Naher Osten: 82 Prozent der Menschen im Westjordanland befürwortete den Angriff auf Israel

Das Ansehen der Hamas ist im Westjordanland seit dem Überfall auf Israel deutlich gestiegen. Ein Überblick zur aktuellen Lage.
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Provisorium am 13. Dezember 2023 in Al-Mawasi, Rafah, Gaza. Eine sogenannte Sicherheitszone, welche die israelische Armee den Palästinensern empfohlen hat, ist die Beduinenstadt al-Mawasi an der Küste im Süden des Gazastreifen.Foto: Ahmad Hasaballah/Getty Images
Epoch Times14. Dezember 2023

Nach dem Massaker in Israel und dem dadurch ausgelösten Gaza-Krieg stieg das Ansehen der Hamas im Westjordanland deutlich.

44 Prozent der Menschen unterstützten die Hamas, während es dort im September nur 12 Prozent waren, hieß es in einer Erhebung des als seriös geltendenden palästinensischen Umfrageinstituts PSR. Auch im Gazastreifen stieg das Ansehen der Hamas, wenn auch weniger stark von 38 Prozent auf 42 Prozent.

In der Frage, ob der Hamas-Überfall auf Israel vor mehr als zwei Monaten richtig war, gehen die Meinungen zwischen den Palästinensern im Westjordanland und dem Gazastreifen auseinander. Während im Westjordanland 82 Prozent den Angriff befürworteten, waren es im direkt betroffenen Küstenstreifen nur 57 Prozent.

Der Chef der islamistischen Hamas hat eine Zukunft des Gazastreifens ohne die Einbindung seiner Organisation als eine „Illusion“ bezeichnet. „Jede Vereinbarung in Gaza oder im Hinblick auf die palästinensische Sache ohne die Hamas oder die Widerstandsbewegungen ist eine Illusion“, sagte Ismail Hanija am Mittwoch in einer Fernsehansprache.

Er sei bereit, über ein „Ende der Angriffe in Gaza“ zu diskutieren, betonte der Hamas-Chef. Seine Organisation sei offen für Gespräche, die zu einem „politischen Weg“ führten, welcher „das Recht des palästinensischen Volkes auf einen unabhängigen Staat mit Jerusalem als Hauptstadt“ sichere.

Netanjahu: „Nichts wird uns aufhalten“

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärte mit Blick auf die Terroristen der Hamas, er lasse es nicht zu, dass Menschen in den Gazastreifen einreisten, „die den Terrorismus unterstützen oder finanzieren“.

„Wir machen weiter bis zum Ende, bis zum Sieg, bis zur Zerstörung der Hamas, auch angesichts internationalen Drucks“, sagte Netanjahu vor Soldaten laut einer Mitteilung des Regierungspresseamtes. „Nichts wird uns aufhalten.“

Angesichts der humanitären Lage im Gazastreifen verliert Israel etwas an Rückhalt. In der UN-Vollversammlung hatten mehr als 150 Länder einen sofortigen humanitären Waffenstillstand verlangt, was Israel empört zurückwies.

Auch der Druck aus den USA wächst. Das Weiße Haus erwartet vom Besuch des Nationalen Sicherheitsberaters in Israel ab heute „äußerst ernste Gespräche“. Jake Sullivan will mit Netanjahu und dem Kriegskabinett über die nächste Phase der militärischen Operationen im Gazastreifen und die israelischen Bemühungen sprechen, präziser vorzugehen und den Schaden für die Zivilbevölkerung zu verringern.

Israel: Hamas nutzt Zivilisten als Schutzschilde

Die israelischen Streitkräfte warfen der Hamas erneut vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. „Unsere Truppen haben große Waffendepots und Tunnel in mehreren Schulen gefunden. Sie haben sogar versteckt in einem Teddy-Bären ein Scharfschützengewehr entdeckt“, sagte Militärsprecherin Keren Hajioff.

Dennoch bemühten sich die Streitkräfte, bei ihrem Einsatz gegen die Hamas zivile Opfer zu vermeiden. „Unser Krieg gilt der Hamas, nicht den Menschen in Gaza“, sagte Hajioff. „Aber während die Hamas jeden unschuldigen Toten als Teil ihrer Strategie betrachtet, ist für uns jeder Tod eines Unschuldigen eine Tragödie.“

Die Hamas feuert nach Angaben der israelischen Streitkräfte weiterhin Raketen aus der von Angriffen ausgenommenen „humanitären Zone“ im Gazastreifen ab. Seit der Einrichtung der Schutzzone für Zivilisten am 18. Oktober seien aus dem Gebiet rund um die Ortschaft Al-Mawasi an der Mittelmeerküste 116 Raketen auf Israel abgeschossen worden, teilte das Militär mit.

Am 13. Dezember 2023 in der Altstadt in Nablus, Westjordanland. Der Krieg Israels gegen die Hamas hat auch das Leben in Ostjerusalem und im Westjordanland unsicherer gemacht. Im vergangenen Monat bekannte sich die Hamas auch zu einer tödlichen Schießerei in Jerusalem durch zwei Brüder aus dem Ostteil der Stadt. Foto: Spencer Platt/Getty Images

38 Geschosse seien innerhalb des Gazastreifens eingeschlagen. „Die Hamas nutzt die humanitäre Zone weiterhin, um terroristische Aktivitäten auszuüben und bringt damit das Leben von Zivilisten im Gazastreifen und in Israel in Gefahr“, hieß es in der Mitteilung der Streitkräfte weiter.

Bei einem israelischen Militäreinsatz in der Nacht wurden in Dschenin im Westjordanland indes nach palästinensischen Angaben zwei Menschen getötet. Sie seien bei einem Drohnenangriff auf ein Haus in der Stadt getroffen worden, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium mit.

Regen verschlimmert Lage für Vertriebene

Aufgrund von heftigen Regenfällen verschärft sich die Lage der Vertriebenen im Gazastreifen. „Wir haben Angst um unsere Kinder wegen der Kälte und des Regens, die mit dem Wintereinbruch immer schlimmer werden“, sagt Chadija al-Scharafi, der im Gazastreifen wohnt. Er und seine Familie hätten auf der Flucht aus dem nördlichen Teil des abgeriegelten Gebiets alles zurückgelassen. Jetzt seien sie ohne ausreichend Kleidung dem Wetter ausgesetzt.

Nach Angaben des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA sind mittlerweile fast 1,9 Millionen Menschen wegen des Kriegs im Gazastreifen Binnenvertriebene – bei mehr als 2,2 Millionen Bewohnern insgesamt. Viele Menschen schlafen unter freiem Himmel. (dpa/ks)



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