Pasta-Inflation in Europa: Das Kilo Nudeln für zwei Euro?

Liebhaber von Pasta und Nudeln haben eine schwere Zeit. Die Preise explodieren. In Italien wurde bereits mit einem Pasta-Streik der Verbraucher gedroht.
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In Europa sind die Kosten für die Konsumenten von Pasta im letzten Jahr deutlich gestiegen.Foto: iStock
Von 25. Juni 2023

Die Preise für die Lieblingsspaghetti, Fussili oder Farfalle sind in den letzten Monaten in die Höhe geschossen. Große Pastakäufer Italiens bereiteten einen einwöchigen Kaufboykott vor, um gegen die explodierenden Preise vorzugehen. Die Verzweiflung der Pastaliebhaber dort ist erklärbar, wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche Italiener allein 23,5 Kilogramm Pasta pro Jahr verzehrt. Schließlich wurde der für den ab 22. Juni angekündigte „Streik“ in letzter Minute von den Organisatoren abgesagt.

Die Verbraucherorganisation Assoutenti erklärte, dass allein die Boykottdrohung ihr Ziel erreicht habe: „Nach Erhebungen von Istat, dem Ministerium für Unternehmen und ‚Made in Italy‘ sind die nationalen Pasta-Preise deutlich gefallen.“

Mittlerweile koste das Kilo wieder unter zwei Euro. Doch nicht nur die italienischen Hausfrauen schütteln angesichts der Pastapreise den Kopf. Auch auf politischer Ebene wird überlegt, ob eingegriffen werden kann oder soll.

Barilla-Pasta für 2,13 Euro

Der Preisanstieg für Pasta betrug im April in Großbritannien 27,6 Prozent, in Deutschland 21,8 Prozent, in Frankreich 21,4 Prozent und in Italien 15,7 Prozent – auf Jahresbasis berechnet.

In Ungarn stiegen die Preise noch höher. Im April kosteten Trockenteigwaren 47,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Die niedrigsten Preissteigerungen gab es in Zypern und Bulgarien mit 6,8 beziehungsweise acht Prozent, berichtet das Wirtschaftsportal Financial Review“.

Je nach Hersteller und Region variieren die Zahlen. Barilla-Pasta zum Beispiel verteuerte sich in Italien bis März von durchschnittlich 1,70 Euro auf 2,13 Euro. Das entspricht einem Anstieg von mehr als 25 Prozent. In der Provinz Siena in der Toskana betrug der Anstieg dabei mehr als 58 Prozent, in Alessandria im Nordwesten Italiens 4,6 Prozent, berichtet CNN.

Wieso ist Pasta auf einmal so teuer?

Nudeln werden aus Hartweizen, auch Durum genannt, hergestellt. Etwa zehn Prozent der gesamten Weizenmenge der Welt entfällt auf Hartweizen. Weltmarktführer für den Anbau ist Kanada. Weitere wichtigste Anbauländer sind Italien, Frankreich, Spanien und Griechenland. In Deutschland und Österreich wächst der wärmeliebende Durum nicht gut. Der deutsche Bedarf kann nur zu 20 Prozent aus eigener Produktion gedeckt werden.

Gleichzeitig ist die Nachfrage nach „Made in Italy“-Nudeln gestiegen. Der jährliche Hartweizenbedarf der italienischen Mühlen- und Teigwarenindustrie liegt bei etwa sechs Millionen Tonnen. Angebaut werden in Italien kaum vier Millionen Tonnen.

2021 stiegen die Preise für Hartweizen in „schwindelerregende Höhen“ – Ursache war eine miserable Ernte in den Anbaugebieten. Das betraf sowohl Europa als auch den weltgrößten Exporteur, Kanada. Die Tonne Hartweizen wurde teilweise für 515 Euro gehandelt und war damit mehr als doppelt so teuer wie 2020. In Kanada war es für den Anbau zu trocken, in Italien teilweise auch. In Frankreich war es zu feucht: Französischer Hartweizen war 2021 wegen Pilzbefall und Auswuchs kaum mühlenfähig. China kaufte im Jahr 2021 großzügig ein: + 140 Prozent verglichen mit 2020.

Daraufhin sahen sich die europäischen Hersteller und Mühlen gezwungen, teuer einzukaufen. Seither sind die Preise in Kanada zwar um rund 40 Prozent gesunken, doch wir essen immer noch Produkte, die aus diesem früheren teuren Weizen hergestellt wurden.

„Die Preise sind immer noch hoch, weil die Unternehmen ihre Weizenvorräte aufbrauchen, die sie zum Höchstpreis gekauft haben“, erklärte Giuseppe Ferro, Geschäftsführer von La Molisana, dem viertgrößten italienischen Pastariesen, zitiert von „Financial Review“. Laut Ferro „reichen diese Vorräte sicher noch drei bis vier Monate“.

Hat der Ukraine-Krieg Auswirkungen auf die Preise? In der Ukraine wird kaum Durum angebaut, die Einflüsse sind daher eher indirekt. Die allgemeine Inflation, die damit verbundenen kontinuierlichen Lohnerhöhungen sowie die Kosten für Transport, Energie und Verpackungsmaterial sind allesamt Faktoren, die zu spüren seien, erklärte David Ortega, Lebensmittelökonom an der Michigan State University, gegenüber dem Wirtschaftsportal.

Politik: Preisstopp nein, Steuern und Drohungen ja

Regierungen haben aufgrund der Inflation durchaus in die Marktpreise eingegriffen, mit Preisstopps oder steuerlichen Maßnahmen. Das betraf jedoch nicht unbedingt Pasta.

Im Mai berief der italienische Industrieminister Adolfo Urso beispielsweise dazu eine Krisensitzung ein. Die Regierung einigte sich darauf, nicht in die Preisfestsetzung einzugreifen.

In Frankreich schaffte es die Regierung, die Preissteigerungen etwas zu bremsen, indem sie im zweiten Quartal 2023 mit der Einführung einer Sondersteuer drohte. Der französische Finanzminister Bruno Le Maire erreicht damit, dass sich 75 Lebensmittelhersteller mit einer Preissenkung ab dem 1. Juli einverstanden erklärten, berichtet das Wirtschaftsportal „vg.hu“.

Auch in Spanien hat die Regierung versucht, die Belastung der Bürger zu verringern, indem die Mehrwertsteuer gesenkt wurde. In Bezug auf Teigwaren halbierte sich diese bereits zu Beginn des Jahres auf fünf Prozent.

Bekannte Hersteller wie Barilla, die ebenfalls italienische La Molisana und die französische Panzani bestehen jedoch darauf, dass die Preise für ihre Nudeln „fair“ sind und dass die jüngsten Preiserhöhungen „die Auswirkungen der höheren Produktions- und anderen Inputkosten nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine widerspiegeln“.



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