„Selbst entwickelt“ im Check: Wie viel „Made in China“ steckt im neuen Flugzeug?

China feiert seinen neuen Passagierjet C919 als eigene Kreation. Ist das wirklich so? Im Fall der Fälle hätte Peking ein großes Problem. Eine Analyse.
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Landung einer Comac C919 nach einem Testflug auf dem internationalen Flughafen Shanghai-Hongqiao am 9. Dezember 2022.Foto: STR/AFP via Getty Images
Von 14. Juni 2023

Bislang verfügte China lediglich über einen kleinen regionalen Passagierjet und einige Modelle von Turbopropellerflugzeugen für den Personenbeförderungsverkehr. Der Weg zu den beiden großen Kategorien Widebody (Großraumflugzeug) und Narrowbody (Schmalrumpfflugzeug) blieben aus technologischen Gründen versperrt. Schon lange wollte die Kommunistische Partei Chinas (KPC) jedoch den Einstieg in den von Boeing und Airbus dominierten Markt schaffen. Seit 2008 arbeitete man an einem chinesischen Flugzeug der Narrowbody-Klasse: der C919.

Das „von China selbst entwickelte Passagierflugzeug C919“ war zu seinem kommerziellen Jungfernflug von Shanghai nach Chengdu „aufgebrochen“, meldeten chinesische Staatsmedien Ende Mai. Das „Handelsblatt“ berichtete von lachenden und eifrig mit China-Fähnchen wedelnden Passagieren in einem Video. Die Wirtschaftszeitung zitierte die „Beijing Daily“: „Nach Generationen von Bemühungen haben wir endlich das Luftfahrtmonopol des Westens gebrochen.“

Allerdings steht der chinesische Luftfahrtfortschritt im Verruf, eher auf dem Wissen westlicher Firmen als chinesischer Schaffenskraft zu basieren. Von Spionagevorwürfen ist gar die Rede, wie die Epoch Times bereits berichtete. Nun ist sie da, die C919 des chinesischen Herstellers Comac. Doch wie viel „Made in China“ steckt wirklich in Chinas „selbst entwickeltem Passagierflugzeug C919“?

Ein Blick auf die „Teileliste“ lässt die farbenfrohe Propaganda der Partei und ihrer Medien schnell erblassen. Nach Expertenansicht könnte sich das neue Flugzeug für China sogar zu einem Desaster entwickeln, wenn bestimmte Dinge geschehen.

Experte: Westliches Flugzeug in chinesischer Hülle

Doch gehen wir einmal ins Detail und nehmen die Comac C919 genauer unter die Lupe. In einem Beitrag für die chinesischsprachige Epoch Times berichtete Dr. Frank Xie, Professor für Marketing an der University of South Carolina Aiken. Laut Institutsangaben ist er ein Experte unter anderem in Marketingstrategie, Global Marketing und chinesischer Wirtschaft.

Prof. Xie erinnerte daran, dass die Medien der Kommunistischen Partei Chinas in ihrer Werbung für die C919 immer wieder betont hätten, dass das Flugzeug die „unabhängige Innovationsfähigkeit“ Chinas demonstriere. Allerdings seien seine Kernkomponenten wie Triebwerke, elektromechanische Systeme und Avioniksysteme nicht aus China, sondern hauptsächlich aus den USA und Europa.

„Wie wir alle wissen, stammen die wichtigsten Teile der COMAC 919 – Radar, Elektronik, Cockpit, Simulationssystem, Flugkontrollsystem, Triebwerke, Umkehrschubtriebwerke, Stromversorgungssystem, Flugschreiber, Treibstoffsystem, Fahrwerk, Reifen, Signalsystem, Flügelenteisung, Feuerlöschsystem usw. – von amerikanischen, französischen und deutschen Unternehmen“, erklärte der Experte.

Doch was hat China an diesem Flugzeug selbst hergestellt? Auch darauf gibt Frank Xie eine Antwort. „Die einzigen Teile, die von chinesischen Unternehmen hergestellt wurden, waren das Radom, der Rumpf, die Tragflächen und das Heck des Flugzeugs. Es ist nicht zu viel gesagt, wenn man sagt, dass die Chinesen nur die Hülle des Flugzeugs hergestellt haben.“

Ja, aber die Boeing 787…

Es gebe jedoch auch Stimmen, die darauf verweisen, dass auch die Boeing 787 kein „hausgemachtes“ Produkt der USA sei, erklärte Xie und listete detailliert zahlreiche Komponenten des US-Flugzeugs auf, die nicht nur aus den USA stammen, sondern auch aus Großbritannien, Japan, Italien, Schweden, Kanada, Südkorea oder Frankreich. Einige Teile wie Seitenruder, Rumpfkomponenten und Flügelverkleidungen sollen sogar aus China kommen.

Allerdings: „Der Punkt ist, dass Boeing in den USA und Airbus in Europa nicht Gefahr laufen, Teile zu verlieren. Es gibt kein internationales politisches Risiko für die beiden großen Unternehmen, und sie müssen sich keine Sorgen über politische Klimaveränderungen, Putsche oder Kriege machen, die die Herstellung ihrer Flugzeuge beeinträchtigen könnten“, erklärte Prof. Xie. Beim kommunistischen China sei dies jedoch eine ganz andere Geschichte.

Die Auswirkungen internationaler Veränderungen

„Wenn die Beziehungen zwischen den USA und China gut sind, wenn die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen fortbestehen und wenn die Meerenge von Taiwan, das Ostchinesische Meer und das Südchinesische Meer ruhig sind“, werde der chinesische Flugzeughersteller COMAC mit diesen „kritischen Komponenten“ beliefert werden.

Doch was, wenn sich die Lage ändert?

„Kommt es jedoch zu einer plötzlichen Veränderung des internationalen politischen Umfelds und besteht auch nur die geringste Möglichkeit eines Konflikts oder einer militärischen Konfrontation zwischen den kommunistischen Ländern und dem Westen, wird die Lieferung von Luftfahrtkomponenten sofort unterbrochen.“ Die Folge wäre nach Angaben von Frank Xie: „Die Kommunistische Partei Chinas hätte dann keine Möglichkeit mehr, neue Flugzeuge zu produzieren und alte zu warten.“

Könnten die Chinesen mit ihren Flugzeugen dann einfach so weiterfliegen? Nach Ansicht von Prof. Xie nicht. Es könnte bei den eingesetzten Flugzeugen jederzeit eine Störung der Avionik (Elektronik und Elektrik an Bord), der Kontrollsysteme oder der Stromversorgungssysteme geben, „sodass alle C919 sofort ausfallen würden“.

Wenn die Spannung steigt

Angesichts des Ukrainekrieges und der Spannungen in der Taiwanstraße und im Südchinesischen Meer sei nach Xies Ansicht die „Möglichkeit einer weiteren Entkopplung zwischen den USA und China, einer weiteren Verschärfung der Konfrontation und eines militärischen Konflikts stark gestiegen“.

Für China ergibt sich durch die Abhängigkeit von westlicher Technologie und Wartung bei den in China produzierten Flugzeugen ein politisches und wirtschaftliches Risiko, sobald diese „zur Hauptstütze der Luftverkehrsflotte werden“. Denn im Falle eines Konflikts mit den USA im Ostchinesische Meer, in der Straße von Taiwan oder im Südchinesischen Meer „wäre der chinesische Passagier- und Frachtverkehr unmittelbar gefährdet, zum Erliegen zu kommen“.

In dieser Hinsicht sei die Kommunistische Partei Chinas ihrem schwierigen Bruder Russland völlig unterlegen, der über ein eigenes komplettes System von Irkut, Suchoi, Iljuschin, Mikojan und anderen verschiedenen Militär- und Verkehrsflugzeugen verfüge, so Prof. Xie. Das russische Material sei zwar technologisch nicht das fortschrittlichste, aber unabhängig von westlicher Technologie.

Die USA könnten im Falle einer Krise sofort Sanktionen und Blockaden verhängen und Chinas zivile Luftfahrt als Druckmittel gegen die KPC einsetzen. „Was die KPC betrifft, so hat sie sich, während sie einen falschen Ruf anstrebt, unwissentlich eine knifflige, bequeme und ungewöhnliche Straffung der Schlinge auferlegt, die Uncle Sam natürlich optimistisch stimmt.“

Wie Frank Xie meinte, habe dieses Mal die Kommunistische Partei Chinas „den Fluch auf sich selbst geladen“.



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