Katar hat Schlüsselrolle in Verhandlungen mit Taliban

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Heiko Maas und Sheikh Mohammed bin Abdulrahman al-Thani geben eine Pressekonferenz in Katar.Foto: KARIM JAAFAR/AFP via Getty Images
Epoch Times1. September 2021

Dem Golf-Staat Katar kommt nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan eine Schlüsselrolle im Verhältnis der internationalen Gemeinschaft mit den Islamisten zu. Das Emirat entsandte am Mittwoch ein technisches Team nach Kabul, um mögliche Unterstützung für die Wiederaufnahme des Flugbetriebs am Flughafen zu besprechen. Die Niederlande und weitere Länder verlegten ihre diplomatische Afghanistan-Vertretung nach Doha. Dort besprach auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) das weitere Vorgehen mit Katars Außenminister.

Am Flughafen Kabul landete ein Flugzeug von Qatar Airways mit einem technischen Team an Bord, wie die Nachrichtenagentur AFP aus informierten Kreisen erfuhr. Demnach gibt es aber „noch keine endgültige Einigung über die Bereitstellung technischer Hilfe“. Die Techniker aus Katar seien auf Ersuchen der Taliban nach Afghanistan entsandt worden.

Die katarische Regierung verlangte von den Islamisten Garantien für eine „sichere Ausreise“ von Schutzbedürftigen. Es müsse Freizügigkeit für alle Menschen gelten, die Afghanistan verlassen oder nach dort einreisen wollten, sagte Außenminister Scheich Mohammed bin Abulrahman al-Thani. Die „Verpflichtungen“ der Taliban müssten erfüllt werden, sobald der Flughafen der afghanischen Hauptstadt wieder funktionstüchtig sei.

US-Militär abgezogen

Das US-Militär hatte am Montag seine letzten Soldaten aus Afghanistan abgezogen. Diese hatten nach der Machtübernahme der Taliban in Kabul zunächst weiter den Flughafen gesichert. In der Nacht zum Dienstag übernahmen die Islamisten die Kontrolle über den Flughafen.

Bei einem Besuch in Doha kündigte die niederländische Außenministerin Sigrid Kaag an, ihr Land werde seine diplomatische Vertretung von Kabul nach Katar verlegen. Die Niederlande folgen damit dem Beispiel der USA und Großbritanniens.

Bundesaußenminister Maas erklärte auf Twitter, er habe in Doha „intensive, gute Gespräche“ geführt. „Wir suchen nach praktikablen Lösungen, (…) um Deutschen, Ortskräften und weiteren Schutzbedürftigen die Ausreise zu ermöglichen.“ Dabei führe kein Weg vorbei an Gesprächen auch mit den Taliban. Katar war bereits Transitland für rund 43.000 Menschen, die aus Afghanistan ausgeflogen wurden.

Es gebe weiter eine „sehr große Zahl von Menschen“, die aus Afghanistan nach Deutschland geholt werden sollen, sagte ein Regierungssprecher in Berlin. Die Bundesregierung habe begonnen, zusätzliches Personal an Vertretungen in Nachbarstaaten Afghanistans zu entsenden, um von dort die Ausreise zu organisieren.

Neue Schutzzusagen würden allerdings nicht mehr erteilt, sagte der Sprecher. Nach Deutschland ausreisen können demnach deutsche Staatsbürger, Afghanen, die nachweislich als Ortskräfte im Dienste Deutschlands gearbeitet haben, sowie weitere Menschen, die bis zum vorzeitigen Ende der Evakuierungsaktion als schutzbedürftig identifiziert worden seien.

Taliban feiern ihren Sieg

Die Taliban feierten derweil den Abzug der letzten US-Truppen. In Kandahar, der Geburtsstätte der Islamistenbewegung, stellten sie in einer Parade erbeutetes US-Militärgerät zur Schau. Die Kämpfer im Panschir-Tal, eine der letzten Bastionen des Widerstands gegen die Taliban, riefen die Islamisten auf, die Waffen niederzulegen. Nur so könne ein blutiger Krieg vermieden werden.

US-Präsident Joe Biden verteidigte den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan. Das Ende des 20-jährigen Militäreinsatzes sei „die beste Entscheidung für Amerika“ gewesen, sagte er in einer kämpferischen Rede im Weißen Haus. „Es war an der Zeit, diesen Krieg zu beenden.“ Die Evakierungsmission der vergangenen Wochen lobte er als „außergewöhnlichen Erfolg“.

Der ehemalige Oberbefehlshaber der westlichen Einheiten in Afghanistan, US-General David Petraeus, widersprach. „Wenn man sich die Hunderttausenden von Afghanen ansieht, die versuchen, das Land zu verlassen, sollte das etwas darüber aussagen, wie sie sich fühlen, wenn ihnen wieder die Taliban-Herrschaft auferlegt wird.“ Nach dem US-Truppenabzug stehe das Land vor dem Zerfall. Die Lage sei „katastrophal“. (afp)



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