Ibiza-Detektiv lässt sich im Theater umjubeln – und sieht sich als Opfer

Das „Ibiza“-Video von 2017 hat den früheren FPÖ-Chef und Vizekanzler HC Strache die Karriere gekostet. Der vorzeitig aus seiner Strafhaft entlassene Detektiv und mutmaßliche Urheber der „Ibiza“-Falle sprach vor 100 Interessierten in Wien. Er lässt sich für seine Tat feiern.
Titelbild
Screenshot aus dem bekannten Ibiza-Video von 2017. Der Detektiv Julian Hessenthaler gilt als Organisator der Video-Falle und tritt nun im Wiener Volkstheater auf.
Von 27. April 2023

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Seit sich der als „Gefängnisliterat“ umjubelte Schriftsteller Jack Unterweger 1994 als Serienmörder entpuppt hatte, zeigt sich die deutschsprachige Kulturelite weniger resozialisierungsfreudig. Was den vorzeitig aus seiner zweieinhalbjährigen Strafhaft wegen Kokainhandels entlassenen Privatdetektiv Julian Hessenthaler anbelangt, ist man jedoch zuversichtlich. Etwa 100 Personen besuchten am Donnerstag, 20. April, den ersten von drei geplanten Abenden mit dem Mastermind der „Ibiza“-Falle. Eingeladen hatte das deutsche „Correctiv“-Netzwerk.

War Hessenthaler Opfer politisch motivierter Strafverfahren – oder Strache?

„Correctiv“ macht keinen Hehl daraus, dass Hessenthaler aus seiner Sicht ein unerschrockener Kämpfer gegen die Korruption sei, der dabei ein hohes persönliches Risiko eingehe. Das Portal erklärt, im Besitz „interner Dokumente“ zu sein, die „Zweifel an dem Ablauf des Strafverfahrens stärken“. Damit stützt es Hessenthalers Opfernarrativ, das er im Rahmen der Fragestunde kultiviert.
Über die gegen ihn erwirkte Verurteilung vor dem Landesgericht St. Pölten erklärt er:

Es liefert eine Blaupause, wie man einen politisch unbeliebten Akteur ausschaltet – indem man ihn einfach strafrechtlicher Vergehen beschuldigt.“

Dass sich seine Verurteilung nicht nur auf einen – von Zeugen bestätigten – Kokainbesitz stützt, blieb an jenem Abend unerwähnt. Tatsächlich waren nicht nur Vorwürfe des Drogenhandels Gegenstand der Verurteilung, sondern auch Urkundendelikte.

Zudem hat die von ihm organisierte „Ibiza“-Falle vor allem den früheren FPÖ-Chef und Vizekanzler HC Strache möglicherweise politisch motivierter Strafverfolgung ausgesetzt. Tatsächlich hatte das Video vom August 2017 zu zehn Ermittlungsverfahren gegen Strache geführt – von denen sieben bereits eingestellt sind.

Hessenthaler bleibt dabei: „Ramin M. alleiniger Auftraggeber“

Aus Sicht der Bewunderer Hessenthalers, die sich im Volkstheater versammelt hatten, war sein Ibiza-Video ein legitimes Manöver, um die Korrumpierbarkeit von Politikern zu entlarven. Kritische Stimmen sprechen demgegenüber von einem „Staatsstreich“, der möglicherweise von langer Hand geplant worden sei.

Bis heute beharrt Hessenthaler darauf, der Wiener Anwalt Ramin M. sei der einzige Auftraggeber gewesen. Dieser habe auch die gesamten 600.000 Euro, die der Coup gekostet habe, selbst aus eigener Tasche getragen. Impulse habe zudem der frühere Bodyguard Straches geliefert, den M. als Klienten vertreten habe.

Skeptiker bezweifeln, dass der finanzielle, logistische und technische Aufwand hinter der Falle allein von einer Handvoll Personen zu leisten gewesen wäre. Deutsche Medien veröffentlichten das Video eine Woche vor der EU-Wahl 2019. Die Veröffentlichung schadete der FPÖ bei den Wahlen und bewirkte das Auseinanderbrechen der türkis-blauen Koalition.

Strache hatte stets auf Gesetzeskonformität beharrt

In dem ohne Zustimmung aufgenommenen Video versuchten Hessenthaler und eine angebliche russische Oligarchentochter, Strache und dem früheren FPÖ-Politiker Johann Gudenus politische Zusagen zu entlocken. Dafür stellten sie die Überlassung eines Geldbetrages von bis zu 270 Millionen Euro in Aussicht.

Strache und Gudenus sprachen mit der Fake-Oligarchin tatsächlich über mehrere Stunden hinweg über Machtstrukturen in Österreich. Dabei erörterten sie auch hypothetische Szenarien, wie eine Einflussnahme konkret aussehen könnte, würde man sie tatsächlich ins Auge fassen. Für die Erstveröffentlichung schnitten die beteiligten Redaktionen das Material zusammen.

Die vollständige Fassung des Materials zeigte, dass Strache sämtliche konkreten Angebote, die auf Korruption gerichtet waren, wiederholt und unmissverständlich zurückwies. Er beharrte darauf, nur für „gerade Sachen“, also gesetzeskonformes Vorgehen, zur Verfügung zu stehen.



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