Rotes Meer: USA gehen erneut gegen Huthi-Stellungen vor – deutsches Kriegsschiff soll sich an Mission beteiligen

Nach Wochen von Raketenangriffen der Huthi-Milizen auf zivile Handelsschiffe haben die USA und ihre Verbündeten Luftangriffe gegen Einrichtungen der proiranischen Rebellen vorgenommen. Präsident Biden will eine Eskalation vermeiden – die Huthis drohen mit Vergeltung.
Neu rekrutierte Huthi-Rebellen am Ende ihrer Ausbildung.
Neu rekrutierte Huthi-Rebellen am Ende ihrer Ausbildung.Foto: Osamah Yahya/ZUMA Press Wire/dpa
Von 13. Januar 2024

Am frühen Samstagmorgen, 13. Januar, haben Streitkräfte der USA erneut Luftschläge gegen militärische Einrichtungen der vom Iran gesteuerten Huthi-Rebellen im Jemen durchgeführt. Bereits am Tag zuvor hatten sich mehrere Nationen unter Führung der USA und Großbritanniens an einer Intervention gegen etwa 30 Huthi-Stellungen beteiligt. Hintergrund des Vorgehens sind seit Wochen andauernde Angriffe der Rebellen gegen zivile Handelsschiffe im Roten Meer.

USA sprechen von mindestens 28 Angriffen der Huthis auf zivile Schifffahrt

Wie BBC mitteilt, hat sich der amerikanische Militärschlag gegen eine Radarstation der Iran-Proxys gerichtet. Das Zentralkommando der US-Streitkräfte (CENTCOM) hat um 3:45 Uhr morgens durchgeführten Angriff mithilfe von Tomahawk-Raketen bestätigt. In einer Erklärung auf X heißt es vonseiten der Streitkräfte auch, es gebe einen Zusammenhang mit der Offensive vom Vortag. Die Operation diene dem Ziel, die Fähigkeiten der Huthis zu beeinträchtigen, Seeschiffe, einschließlich Handelsschiffe, im Roten Meer anzugreifen. Seit dem 19. November 2023 hätten die proiranischen Rebellen mindestens 28-mal versucht, zivile Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden anzugreifen oder einzuschüchtern.

Dabei seien „ballistische Anti-Schiffs-Raketen, unbemannte Luftfahrzeuge und Marschflugkörper“ zum Einsatz gekommen, zitiert der „Punjab News Express“ die Erklärung. Eine Verbindung der Luftangriffe zur „Operation Prosperity Guardian“ bestehe nicht.

Bei dieser handelt es sich um eine im Dezember 2023 gebildete, US-geführte Koalition in der Straße von Bab al-Mandeb und im Golf von Aden. An dieser beteiligen sich nach bisherigem Stand mehr als 20 Länder – unter ihnen die Niederlande, Griechenland und Dänemark.

Iran-Proxys erklären Einrichtungen der USA und Großbritanniens zu legitimen Zielen

An den Luftschlägen der vergangenen Tage hatten sich auch Kanada, Australien, Bahrain und die Niederlande beteiligt. US-Präsident Joe Biden machte deutlich, eine Eskalation der Spannungen in der Region verhindern zu wollen. Allerdings werde man „auf die Huthis reagieren, wenn sie dieses ungeheuerliche Verhalten fortsetzen“.

Der Koordinator für strategische Kommunikation im Nationalen Sicherheitsrat der USA, John Kirby, hatte sich gegenüber CNN zu der Operation am Freitag geäußert. Die Angriffe hätten sich gegen Radaranlagen und Kommando- und Kontrollknoten der Huthis gerichtet. Zudem gehe man gegen Einrichtungen vor, die für die Lagerung und den Start von Drohnen, Marschflugkörpern und ballistischen Raketen genutzt werden.

Allerdings schoss die Gruppierung nach den Angriffen vom Freitag bereits eine weitere ballistische Rakete auf ein Handelsschiff im Golf von Aden ab. Die Huthis drohten zudem Vergeltung an. Amerikanische und britische Einrichtungen seien fortan „legitime Ziele“.

Zudem werde man weiterhin Schiffe angreifen, die man als „mit Israel verbunden“ betrachte oder die dorthin unterwegs seien. Seit Beginn der Antiterror-Offensive der Regierung in Jerusalem gegen die Hamas in Gaza hatten die Huthis mehrfach auch versucht, den jüdischen Staat mit Raketen zu treffen. Die israelische Luftabwehr und die US-Marine konnten diese jedoch abfangen.

Saudi-Arabien will Waffenstillstand mit Huthis nicht gefährden

Anschließend hatten sich die Huthis auf Angriffe gegen die zivile Schifffahrt verlegt. Den Milizen war es dank erheblicher Unterstützung aus Teheran im Jahr gelungen, Teile des Jemen inklusive der Hauptstadt Sanaa unter ihre Kontrolle zu bringen. Dabei vertrieben sie den legitimen Präsidenten Abdrabbuh Mansour Hadi, der seither in Riad residiert.

Bereits seit 2003 versucht eine Koalition unter Führung Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate, den Einfluss der Huthis im Jemen zu begrenzen. Seit 2015 versuchen die Verbündeten, die Hauptstadt zurückzuerobern und Hadi wieder einzusetzen. Die Militäraktion forderte bislang eine Vielzahl an Todesopfern und brachte Teile des Jemen an den Rand einer Hungersnot. Zählbare Erfolge brachte sie jedoch kaum – auch aufgrund der massiven Hilfe für die Huthis aus dem Iran.

Angesichts der jüngsten Eskalation erscheint es als überraschend, dass ausgerechnet aus Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Ägypten Mahnungen zur Zurückhaltung kommen. Die Koalitionsstaaten haben jedoch ein starkes Eigeninteresse, den vor wenigen Monaten vereinbarten Waffenstillstand mit den Huthis aufrechtzuerhalten.

Für die Emirate und Kairo ist der Einsatz teuer – und gemessen am Aufwand bislang von wenig Erfolg begleitet. Saudi-Arabien wiederum befürchtet ein Übergreifen des Konflikts auf das eigene Land. Die Huthis, die der schiitischen Gruppierung der Zaiditen angehören, haben nicht nur im Jemen starken Rückhalt unter ihren Glaubensbrüdern.

Auch in Saudi-Arabien selbst existiert eine schiitische Minderheit, von der die politische Führung des Königreiches befürchtet, dass sich Teile davon gegen sie mobilisieren ließen. Riad hat sich jedoch jüngst an Bemühungen beteiligt, Raketenangriffe der Huthis gegen Israel oder die zivile Schifffahrt abzufangen.

Mehrere EU-Länder mahnen „Deeskalation“ im Roten Meer an

Unterdessen zeigt sich die EU weiterhin gespalten bezüglich der möglichen Reaktionen auf die Eskalation im Roten Meer. Die Bundesregierung will ihr Kriegsschiff „Hessen“ am 1. Februar in die Region entsenden, heißt es vonseiten der „Welt am Sonntag“. Dort soll sie Teil einer neuen EU-Marinemission zur Sicherung der zivilen Schifffahrt in der Region werden.

Allerdings bedürfe es dazu erst eines klar umschriebenen Mandats, heißt es aus dem Auswärtigen Amt. Dieses müsste auch der Bundestag erst absegnen. Das Schiff verfügt über eine hochmoderne Radaraufklärung, Flugabwehrraketen, Kampfhubschrauber und eine Personalstärke von etwa 240 Soldaten.

In den USA hat der für den Nahen Osten zuständige frühere stellvertretende Verteidigungsminister Michael Mulroy gemahnt, das Pentagon solle sich auf weitere Militäreinsätze vorbereiten. Die USA sollten „ihre Planungen erweitern, auf weitere Angriffe im Roten Meer, in Syrien oder im Irak zu reagieren“. Auch die Iranischen Revolutionsgarden sollte man „als mögliche Ziele im Auge behalten“.

Demgegenüber haben mehrere EU-Länder wie Italien, Frankreich und Spanien zur Zurückhaltung mit Blick auf die Situation im Roten Meer aufgerufen. Die Regierungen schlossen es aus, Teil einer von den USA geführten Mission werden zu wollen.

Frankreich befürchtet Scheitern seiner diplomatischen Mission im Libanon

Italien und Spanien erklärten, sie wollten eine „auf Friedenserhalt gerichtete Politik“ in der Region beibehalten. In Frankreich will man Diplomaten zufolge durch eine zu offensive Politik gegen die Huthis nicht seine Chancen vermindern, im Libanon eine Eskalation zu verhindern. Dort bemüht sich Paris zurzeit um Vermittlung zwischen der Hisbollah und Israel.

Unterdessen befürchten Experten einen höheren Ölpreis infolge der Spannungen. Zuletzt hatten mehrere Reedereien ihre geplanten Transportfahrten durch die Straße von Bab al-Mandeb gestoppt. Als Alternative steht nur der Umweg über die Südspitze Afrikas zur Verfügung. Dieser kostet nicht nur mindestens 19 Tage an Zeit, sondern verursacht erhebliche zusätzliche Kosten.

Deutsche Fregatte „Hessen“ soll sich an Mission im Roten Meer beteiligen

Die Bundesregierung will sich einem Medienbericht zufolge mit einem Kriegsschiff an einer neuen EU-Marinemission zur Sicherung des Seeverkehrs im Roten Meer gegen Angriffe der jemenitischen Huthi-Rebellen beteiligen. Die Fregatte „Hessen“ solle bereits am 1. Februar in Richtung Rotes Meer starten, berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf informierte Kreise in Berlin und Brüssel.

Demnach war die „Hessen“ bis Ende vergangenen Jahres sechs Monate lang im Rahmen eines sogenannten schnell verlegbaren Einsatzverbandes der NATO in der Nordsee und in der Arktis für Übungen und zur Abschreckung Russlands unterwegs. Das Schiff führt dem Bericht zufolge eine Radaraufklärung, die 1000 Ziele gleichzeitig erfassen kann, Flugabwehrraketen, Kampfhubschrauber und rund 240 Einsatzkräfte mit sich.

Die Europäische Union will in Kürze eine Marinemission zur Sicherung der Schifffahrt im Roten Meer auf den Weg bringen. Nach übereinstimmenden Diplomatenangaben vom Freitag werden Vertreter der Mitgliedsländer am Dienstag in Brüssel erstmals über das Mandat beraten.

Der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Sebastian Fischer, sagte am Freitag, die Bundesregierung stehe „bereit, sich an einer solchen Mission zu beteiligen“. Das Mandat müsse aber „noch festgezurrt“ werden. Sollte die Bundeswehr an einer neuen EU-Militärmission teilnehmen, wäre dafür die Zustimmung des Bundestags nötig.

(Mit Material von AFP)



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