Terrormiliz nennt Nizza-Attentäter „Soldat“ des IS

Der Attentäter von Nizza, der mit einem Lastwagen mindestens 84 Menschen in den Tod riss, hat sich womöglich recht kurz vor seiner Tat dem radikalen Islam zugewandt. Der 31-jährige Lieferwagenfahrer Mohamed Lahouaiej-Bouhlel war bis zu seiner Tat nie als Islamist aktenkundig geworden.
Titelbild
Trauernde Menschen, Blumen und Kerzen auf der "Promenade des Anglais". Hier hatte der Attentäter mehr als 80 Menschen in den Tod gerissen. Foto: Ian Langsdon/dpa
Epoch Times17. Juli 2016

Dies deuteten erste Vernehmungen von mehrere Festgenommenen aus seinem näheren Umfeld an, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP am Samstag unter Berufung auf Polizeiquellen. Die der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nahestehende Nachrichtenagentur Amak bezeichnete den zum Zeitpunkt seines Todes 31 Jahre alten Tunesier als „Soldat“ des IS.

Der Mann war am Donnerstagabend mit einem gemieteten Kühllastwagen auf dem Küstenboulevard Promenade des Anglais in eine Menschenmenge gerast, die dort das Feuerwerk zum französischen Nationalfeiertag beobachtet hatte. Er wurde von der Polizei erschossen. Nach jüngsten Angaben vom Samstagabend wurden 303 Menschen verletzt. 121 lagen noch im Krankenhaus, 26 schwebten in Lebensgefahr.

Der 31-jährige Lieferwagenfahrer Mohamed Lahouaiej-Bouhlel war bis zu seiner Tat nie als Islamist aktenkundig geworden. Nach Ansicht von Innenministers Bernard Cazeneuve könnte er sich aber sehr schnell radikalisiert haben. Menschen, die für die Botschaften des IS zugänglich seien, ließen sich für extrem brutale Aktionen gewinnen, ohne unbedingt dafür ausgebildet worden zu sein, sagte Cazeneuve laut AFP nach einer Sitzung des Sicherheitskabinetts am Samstag. Seit Freitag hatte es Berichte gegeben, dass der Mann gewalttätig und unbeherrscht war.

Cazeneuve rief am Samstagabend alle patriotischen Franzosen zum freiwilligen Polizeidienst auf. Jeder, der wolle, könne sich dieser operativen Reserve anschließen. Auf diese Truppe, die schnell mobilisierbar sei, könnten die Präfekten je nach Ereignissen und zur Sicherung von Orten und Veranstaltungen zurückgreifen.

Nach dem Attentat vom Donnerstag waren vier Männer und die frühere Ehefrau festgenommen und von der Polizei zu Mohamed Lahouaiej-Bouhlel befragt worden. Die Frau müsse weitere 24 Stunden in Polizeigewahrsam bleiben, hieß es am Samstag. Zur Identität der vier Männer machten die Behörden keine Angaben.

In ganz Frankreich begann am Samstag eine dreitägige Staatstrauer. Am Montagmittag soll es eine Schweigeminute geben. Danach werde die Promenade des Anglais wieder ganz für den Verkehr geöffnet, teilte die Stadt Nizza mit.

Der Tunesier war am Donnerstagabend mit seinem 19-Tonner in den für LKW eigentlich verbotenen Boulevard eingebogen. Er legte 1,4 Kilometer zurück, bis er zu der Stelle kam, wo die Straße für die Feiern abgesperrt war. Er sei über den Bürgersteig gefahren, um die quer stehenden Streifenwagen zu umgehen. Am Steuer beschleunigte er und fuhr Zickzack, um möglichst viele Menschen zu treffen. Er wurde von der Polizei erschossen. Zwischen dem Eindringen in die Sperrzone und dem Ende der Fahrt vergingen laut Behörden nur 45 Sekunden.

Unter den Opfern von Nizza sind mehrere Ausländer. Unklar ist das Schicksal der drei vermissten Berlinerinnen. Das Auswärtige Amt hatte am Freitagabend nur bestätigt, dass unter den Verletzten eine Deutsche sei, ging aber generell davon aus, dass sich Deutsche unter den Todesopfern befinden. Berlin gedenkt an diesem Montag mit einem ökumenischen Gottesdienst der Opfer des Anschlags. (dpa)



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