SVB-Chef verkaufte kurz vor dem Zusammenbruch der Bank 3,6 Millionen Dollar in Aktien

Dokumente zeigen, dass der Vorstandsvorsitzende der Silicon Valley Bank wenige Wochen vor dem Zusammenbruch der Bank Aktien der Muttergesellschaft des gescheiterten Finanzinstituts im Wert von 3,6 Millionen Dollar verkaufte.
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Vor dem Hauptsitz der Silicon Valley Bank (SVB) in Santa Clara, Kalifornien.Foto: Justin Sullivan/Getty Images
Von 13. März 2023

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Greg Becker, der vor drei Jahrzehnten als Kreditsachbearbeiter bei der Silicon Valley Bank (SVB) begann und ein Jahrzehnt später Vorstandsvorsitzender wurde, hat am 27. Februar 12.451 Aktien der Muttergesellschaft der Bank – der SVB Financial Group – verkauft. Das besagen Akten der Securities and Exchange Commission (SEC).

Becker verkaufte die Aktien gemäß einem Handelsplan, den er am 26. Januar eingereicht hatte. Etwas mehr als ein Monat, bevor die Gruppe in einem Brief an die Stakeholder (PDF) bekannt gab, dass sie nach Verlusten Kapital in Höhe von über 2 Milliarden Dollar aufnehmen wolle.

Eine Anfrage bei der SVB außerhalb der üblichen Geschäftszeiten, ob Becker von den Kapitalbeschaffungsplänen der Bank wusste, wurde nicht sofort beantwortet.

Die Ankündigung ließ die SVB-Aktie abstürzen und führte zu einem rasanten Rückschlag. Die Aktien der Bank fielen nach der Ankündigung um mehr als 60 Prozent, wodurch sich der Marktwert um 9,4 Milliarden Dollar verringerte und Angst vor einer Ansteckung aufkam.

„Heute wurde viel über die Möglichkeit eines allgemeinen Stresses im US-Bankensystem als Folge der SVB-Probleme diskutiert. Hier sind drei zusammenfassende Aussagen: Während das US-Bankensystem als Ganzes solide ist – und das ist es – bedeutet das nicht, dass jede einzelne Bank solide ist“, sagte der Wirtschaftswissenschaftler Mohamed A. El-Erian in einem Tweet.

SVB bricht zusammen, FDIC schaltet sich ein

Nach einem Verlust von 1,8 Milliarden Dollar musste die SVB Kapital beschaffen, um ihren Einlageverpflichtungen nachzukommen – sie verkaufte Staatsanleihen. Nur wenige Tage nach der Ankündigung brach die Bank dann am 10. März zusammen.

Die kalifornischen Aufsichtsbehörden ordneten die Schließung der Bank an und bestellten die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) zum Insolvenzverwalter.

Die FDIC, deren Aufgabe es ist, die Einleger im Falle einer Bankenpleite zu schützen und ihre Einlagen bis zu einer Deckungssumme von 250.000 Dollar zu garantieren, erklärte in einer Stellungnahme, dass alle versicherten Einleger bis zum 13. März vollen Zugang zu ihren gedeckten Einlagen haben werden.

Nach Angaben der FDIC wies die SVB zum 31. Dezember eine Bilanzsumme von 209 Milliarden US-Dollar und Einlagen in Höhe von 175,4 Milliarden US-Dollar auf.

„Zum Zeitpunkt der Schließung war die Höhe der Einlagen, die über die Versicherungsgrenzen hinausgingen, nicht bekannt“, erklärte die FDIC. „Der Betrag der nicht versicherten Einlagen wird bestimmt, sobald die FDIC weitere Informationen von der Bank und den Kunden erhalten hat.“

Ende 2022 waren rund 89 Prozent der 175 Milliarden US-Dollar an Einlagen der SVB unversichert. Die FDIC hat angekündigt, dass sie den nicht versicherten Einlegern in der nächsten Woche eine Vorabzahlung leisten wird. Die nicht versicherten Einleger erhalten Konkursbescheinigungen für den nicht versicherten Teil ihrer Einlagen, und wenn die FDIC die Vermögenswerte der SVB verkauft, können die Einleger in Zukunft weitere Zahlungen erhalten.

Größter Bankkonkurs seit Finanzkrise 2008

Die SVB ist die größte Bank, die seit der Finanzkrise 2008 in Konkurs gegangen ist; damals brach Washington Mutual zusammen.

Sheila Bair, die während der globalen Finanzkrise an der Spitze der FDIC stand, sagte in einem „Reuters“-Interview, dass die Bankenaufsichtsbehörden ihre Aufmerksamkeit nun wahrscheinlich auf andere Banken mit hohen, nicht versicherten Einlagen und nicht realisierten Verlusten richten werden.

„Diese Banken, die große Mengen unversicherter institutioneller Gelder halten, […] das wird heißes Geld sein, das flieht, wenn es Anzeichen von Schwierigkeiten gibt“, sagte Bair.

Zu den Ereignissen, die zum raschen Zusammenbruch der SVB führten, gehörte der Verkauf von US-Staatsanleihen, um die Refinanzierungskosten in Erwartung steigender Zinsen zu senken. Angesichts der anhaltend hohen Inflation hat die US-Notenbank die Zinssätze rasch angehoben – die Verantwortlichen haben vor weiteren Verschärfungen gewarnt.

Finanzielle Lage der US-Banken im Allgemeinen gut

Wenige Tage vor dem Zusammenbruch der SVB warnte der Vorsitzende der FDIC, Martin Gruenberg, die in Washington versammelten Banker, dass die Finanzinstitute mit höheren unrealisierten Verlusten konfrontiert seien, da die raschen Zinserhöhungen der Fed den Wert längerfristiger Wertpapiere sinken ließen.

„Die gute Nachricht zu diesem Thema ist, dass sich die Banken im Allgemeinen in einer guten finanziellen Verfassung befinden … Andererseits schwächen nicht realisierte Verluste die zukünftige Fähigkeit einer Bank, unerwarteten Liquiditätsbedarf zu decken“, sagte Gruenberg. Seine Äußerungen kamen drei Tage bevor die SVB ankündigte, dass sie eine Kapitalerhöhung anstrebt.

Die Geschwindigkeit des Zusammenbruchs der SVB hat Beobachter verblüfft und die Märkte überrascht, da innerhalb von zwei Tagen mehr als 100 Milliarden Dollar Marktwert für US-Banken vernichtet wurden.

Mehrere Experten gaben an, dass die Auswirkungen auf den übrigen Bankensektor wahrscheinlich begrenzt sein werden. Dies ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass größere Banken über diversifiziertere Portfolios und Einleger verfügen als die SVB, die stark vom Neugründungssektor abhängig war.

„Wir glauben nicht, dass es eine Ansteckungsgefahr für den Rest des Bankensektors gibt“, sagt David Trainer, Geschäftsführer von New Constructs, einem Investment Research Unternehmen. „Die Einlagenbasis der Großbanken ist viel breiter als die der SVB und die Großbanken sind finanziell gesund“, fügte er hinzu. Der Zusammenbruch der SVB könnte zu Forderungen nach einer strengeren Regulierung führen.

Reuters hat zu diesem Bericht beigetragen.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „SVB Chief Sold $3.6 Million in Stock Shortly Before Bank’s Collapse“ (deutsche Bearbeitung jw)



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