Schweden wappnet sich für den Krieg: „Untätigkeit ist kein zulässiger Modus Operandi“

Schweden mobilisiert die Bevölkerung für den Ernstfall. Jeder solle sich auf einen Krieg vorbereiten. Russland hingegen macht sich offenbar über schwedische Warnungen lustig.
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Der schwedische Minister für Zivilschutz, Carl-Oskar Bohlin, spricht am 7. Januar 2024 auf der nationalen Konferenz für Gesellschaft und Verteidigung in Sälen, Schweden, über das Thema „Die Schaffung gesellschaftlicher Resilienz kann nicht warten“.Foto: Pontus Lundahl/TT News Agency/AFP via Getty Images
Von 11. Januar 2024

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Der schwedische Zivilschutzminister Carl-Oskar Bohlin hat vor einem möglichen Krieg in Schweden gewarnt und Staatsbeamten und Bürger aufgefordert, Maßnahmen zur Kriegsvorbereitung zu treffen.

„Es könnte Krieg in Schweden geben“, mahnte Bohlin in einer Rede auf der jährlichen Sicherheitskonferenz für Gesellschaft und Verteidigung in Sälen, Schweden, am Sonntag, 7. Januar. „Untätigkeit ist kein zulässiger Modus Operandi.“ Gleichzeitig äußerte er seine Sorge, dass die Modernisierung des Zivilschutzes zu langsam vorankomme.

Auch Verteidigungsminister Pål Jonson nahm auf der Konferenz auf die Bedrohung Bezug: „Ein bewaffneter Angriff auf Schweden ist nicht auszuschließen. Der Krieg kann auch zu uns kommen.“ Aus diesem Grund plant er, die Aufnahme von Schweden in die NATO weiter voranzubringen und das schwedische Militär mit Hightechausrüstung kriegstauglich zu machen.

Die europäische Verteidigungsindustrie sei auf Friedenszeiten ausgelegt. „Das ist unhaltbar, wenn auf unserem Kontinent ein großer Krieg tobt“, sagte er.

Der schwedische Verteidigungsminister Pål Jonson spricht in Helsinki, Finnland, am 8. November 2023. Foto: Emmi Korhonen/Lehtikuva/AFP via Getty Images

Schaffung von Situationsbewusstsein

Zivilschutzminister Bohlin betonte in seiner Rede, dass es ihm nicht darum ginge, Angst zu schüren, sondern „Situationsbewusstsein“ zu schaffen. Das Beispiel der Ukraine habe gezeigt, wie wichtig es im Kriegsfall sei, gesamtgesellschaftlichen Widerstand zu leisten. „Aber es reicht nicht aus, nur über diese Frage nachzudenken. Zivilschutz sei keine theoretische Übung. „Die Sensibilisierung muss in praktisches Handeln umgesetzt werden.“

Seine Forderungen richteten sich auch an alle Staatsbeamten: „Auch die Behörden müssen das Tempo erhöhen. Was immer schnell erledigt werden kann, muss auch schnell erledigt werden – es sollte keine unnötig langen Diskussionen geben. […] Gut genug morgen ist besser als perfekt in fünf Jahren.“

Schweden hat nach der Annexion der Krim durch Russland und einer angespannten Sicherheitslage den Wehrdienst wieder eingeführt. Als weitere Maßnahme zur Kriegsvorbereitung wurde nach Aussage von Bohlin jetzt der Zivildienst aktiviert. Noch in diesem Jahr soll es eine Fortbildung für Zivildienstleistende im Rettungsdienst geben.

„Es mag düster und dystopisch klingen. Aber versuchen Sie, es andersherum zu betrachten. Für die große Mehrheit von uns ist unser Land kein Hotelzimmer, das wir beziehen oder verlassen können – oder ein Stück Land ohne jeglichen Bezug. Für die überwiegende Mehrheit von uns ist dies unser einziges und wahres Zuhause. […] All dies zu verteidigen – unsere Ordnung, unsere Freiheiten und demokratischen Ideale – darum geht es.“

Was der Einzelne tun soll

Gegenüber der schwedischen Nachrichtenagentur TT ging Minister Bohlin noch näher darauf ein, wie sich die Bevölkerung für den Ernstfall wappnen soll. Bei der Vorbereitung gehe es um viel mehr als nur darum, Konserven und ein Kurbelradio zu Hause zu haben. Entscheidend sei auch die mentale Vorbereitung, das heißt ein Handlungsplan, wie man sich im Notfall verhalten soll, betonte der Minister.

„Im Krieg muss der Einzelne dem Staat und der Gesellschaft helfen, eine existenzielle Bedrohung abzuwenden.“ Jeder, der in Schweden lebe und zwischen 16 und 70 Jahre alt sei, unterliege der Wehrpflicht.

Für die meisten Menschen bedeute dies, dass sie weiterhin arbeiten gehen müssen. „Dazu sollte man sich der Schwachstellen in seinem Leben bewusst sein und versuchen, diese zu beseitigen, damit man auch bei höchster Alarmbereitschaft oder einem bewaffneten Angriff weiterarbeiten kann.“

Bereits im Jahr 2020 hatte die Regierung Privatpersonen empfohlen, sich darauf vorzubereiten, sieben Tage lang ohne Hilfe von außen überleben zu können.

Russlands Reaktion

Senator Alexei Puschkow, Vorsitzender des Informationsausschusses im russischen Senat, reagierte am Dienstag, 9. Januar, auf Schwedens Warnungen.

Puschkow, ein enger Verbündeter von Putin, wurde von mehreren Ländern im Kontext des russischen Krieges in der Ukraine auf eine Sanktionsliste gesetzt.

„Schweden ist eines der ersten Länder in Europa, was den Grad der antirussischen Paranoia angeht. Russische U-Boote fischen dort seit vielen Jahren und für einige ist dies zu ihrem Lebensinhalt geworden“, so der Senator laut dem Onlinemedium „Euractive“.

Schwedens Warnung vor einem möglichen Krieg sei derselbe „Unsinn“, den das skandinavische Land seit Jahren verbreiten würde.

„Offenbar versucht man so, Schweden eine geopolitische Bedeutung zu verleihen, die es nicht hat. Manchmal hat man den Eindruck, dass einige schwedische Militärangehörige, aber auch Journalisten, fast vom Krieg träumen“, sagte Puschkow.

„Anscheinend können sie sich seit der Niederlage bei Poltawa nicht mehr beruhigen“, so der Politiker weiter. Im Jahr 1709 erlitt Schweden bei Poltawa, Ukraine, eine historische Niederlage gegen Russland.

(Mit Material von der schwedischen Ausgabe der Epoch Times)



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