Marathon mit Frauen in Afghanistan: Laufen für die Freiheit

Der zum zweiten Mal organisierte internationale Marathon von Bamiyan ist das einzige Sportereignis in Afghanistan, an dem Männer und Frauen gleichzeitig teilnehmen dürfen.
Titelbild
Afghanische und internationale Marathonläufer nehmen an einem Marathonlauf auf einem Kurs teil, der sie am 4. November 2016 an den zerstörten Buddhastatuen in der Provinz Bamiyan vorbei führte.Foto: WAKIL KOHSAR/AFP/Getty Images
Epoch Times4. November 2016

Sie rennen für die Freiheit: 15 Frauen, die am Freitag in Afghanistan an einem Marathonlauf teilgenommen haben, setzen ein Zeichen. In einem Land, in dem Frauen, die in der Öffentlichkeit laufen, als unsittlich gelten, gingen sie zusammen mit den Männern an den Start. Der zum zweiten Mal organisierte internationale Marathon von Bamijan ist das einzige Sportereignis in Afghanistan, an dem Männer und Frauen gleichzeitig teilnehmen dürfen.

Während die Frauen hier als gleichberechtigte Sportlerinnen antreten, sind sie beim Training in ihren Heimatstädten regelmäßig Belästigungen ausgesetzt. Im einsam gelegenen Bamijan liefen die Teilnehmerinnen, darunter sechs Afghaninnen und eine Iranerin, am Freitag ungestört.

Schmerzliche Erinnerung an die Sprengung der Buddha-Statuen

Der Lauf begann unterhalb der Felsen, in denen sich die berühmten riesigen Buddha-Statuen befanden. Die zum Weltkulturerbe zählenden Statuen waren 2001 von den damals herrschenden radikalislamischen Taliban weggesprengt worden.

Organisiert wurde der Marathon das zweite Jahr in Folge von den beiden Engländern James Bingham und James Willcox. Im konservatisch-islamischen Konfliktstaat Afghanistan ist der beide Geschlechter umfassende Marathon nicht einfach ein Sportereignis: Für die Frauen ist die Teilnahme geradezu ein subversiver Akt.

Insgesamt hundert Teilnehmer starteten in herbstlicher Kälte zu der gut 42 Kilometer langen Strecke im Zentrum Afghanistans. Unter den Läuferinnen war Nilofar, eine Medizinstudentin aus Masar-i-Scharif. „Laufen gibt mir Freiheit“, sagte die 21-Jährige, die allein durch ihr vergleichsweise kurzes T-Shirt eine ungewohnte Bewegungsfreiheit genoss: Normalerweise bedeckt sie beim Laufen ihre Leggings mit einem über das Knie reichenden Gewand.

Die Schwierigkeiten für Frauen

Sie trainiere mit der Genehmigung des Gouverneurs in Parks in Masar-i-Scharif, berichtete Nilofar. „Er unterstützt uns. Ich kann nicht einfach in den Straßen laufen.“ Auch die 18-jährige Samana aus Kabul kann nicht nach Lust und Laune trainieren: Sie geht vor Sonnenaufgang in den Straßen der afghanischen Hauptstadt joggen.

Nilofar machte in Kabul schlechte Erfahrungen: Während eines Rennens in der Stadt seien sie und andere Läuferinnen belästigt worden. „Wir waren vier Frauen. Passanten haben uns belästigt und schikaniert, Autos haben sich uns in den Weg gestellt.“ Zum Glück hätten männliche Läufer die Sportlerinnen unterstützt.

Auch Kubra aus Kabul machte schlechte Erfahrungen: „Laufen ist voller Risiken“, sagte sie. „Manchmal werden wir verprügelt.“ Aber sie laufe weiter, um anderen Frauen den Weg zu ebnen. „In zwei bis drei Jahren werden sich die Leute an laufende Frauen gewöhnt haben.“ Kubra trat mit Unterstützung von der Deutschen Cornelia Schneider vom Verein Free to Run an. Begleitet wurde sie von dem kanadischen Marathon-Star Martin Parnell, der in den 60er Jahren Rekorde brach – darunter die Teilnahme an 250 Marathonläufen innnerhalb eines Jahres.

Die Botschaft an andere Frauen

Am Freitag blieben die Frauen von Belästigungen verschont. Das in den zentralafghanischen Bergen gelegene Bamijan ist eine Oase der Ruhe, die von den Konflikten im Land weitgehend verschont geblieben ist. Auf der malerischen Marathonstrecke stellte sich höchstens Vieh den Läuferinnen und Läufern in den Weg.

Allerdings machten die Steigungen und die dünne Luft in dem 2500 Meter hoch gelegenen Tal den Teilnehmern das Leben schwer. Der Iranerin Mahsa Torabi ging die Puste aus, doch sie lief weiter. Die 42-Jährige, die im April in der iranischen Stadt Schiras als erste Frau seit 1979 einen Marathon schaffte, will in Teheran einen Marathon für Männer und Frauen organisieren. „Ich möchte anderen Frauen sagen: Du kannst es schaffen.“   (afp/rls)



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