In Kinos, Zügen und der Metro: Bettwanzen versetzen Frankreich in Aufregung

Paris in Aufruhr: Bettwanzen stehen im Fokus der nationalen Debatte, nachdem sie in öffentlichen Verkehrsmitteln gesichtet wurden.
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Ein Video von Bettwanzen im TGV geht viral. Symbolbild. Foto. iStock
Epoch Times4. Oktober 2023

Ihre Farbe ist braun, nach der Mahlzeit rot. So beschreibt eine französische Tageszeitung das Aussehen der kleinen Blutsauger, die sich einen prominenten Platz in der politischen Debatte Frankreichs erkrabbelt haben und ein knappes Jahr vor den Olympischen Sommerspielen in Paris für Nervosität sorgen. Zum Thema Bettwanzen soll es am Freitag sogar ein Krisentreffen mit mehreren Ministern geben.

Seit dem Ende der Sommerferien mehren sich in Online-Diensten Beiträge über die Präsenz der nachtaktiven Parasiten in Kinos, Zügen und der Pariser Metro. Auch in der französischen Nationalversammlung ließ sich am Dienstag eine größere Gruppe Bettwanzen sehen, allerdings in einem gut verschlossenen transparenten Behältnis.

Die linke Abgeordnete Mathilde Panot hielt ihn zu Demonstrationszwecken in die Luft, während sie der Regierung vorwarf, nicht genug gegen die Verbreitung von Bettwanzen zu tun. Sie forderte die Einrichtung eines kostenlosen Desinfektionsdienstes für betroffene Bürger. „Da ist die Garantie, dass keine umweltschädlichen Produkte benutzt werden“, betonte sie. Die Sozialisten fordern ihrerseits eine neue Klausel in Versicherungsverträgen für Häuser und Wohnungen.

Bettwanzen-Video im TGV-Zug läuft viral

Das Regierungslager will im Dezember einen Gesetzesvorschlag zum Umgang mit Bettwanzen einbringen – räumte aber ein, dass nicht einmal das Ausmaß des Problems bekannt sei. „Wir wissen nicht, ob es heute mehr Bettwanzen gibt als 2019“, sagte der Renaissance-Abgeordnete Bruno Studer. Nach einer im Juli veröffentlichten Studie sind elf Prozent aller Haushalte in Frankreich betroffen – unabhängig vom sozialen Milieu.

Fest steht, dass die schuppigen, etwa einen halben Zentimeter großen Tiere, die zu den Schnabelkerfen zählen, in den vergangenen Wochen mehr Aufmerksamkeit bekommen haben als zuvor. Ein verwackeltes Video eines kleinen Insekts, das am helllichten Tag über den Sitz eines TGV-Zugs krabbelt, kommt mittlerweile auf mehr als sieben Millionen Zuschauer. Die französische Bahn SNCF bat die Autorin im Online-Dienst X (vormals Twitter), die Diskussion in Form persönlicher Nachrichten fortzusetzen.

Zwei Schulen wegen Wanzenbefalls geschlossen

Bislang hat die SNCF die Präsenz von Bettwanzen in Zügen nicht bestätigt. Allerdings wurden wegen Wanzenbefalls bereits zwei Schulen in Marseille und in der Nähe von Lyon vorübergehend geschlossen. Mehrere Kinobetreiber haben in den vergangenen Wochen Spezialisten angefordert, um die Kinosäle mithilfe von Spürhunden zu untersuchen.

„Wer Bettwanzen hat, für den ist es die Hölle“, sagte Gesundheitsminister Aurélien Rousseau, der zugleich betonte, dass es „keinen Grund für allgemeine Panik“ gebe.

Die Blutsauger waren in den 50er Jahren aus dem Alltagsleben weitgehend verschwunden, sind seit bereits drei Jahrzehnten aber zunehmend präsent. Befördert wird dies durch Reisen, das Kaufen von Gebrauchtkleidung, wachsende Resistenz der Tierchen gegen Insektizide und vermutlich auch durch den Klimawandel.

Krisensitzung

Verkehrsminister Clément Beaune hatte am Mittwoch Vertreter der Bahn, des öffentlichen Nahverkehrs und der Flughäfen zu einer Krisensitzung einberufen. Ziel des Treffens sei es, die Nutzer „zu informieren und zu beruhigen“, hieß es.

Die Regierung verweist zudem auf die seit Jahren geltenden Verhaltensregeln: Reisende sollten vermeiden, ihre Koffer auf Hotelbetten abzustellen. Mutmaßlich befallene Wäsche sollte bei 60 Grad gewaschen werden.

Die Aufregung der Politiker hängt nicht zuletzt mit den Olympischen Spielen zusammen, die im kommenden Sommer in Paris und an anderen Orten im Land stattfinden: Angesichts der erwarteten Besucherscharen soll alles getan werden, um einen Imageschaden zu vermeiden. „Wir wollen die Touristen in den besten Bedingungen empfangen“, mahnte der Abgeordnete Robin Reda. (afp/dl)



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