Friedensnobelpreisträger Santos sieht Kolumbien als Beispiel für andere Länder

Der Friedensnobelpreis für Santos ist umstritten. Er hatte dem heutigen rechten Oppositionspolitiker Álvaro Uribe unter dessen Präsidentschaft (2002-2010) als Verteidigungsminister gedient.
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„Den meisten von uns erschien Frieden wie ein unmöglicher Traum“, sagte der Preisträger Santos bei der Zeremonie in Oslo.Foto: Nigel Waldron/ Getty Images)
Epoch Times11. Dezember 2016

Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos hat für seine Aussöhnungspolitik mit der Farc-Guerilla den Friedensnobelpreis verliehen bekommen. In seiner Dankesrede sagte Santos am Samstag in Oslo, das Volk von Kolumbien mache „mit Unterstützung unserer Freunde aus aller Welt das Unmögliche möglich“. Das Friedensabkommen für Kolumbien könne ein Beispiel für andere vom Bürgerkrieg geplagte Länder sein – etwa für Syrien, den Jemen oder den Südsudan.

Unter den Zuhörern in dem mit Rosen und Nelken aus Kolumbien geschmückten Rathaussaal der Stadt Oslo befanden sich auch Vertreter des jahrzehntelangen Konflikts in dem lateinamerikanischen Land. Anwesend waren unter anderen zwei ehemalige Geiseln der Farc, Ingrid Betancourt und Clara Rojas.

In Stockholm überreichte unterdessen der schwedische König Carl XVI. Gustaf die diesjährigen Nobelpreise für Physik, Chemie, Medizin und Wirtschaft. Den Physikpreis erhielten die drei in den USA lebenden Briten David Thouless, Duncan Haldane und Michael Kosterlitz. Den Chemiepreis nahmen der Franzose Jean-Pierre Sauvage, der Brite Fraser Stoddart und der Niederländer Bernard Feringa entgegen. Danach folgte der Medizinpreis für den Japaner Yoshinori Ohsumi und schließlich der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften an den in den USA lebenden gebürtigen Briten Oliver Hart und den Finnen Bengt Holmström.

Der Träger des Literaturnobelpreises wurde in Abwesenheit gefeiert: Preisträger Bob Dylan hatte seine Teilnahme an der Verleihungszeremonie abgesagt. Bei der Preisverleihung trug dafür die US-Sängerin Patti Smith eines von Dylans Liedern, „A Hard Rain’s A-Gonna Fall“, vor. Dylan war am 13. Oktober als erstem Musiker überhaupt der Nobelpreis für Literatur zugesprochen worden.

Der Friedensnobelpreis für Santos ist umstritten

Santos war der Friedensnobelpreis Anfang Oktober für seine Bemühungen um die Beendigung des jahrzehntelangen Konflikts in seinem Land zuerkannt worden. Der Kongress in Bogotá hatte vor knapp zwei Wochen nach mehr als 50 Jahren blutigen Konflikts den Weg für eine Umsetzung des Friedensabkommens vom 24. November zwischen der Regierung und den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (Farc) freigemacht. Ein erstes Friedensabkommen war in einem Volksentscheid am 2. Oktober gescheitert.

Der Friedensnobelpreis für Santos ist umstritten. Er hatte dem heutigen rechten Oppositionspolitiker Álvaro Uribe unter dessen Präsidentschaft (2002-2010) als Verteidigungsminister gedient. Beide vertraten damals eine Politik der harten Hand gegenüber der Guerilla und setzten auf eine militärische Lösung. Uribe ist heute der Wortführer der Abkommensgegner.

Die Farc-Guerilla hatte 1964 im Kampf gegen Großgrundbesitzer und die Regierung zu den Waffen gegriffen. Im Konflikt zwischen der Armee, ultrarechten Paramilitärs sowie der Farc-Guerilla und anderen linken Rebellen wurden mehr als 260.000 Menschen getötet. Mehr als 60.000 Menschen gelten als vermisst, weitere 6,9 Millionen wurden in die Flucht getrieben.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) gratulierte Santos zum Nobelpreis und erklärte, es müssten außer der zügigen Umsetzung der Friedensvereinbarungen „auch die großen gesellschaftlichen Gräben überwunden“ werden, die der politische Konflikt um das Abkommen gerissen habe. Schon jetzt müssten „Projekte in Angriff genommen werden“, mit denen die Lage in den Konfliktgebieten stabilisiert und die Lebensbedingungen der Menschen sichtbar verbessert würden. Deutschland werde Kolumbien dabei wie in der Vergangenheit unterstützen.

Die Nobelpreise sind mit jeweils acht Millionen schwedischen Kronen (rund 830.000 Euro) dotiert. Sie werden traditionell am 10. Dezember, dem Todestag des 1896 verstorbenen Preisstifters Alfred Nobel in Stockholm und Oslo verliehen.  (afp)



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