Gaspreis bleibt volatil – Entwarnung aus Frankreich

Der Stopp russischer Lieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 hat den zuletzt stark gefallenen Gaspreis wieder deutlich in die Höhe katapultiert. Unterdessen will Frankreich bis zum Winter alle Kernreaktoren wieder in Gang bringen und so die Gasverstromung drosseln.
Vorerst fließt kein Gas mehr durch die Pipeline.
Vorerst fließt kein Gas mehr durch die Pipeline Nord Stream 1.Foto: Stefan Sauer/dpa
Von 6. September 2022

Die extreme Volatilität beim Gaspreis hält an. Die Ankündigung aus der Russischen Föderation, mit Verweis auf weitere erforderliche Wartungsarbeiten Lieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 nicht wieder aufzunehmen, hat den europäischen Future um etwa 30 Prozent auf 272 Euro pro Megawattstunde hochschnellen lassen. Das berichten die „Oberösterreichischen Nachrichten“.

Haben Spekulanten den Preis hochgetrieben?

Am Knoten Baumgarten in Österreich kämen derzeit nur 30 Prozent der nominierten Menge an, erklärte ein Sprecher der aus der ehemaligen Sowjetischen Mineralölverwaltung in Österreich hervorgegangenen OMV gegenüber „Reuters“. Vor der jüngsten Wartung seien es etwa 40 Prozent gewesen.

In der Vorwoche war der europäische Großhandelspreis des Dutch TTF-Kontrakts vom Augusthoch von 341 Euro auf bis zu 232 Euro abgestürzt. Der Börsenpreis für deutschen Strom hat sogar um knapp die Hälfte nachgegeben auf 540 Euro.

Dies ließ vielfach die Frage laut werden, ob es eine realwirtschaftliche Rechtfertigung für die Preise gäbe, zu denen die Energieprodukte gehandelt werden – oder ob Spekulation den Gaspreis von den tatsächlichen Knappheitsverhältnissen entkopple.

Gaspreis noch nicht wieder zurück auf Rekordniveau

Ein Faktor, der in der Vorwoche zu einem jähen Absturz der Börsenpreise gesorgt haben könnte, war unter anderem die Aussage des deutschen Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck, das eigentlich erst für Oktober ausgegebene Speicherziel von 85 Prozent Füllstand sei beim Gas bereits Anfang September erreicht worden. Zudem hatte die EU eine Konferenz zur koordinierten Eindämmung der Strompreis-Anstiege angekündigt, die zumindest Handlungswillen signalisierte.

Außerdem gehen Analysten davon aus, dass die Kurseinbrüche der vergangenen Woche eine längst überfällige Korrektur maßlos überhöhter Preise dargestellt hatten. Wie dauerhaft der Effekt sein würde, sei schwer abzuschätzen.

Tatsächlich hat die vollständige Abschaltung von Nord Stream 1 durch Gazprom wie befürchtet den Gaspreis wieder nach oben getrieben. Ein weiterer Preistreiber könnte eine zunehmende Nachfrage aus Asien sein, wobei immerhin Japan hohe Füllstände signalisiert hat.

Bei weiterem Stillstand von Nord Stream 1: Zehn Prozent Einsparung erforderlich

Analysten der Citigroup geben eine gewisse Entwarnung, was das Gasversorgungsrisiko anbelangt. – Auch wenn die Lieferungen über Nord Stream 1 noch längere Zeit ausbleiben sollten. Immerhin würde der Ausbau von LNG-Terminals in Europa und aufgestockte norwegische Lieferungen die Kapazitäten stabilisieren. Zudem habe die Nachfrage im August um 12 Prozent unter jener des Vorjahresmonats gelegen, was dem Füllen der Gasspeicher dienlich gewesen sei.

Dennoch sei es zur Sicherstellung der Versorgung erforderlich, die Nachfrage weiterhin um zehn Prozent unterhalb des Vorjahresniveaus zu halten. Auf diese Weise könnten Rationierungen im Winter vermieden werden.

Deutschland hatte in diesem Kontext vor allem wegen des Verzichts auf Ausschöpfung eigener LNG-Potenziale und der Gasverstromung zugunsten Frankreichs Bedenken. Dort sind derzeit 32 von 56 Kernkraftwerken des staatlichen Versorgers EDF zu Wartungszwecken abgeschaltet. In einigen Fällen war die Rede von möglichen längeren Ausfällen.

Frankreich: 92 Prozent der Speicher voll, alle KKWs bis Winter wieder im Einsatz

Diesbezüglich gibt es aus dem Nachbarland nun jedoch Entwarnung. Wie „Reuters“ berichtet, hat Energieministerin Agnès Pannier-Runacher nach einem Sonderministerrat mit Präsident Emmanuel Macron erklärt, dass EDF die Reaktivierung aller derzeit im Wartungszustand befindlichen Kraftwerke bis zum Winter zugesagt habe.

Eine maximale Anzahl von Reaktoren sei derzeit für Wartungsarbeiten geschlossen, um sicherzustellen, dass sie während der Nachfragespitzen in diesem Winter bereit und verfügbar sind, betont die Ministerin. „Ab Oktober werden jede Woche neue Reaktoren wieder angefahren.“

Außerdem seien die französischen Gasspeicher bereits zu 92 Prozent gefüllt. Auch wenn die russischen Gaslieferungen derzeit ihren Tiefpunkt erreicht hätten, seien sie immer noch nicht vollständig eingestellt. „Die Energiesituation ist ernst, aber wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um durch den Winter zu kommen“, versichert Pannier-Runacher.



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