Erfahrene EU-Politikerin und konservativer Außenseiter wollen Orban herausfordern

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Viktor Orban.Foto: PETER KOHALMI/AFP via Getty Images
Epoch Times15. Oktober 2021

In der entscheidenden zweiten Runde der Vorwahlen der Opposition in Ungarn stehen sich eine erfahrene Europabefürworterin und ein konservativer Außenseiter gegenüber. Nach einer ersten Abstimmungsrunde treten seit vergangenem Sonntag Klara Dobrev von der Demokratischen Koalition (DK) und der Wirtschaftswissenschaftler Peter Marki-Zay gegeneinander für die Spitzenkandidatur des breiten Oppositionsbündnisses an. Das Abstimmungsergebnis wird am Sonntag verkündet – der Gewinner oder die Gewinnerin soll Ministerpräsident Viktor Orban bei der Parlamentswahl im Frühjahr herausfordern.

Die erfahrene EU-Politikerin

Die 49-jährige Dobrev gewann die erste Runde der Vorwahl mit 35 Prozent der Stimmen. Die Politikerin von Ungarns größter Oppositionspartei verfehlte jedoch die absolute Mehrheit, die ihr eine Kandidatur bei der Parlamentswahl gesichert hätte.

Dobrev bezeichnet sich selbst als Sozialdemokratin. Für sie spricht, dass sie als Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments seit 2019 sowie in der ungarischen Regierung in den 2000er Jahren bereits reichlich Erfahrung gesammelt hat. Die Tochter eines Bulgaren spricht neben Bulgarisch auch Englisch, Deutsch und Russisch.

Ihr stiegen „die Tränen in den Augen“, wenn sie „den Unterschied in der politischen Kultur zwischen Ungarn und Brüssel vergleiche“, sagte die Juristin in der vergangenen Woche vor Journalisten. Als EU-Politikerin könne sie mit Gegnern auf „zivilisiertere Weise“ diskutieren.

Umfragen deuten darauf hin, dass Dobrevs Schwachstelle ihr Ehemann sein könnte, der ehemalige ungarische Ministerpräsident Ferenc Gyurcsany. Er hatte 2006 in einer privaten Rede, die jedoch an die Öffentlichkeit gelangte, Lügen eingeräumt. Seitdem wird er von Orban und dessen Parteifreunden unerbittlich angegriffen.

Der konservative Außenseiter

Auch Marki-Zay ist 49 Jahre alt, er blickt jedoch auf eine weniger hochkarätige Karriere zurück als seine Kontrahentin. Im Jahr 2018 erregte er erstmals landesweite Aufmerksamkeit, als er die Bürgermeister-Nachwahl in seiner Heimatstadt Hodmezovasarhely gewann, die seit Jahrzehnten als Hochburg der Regierungspartei Fidesz galt.

Bei der ersten Runde der Oppositions-Vorwahl war Marki-Zay hinter dem Budapester Bürgermeister Gergely Karacsony nur auf dem dritten Platz gelandet. Er konnte Karacsony jedoch überzeugen, sich aus dem Rennen zurückzuziehen. „Ich glaube, dass Peter Marki-Zay in der Lage ist, die Opposition zu vereinen“, sagte Karacsony, der in der ersten Runde der Vorwahl noch als Favorit galt.

Der Politik-Experte Robert Laszlo bezeichnete einen Sieg Marki-Zays bei der Vorwahl als „Orbans Alptraum“. „Anders als Dobrev kann er von Orban und der Fidesz-Partei nicht so leicht als Marionette von Ferenc Gyurcsany dargestellt werden“, sagte Laszlo.

Marki-Zay ist Vater von sieben Kindern und praktizierender Katholik. Er lebte fünf Jahre lang in den USA und in Kanada. Im Gegensatz zu Dobrev spricht er in dem breiten Oppositionsbündnis sowohl linke als auch konservative Wähler an, die von Orbans Politik enttäuscht sind.

Marki-Zay kennt die Ernüchterung vieler früherer Fidesz-Wähler, weil er früher selbst einer war. Er sei „am Boden zerstört“ gewesen, als Orban 2002 nach seiner ersten Amtszeit als Ministerpräsident nicht wiedergewählt wurde, räumte Marki-Zay ein. Als Orban 2010 jedoch an die Macht zurückkehrte, habe er sich von dessen Politik nicht mehr vertreten gefühlt. (afp/oz)



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