Steht ein Angriff des Irans auf Israel kurz bevor? – USA verstärken ihre Militärpräsenz in Nahost

Steht ein Angriff des Irans auf Israel bevor? Den USA zufolge bereitet sich der Iran auf einen Angriff auf israelisches Territorium vor. Heute Morgen die Meldung, der Iran würde Drohnen und Flugkörper verlegen. Das Auswärtige Amt fordert deutsche Staatsangehörige zur Ausreise auf. Die aktuelle Lage im Nahen Osten in brenzlig.
«Ein direkter iranischer Angriff wird eine angemessene israelische Antwort gegen den Iran erfordern», sagte der israelische Verteidigungsminister Joav Galant (r) in einem Gespräch mit seinem US-Kollegen Lloyd Austin (l).
Israelische Soldaten feuern nahe der Grenze zum Libanon eine mobile Haubitze ab. Die Sorge vor einem militärischen Flächenbrand im Nahen Osten wächst.Foto: Ilia Yefimovich/dpa
Von 13. April 2024

Angesichts eines befürchteten iranischen Angriffs auf Israel verstärken die USA ihre militärische Präsenz im Nahen Osten. „Wir verlegen zusätzliche Einheiten in die Region, um die regionale Abschreckung zu stärken und den Schutz der US-Streitkräfte zu verbessern“, erklärte ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums am Samstag. Unterdessen beschlagnahmten die iranischen Revolutionsgarden im Persischen Golf ein Handelsschiff und begründeten dies mit einer „Verbindung“ nach Israel.

Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari bekräftigte unterdessen die Verteidigungsbereitschaft seines Landes. „Wir haben unsere Vorbereitungen verstärkt, um Israel vor einer weiteren iranischen Aggression zu schützen. Wir sind auch bereit zu reagieren“, sagte Hagari.

Die iranischen Revolutionsgarden beschlagnahmten in der Nacht auf Samstag in der Straße von Hormus ein Handelsschiff. Das Containerschiff „MCS Aries“ mit „Verbindung nach Israel“ sei in einem Hubschraubereinsatz von Spezialeinheiten der Revolutionsgarden in der Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman beschlagnahmt worden und werde in Richtung Iran umgeleitet, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Irna am Samstag. Das Schiff fahre unter portugiesischer Flagge für ein Unternehmen, das „dem zionistischen Kapitalisten Eyal Ofer“ gehöre.

Die italienisch-schweizerische Reederei MSC bestätigte die Beschlagnahme und erklärte, an Bord des Schiffs befänden sich 25 Crewmitglieder. Das Unternehmen erklärte, es arbeite „eng mit den zuständigen Behörden zusammen“, um das Wohlergehen der Besatzungsmitglieder und die „sichere Rückkehr des Schiffs“ zu gewährleisten.

US-Präsident Joe Biden geht von einem baldigen Angriffsversuch des Irans auf Israel aus. Er wolle keine vertraulichen Informationen preisgeben, aber „gehe davon aus, dass es eher früher als später sein wird“, sagte Biden zu Reportern. Nach seiner Botschaft an den Iran gefragt, antwortete der US-Präsident: „Tut es nicht.“ Die USA werden „Israel unterstützen, wir werden helfen, Israel zu verteidigen, und der Iran wird keinen Erfolg haben“. 

Die iranische Führung hatte in den vergangenen Tagen damit gedroht, Israel anzugreifen. Vorausgegangen war ein Luftangriff, bei dem ein iranisches Konsulargebäude in der syrischen Hauptstadt Damaskus zerstört wurde. Dabei waren 16 Menschen getötet worden, darunter zwei Generäle und fünf weitere Mitglieder der iranischen Revolutionsgarde. Der Angriff wird Israel zugeschrieben.

„Wie ein Angriff auf iranisches Territorium“

Der Angriff sei „wie ein Angriff auf iranisches Territorium gewesen“, hatte der Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei am Donnerstag zu dem mutmaßlich israelischen Schlag gegen das iranische Botschaftsgelände in Syrien gesagt. Seitdem laufen die diplomatischen Drähte heiß. Außenministerin Annalena Baerbock telefonierte am Donnerstag mit ihrem iranischen Amtskollegen Hossein Amir-Abdollahian.

„Es darf jetzt niemand noch mehr Öl ins Feuer gießen. Wirklich niemand kann Interesse an einem Flächenbrand mit völlig unvorhersehbaren Folgen haben“, sagte die Grünen-Politikerin bei einem Treffen mit ihrem chilenischen Kollegen Alberto van Klaveren in Berlin. Dort sprach Baerbock laut dem „Spiegel“ das erste Mal über das Telefonat.

„Alle Akteure in der Region sind aufgefordert, verantwortlich zu handeln und Zurückhaltung zu üben“, verlangte Baerbock. In diesem Sinne habe sie auch mit ihrem iranischen Amtskollegen gesprochen. Auf die Frage, ob das Telefonat mit Israel oder den USA abgesprochen gewesen sei, antwortete sie mit den Worten: „In diesen Tagen laufen alle diplomatischen Telefonleitungen heiß, um eine regionale Eskalation im Nahen Osten zu verhindern.“ Weitere Details zum Gespräch mit Amir-Abdollahian nannte sie nicht.

Hinter den Kulissen Bemühung um Deeskalation

Der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian, der laut „Merkur“ in den letzten Stunden auch mit anderen westlichen Außenministern gesprochen hat, machte deutlich, dass es eine „Notwendigkeit“ für Teheran gebe, nach dem Angriff zu reagieren. Er habe seinen Amtskollegen aber erklärt, dass der Iran nicht beabsichtige, den Krieg auszuweiten. 

Am Freitag hatte auch die arabische Zeitung „Asharq al-Awsat“ berichtet, dass die Regierungen in Tel Aviv und Teheran hinter den Kulissen einander signalisiert hätten, nicht an einer Eskalation des Nahost-Konfliktes interessiert zu sein. Es werde aktuell ein „besänftigter“ Dialog geführt, heißt es im Bericht weiter. 

Wie die „Zeit“ schreibt, habe der Sprecher von US-Außenminister Antony Blinken, Matthew Miller, öffentlich gemacht, dass Blinken Telefonate mit seinen Amtskollegen aus China, der Türkei und Saudi-Arabien geführt hat, um sie zu drängen, den Iran davon abzuhalten, Israel anzugreifen. Ähnliche Diskussionen wurden auch mit europäischen Partnern geführt. 

Auch die Bundesregierung bemüht sich hinter den Kulissen um eine vermittelnde Rolle Chinas. „Es hat in den letzten Stunden Kontakte gegeben zwischen uns und China bei diesem Anliegen“, hieß es an diesem Freitag, 12. April, in Regierungskreisen. Darüber berichtet unter anderem die „Frankfurter Rundschau“.

Auch aus Russland kommen Warnungen. Wladimir Putins Sprecher warnte am Donnerstag, wie die „Frankfurter Rundschau“ berichtet, vor einem „Abgleiten ins Chaos“ in Nahost. Bitten, zwischen Israel und dem Iran zu vermitteln, seien nicht an Russland herangetragen worden. 

Vorbereitungen auf Angriff des Iran

Israel bereitet sich trotzdem auf einen möglichen Angriff vor. Das „Wall Street Journal“ zitierte am Donnerstag Quellen, wonach die Regierung in Jerusalem innerhalb der nächsten 24 bis 48 Stunden mit einer Attacke aus dem Iran rechnet, also am Freitag, Samstag oder Sonntag. Unter anderem berichtete die „Bild“

Auch im US-Senat herrscht Alarmstimmung. So schrieb beispielsweise der republikanische Senator Marco Rubio auf X: 

„Wenn sich nicht in letzter Minute etwas ändert, wird der Iran Israel angreifen. Die Reaktion und das Risiko einer Eskalation werden davon abhängen, was und wie sie angreifen.“ 

Rubio ist Mitglied der sogenannten „Gang of Eight“, einem Zirkel von nur acht US-Senatoren, die Einblick in US-Geheimdienstinformationen haben. 

Der US-Sender CBS berichtet laut „Bild“, dass möglicherweise mehr als Hundert Drohnen und Dutzende Raketen zum Einsatz kommen, die militärische Ziele innerhalb Israels treffen könnten. 

Der israelische Sender „Channel 14“ schreibt, dass ein US-Zerstörer vor der israelischen Küste positioniert wurde. Das Schiff soll unterstützen, mögliche Raketenangriffe abzuwehren. 

Das „Wall Street Journal“ zitiert weiter in seiner US-Ausgabe eine Quelle aus dem Umfeld des iranischen Regimes, die die „Bild“ zitiert: Demnach würden im Moment die Pläne für einen Angriff auf Israel tatsächlich konkret diskutiert. Noch sei aber keine abschließende Entscheidung getroffen.

Marschflugkörper und Drohnen im Iran verlegt

Heute Morgen berichtet der Liveticker der „Frankfurter Rundschau“ über die Verlegung von Drohnen und Marschflugkörper durch den Iran. Die USA haben die interne Bewegung beziehungsweise Stationierung von Drohnen und Marschflugkörpern im Iran festgestellt, teilten amerikanische Beamte gegenüber dem Sender CNN mit. Das deute darauf hin, dass der Iran Israel womöglich aus seinem eigenen Territorium aus angreifen werde. Den Beamten zufolge erwarten die USA Angriffe auf mehrere Ziele in Israel sowie rund um die Region, wobei neben dem regulären iranischen Militär auch proiranische Milizgruppen beteiligt werden könnten.

Auswärtiges Amt fordert: Deutsche sollen Iran verlassen

Angesichts der Gefahr eines iranischen Angriffs auf Israel haben nach Angaben der Bundesregierung die Angehörigen deutscher Botschaftsmitarbeiter den Iran verlassen. Das Auswärtige Amt bestätigte der Nachrichtenagentur AFP am Samstag einen entsprechenden Bericht der „Bild am Sonntag“ (Bams). Zudem wurden demnach, wie zuvor von der „Bams“ berichtet, zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der deutschen Botschaften in Teheran und Tel Aviv getroffen.

Demnach tagt aufgrund der Eskalationsgefahr im Nahen Osten am Wochenende zudem der Krisenstab im Auswärtigen Amt. Die „Bams“ hatte zudem berichtet, eine dreistellige Anzahl Deutscher habe ihre Kontaktdaten bei der Krisenliste „Elefand“ hinterlegt.

Das Auswärtige Amt in Berlin hat unterdessen seine Aufforderung an Deutsche bekräftigt, aus dem Iran ausreisen. Das Ministerium verweist dabei auf die Reisewarnungen für den Iran, Israel und die Palästinensergebiete.

„Die derzeitigen Spannungen in der Region, insbesondere zwischen Israel und Iran, bergen die Gefahr einer plötzlichen Eskalation“, heißt es auf der Website des Auswärtigen Amts. Die Sicherheitslage könne sich „schnell und ohne Vorwarnung“ verschlechtern. „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass von einer Eskalation auch Luft-, Land- und Seetransportwege betroffen sein könnten, mit entsprechenden möglichen Beeinträchtigungen von Ein- und Ausreisen nach Iran“, hieß es weiter.

Auch Österreich rief seine Landsleute auf, das Land zu verlassen. Zuvor hatten mehrere Länder, darunter Großbritannien und Frankreich, Reisewarnungen ausgesprochen.



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