Berlin stellt fünf Millionen Euro für Erdbebenopfer in Afghanistan bereit

Nach einem der schwersten Erdbeben in Afghanistan seit Jahrzehnten schwindet die Hoffnung, noch Menschen aus den Trümmern zu holen. Retter zeichnen ein düsteres Bild von den Katastrophengebieten. Berlin kündigt finanzielle Unterstützung an.
Ein Afghane sitzt in den Trümmern seines Hauses im Bezirk Zenda Jan in der Provinz Herat.
Ein Afghane sitzt in den Trümmern seines Hauses im Bezirk Zenda Jan in der Provinz Herat.Foto: Ebrahim Noroozi/AP/dpa
Epoch Times9. Oktober 2023

Die Bundesregierung hat nach der Serie schwerer Erdbeben im Westen Afghanistans zusätzliche Hilfsgelder in Höhe von fünf Millionen Euro angekündigt. „Die Berichte aus Afghanistan sind schockierend“, erklärte das Auswärtige Amt am Montag im Onlinedienst X, ehemals Twitter. „Wir lassen die Überlebenden nicht allein.“ Mit dem nun zugesagten Geld solle über einen von der UNO verwalteten Hilfsfond die Arbeit mehrerer UN-Organisationen unterstützt werden, die in Afghanistan Notunterkünfte bereitstellen oder Verletzte versorgen.

Derweil schwindet in Afghanistan die Hoffnung auf Rettung von Überlebenden. Helfer und Ärzte, die in die Katastrophengebiete im Westen des Landes geeilt waren, berichteten von einem großen Ausmaß der Zerstörung.

In zahlreichen Dörfern nordwestlich der Provinzhauptstadt Herat seien Häuser durch das Beben dem Erdboden gleichgemacht worden, sagten Augenzeugen. Das Ministerium für Katastrophenhilfe bezifferte die Zahl der Toten am Sonntag auf mehr als 2.400, weitere 2.000 seien verletzt worden. Die Zahlen konnten zunächst nicht unabhängig verifiziert werden. Es wäre eines der schwersten Erdbeben seit Jahrzehnten in Afghanistan.

Das UN-Nothilfebüro OCHA nannte am Sonntagabend mehr als 1.000 Tote, man gehe aber davon aus, dass die Zahl der Opfer steige, wenn abgelegene Regionen erreicht werden. Mehr als 11.000 Menschen seien von dem Erdbeben betroffen. Die Vereinten Nationen gaben am Sonntag fünf Millionen Dollar (4,7 Mio. Euro) Soforthilfe frei und kündigten nach der Abschätzung des Bedarfs einen baldigen Spendenaufruf an.

Erde bebte neunmal innerhalb weniger Stunden

Am Samstagmorgen hatten mehrere Erdbeben Bewohner der afghanischen Grenzprovinz nahe dem Iran aufgeschreckt. Innerhalb von nur wenigen Stunden bebte die Erde neunmal, mehr als ein Dutzend Dörfer wurden weitgehend zerstört. Am stärksten betroffen war der Bezirk Sindadschan, nordwestlich von Herat. Militär und Rettungsdienste eilten in die Katastrophengebiete. Die beiden schwersten Beben hatten laut der US-Erdbebenwarte USGS eine Stärke von 6,3.

Die Europäische Union (EU) versicherte der betroffenen Bevölkerung Afghanistans ihre volle Solidarität, wie EU-Chefdiplomat Josep Borrell beim Kurznachrichtendienst X (früher Twitter) schrieb. „EU-Teams haben das Katastrophengebiet bereits erreicht, um zu helfen“, teilte er mit, ohne Details zu nennen.

Selbst 300 Kilometer entfernt im Nachbarland Iran wackelten am Samstag Wände und Deckenleuchten, wie Bewohner der Millionenmetropole Maschhad erzählten. Auch dort setzten die Behörden Rettungsdienste in Alarmbereitschaft und schickten Teams an die Grenze, um mögliche Schäden zu untersuchen.

Land ist international politisch isoliert

Die Beben wecken Erinnerungen an die verheerende Katastrophe im Sommer vergangenen Jahres, als im Osten des Landes bei einem Erdbeben der Stärke 5,9 mehr als 1.000 Menschen in den Tod gerissen wurden. Nach Jahrzehnten voller Konflikte sind viele Dörfer mit einfacher Bauweise schlecht gegen Erdbeben gerüstet.

Seit mehr als zwei Jahren sind in Afghanistan die Taliban wieder an der Macht. Das Land ist wegen seiner repressiven Politik, die vor allem Frauen und Mädchen diskriminiert, international politisch isoliert. Auch das ist ein Grund, warum Rettungsarbeiten schwer vorankommen. Immer wieder ereignen sich schwere Erdbeben in der Region, besonders am Hindukusch, wo die Indische und die Eurasische Platte aufeinandertreffen. (dpa/dl)



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