachtungsgäste.

Nun sollen die Tagestouristen wenigstens die Eintrittsgebühr in die Stadtkasse spülen. Nach der Zahlung im Internet bekommen sie einen QR-Code, der beim Betreten des historischen Zentrums Kontrolleuren vorgezeigt werden muss. Wer keinen Code und keine Übernachtung nachweisen kann, soll die Gebühr noch vor Ort direkt zahlen können.

Bürgermeister Brugnaro verspricht „sehr sanfte Kontrollen“, die eher stichprobenartig ausfallen und auf keinen Fall zu Warteschlangen führen sollen. Für Touristen, die versuchen, durch die Maschen zu schlüpfen und erwischt werden, ist ein Bußgeld vorgesehen. Dieses geht theoretisch von 50 bis 300 Euro – die Behörden wollen aber nach eigenen Angaben zumindest vorerst lieber auf Überzeugung denn auf Strafe setzen. (afp)



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