Tod chinesischer Transplantationsspezialisten wirft Licht auf erzwungene Organentnahme

Seit Jahresbeginn sind in China mehrere hochrangige Transplantationsexperten gestorben. Darunter auch angesehene Ärzte, die im Verdacht stehen, an erzwungenen Organentnahmen beteiligt gewesen zu sein.
Titelbild
Screenshot aus „Two Davids and Goliath“, einem Dokumentarfilm mit den Menschenrechtsaktivisten David Kilgour († 5. April 2022) und David Matas, die den Vorwürfen der Organentnahme bei lebenden politischen Gefangenen nachgehen.Foto: Epoch Times
Von und 4. Mai 2023

Allein in den letzten knapp vier Monaten sind in China mindestens acht Spezialisten für Organtransplantationen gestorben. Sechs von ihnen waren angesehene Ärzte. Durch ihren Tod geriet die boomende Transplantationsindustrie Chinas ins Licht. Sie steht im Verdacht, verfolgte Gruppen wie Falun Gong als lebende Organbanken zu missbrauchen.

Zu den verstorbenen Spezialisten gehört He Jieqing, ehemalige Leiterin der urologischen Abteilung des Volkskrankenhauses der Provinz Jiangxi und Mitglied der Kommunistischen Partei Chinas (KPC). Am 7. März starb sie im Alter von 85 Jahren in dem Krankenhaus, in dem sie gearbeitet hatte.

He Jieqing schloss 1961 ihr Medizinstudium ab und wurde dem Volkskrankenhaus der Provinz Jiangxi zugewiesen, wo sie sowohl in der allgemeinen Chirurgie als auch in der Urologie tätig war und 1986 die Leitung der Urologie des Krankenhauses übernahm. Im Laufe ihrer langen Karriere erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, war Mitglied der Internationalen Gesellschaft für Urologie und Vorstandsmitglied der Ärztekammer der Provinz Jiangxi.

Laut ihrem offiziellen Nachruf leitete He im Juli 1994 die erste Nierentransplantation im Volkskrankenhaus der Provinz Jiangxi und unterstützte die Pionierarbeit der Transplantationschirurgen Meng Dongliang und Li Xinchang.

Sowohl das Volkskrankenhaus als auch He Jieqing wurden von der Weltorganisation zur Untersuchung der Verfolgung von Falun Gong (WOIPFG) auf die Liste jener Krankenhäuser und Personen gesetzt, die im Verdacht stehen, an der Zwangsentnahme von Organen beteiligt zu sein.

Laut dem WOIPFG-Bericht ist das Volkskrankenhaus (Jiangxi Provincial People’s Hospital) ein öffentliches Krankenhaus der Spitzenklasse, das besonders für Leber-, Nieren-, Bauchspeicheldrüsen- und Dünndarmtransplantationen bekannt ist. Die Klinik führte bereits mehr als 600 Nierentransplantationen, mehr als 100 Lebertransplantationen und rund 500 Keratoplastik-Operationen durch.

Im Jahr 2006 wurde dort die erste kombinierte Leber-Nieren-Transplantation in der Provinz durchgeführt. Das Krankenhaus führt eine große Anzahl von Organtransplantationen durch: Einem Bericht des China Organ Harvest Research Center zufolge kann seine Transplantationsabteilung bis zu acht Transplantationen gleichzeitig durchführen.

Sterbefälle von Transplantationsexperten und berühmten KPC-Mitgliedern

Seit dem jüngsten COVID-19-Ausbruch in China Ende des vergangenen Jahres sorgte der Tod hochrangiger Mitglieder der KPC sowie von prominenten Personen, Experten und Wissenschaftlern, die mit der KPC in Verbindung standen, für Schlagzeilen. Auffallend ist der Tod einer Reihe von Fachleuten für Organtransplantationen.

Zhang Xizeng, Professor und ehemaliger Leiter der Abteilung für Thoraxonkologie am Krebskrankenhaus der Medizinischen Universität Tianjin, starb am 26. Februar im Alter von 90 Jahren. Zhang leistete Pionierarbeit bei der Entfernung bösartiger Tumore aus dem Brustbein und bei der allogenen Hüfttransplantation.

Am 8. Februar erlag Zhang Xiaobin, KPC-Mitglied und Experte für Urologie und Andrologie sowie Gründer der urologischen Abteilung des Volkskrankenhauses der Provinz Hubei, im Alter von 79 Jahren in Wuhan einer Krankheit. Als einer der Gründer der urologischen Abteilung des Krankenhauses war Zhang 1985 an der weltweit ersten Hodenallotransplantation und 1987 an der weltweit ersten Nebennierentransplantation eines fötalen Spenders zur Behandlung der Addison-Krankheit beteiligt, heißt es in seinem offiziellen Nachruf.

Am 30. Januar verstarb Li Jieshou, ein „ausgezeichnetes Mitglied der KPC“, wie es in seinem offiziellen Nachruf heißt, im Alter von 98 Jahren in Nanjing. Li war Mitglied der Chinesischen Akademie der Ingenieurwissenschaften, Mitglied der Fakultät der Chinesischen Akademie der medizinischen Wissenschaften und ehemaliger Vizepräsident des Allgemeinen Krankenhauses Nanjing des Militärkommandos Nanjing.

Li und das Nanjing General Hospital stehen ebenfalls auf der Beobachtungsliste der WOIPFG. Auch sie stehen im Verdacht, an der Zwangsentnahme von Organen beteiligt (gewesen) zu sein. Li war Leiter des Schlüssellabors für Organtransplantation der Volksbefreiungsarmee. Er war die erste Person, die die „asiatische Dünndarm-Allotransplantation“ einführte. Im April 2003 führte er die erste menschliche Leber- und Leber-Darm-Allotransplantation in Asien durch.

Der kanadische Menschenrechtsanwalt David Matas bei einer Anhörung des US-Kongresses zum Thema Zwangsorganentnahme (Archivbild). Foto: Lisa Fan/Epoch Times

Am 29. Januar verstarb in Peking im Alter von 86 Jahren der Hämatologe Ren Jishuquan, ein Pionier der haploiden hämatopoetischen Stammzelltransplantation in China und ehemaliger Direktor und Chefarzt der hämatologischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses der chinesischen Luftwaffe.

Ren war auf dem Gebiet der hämatologischen Onkologie und der hämatopoetischen Stammzelltransplantation tätig und wurde 2005 vom damaligen Führer der KPC, Hu Jintao, mit einer Auszeichnung geehrt. In seinem Nachruf heißt es, dass er trotz der COVID-19-Epidemie und seines hohen Alters weiterhin Patienten behandelte.

Am 20. Januar starb Zhang Yangde, Professor für Chirurgie und Biomedizintechnik an der Central South University im Alter von 68 Jahren. Auch er war Mitglied der KPC. In einem ungewöhnlichen Schritt wurde in seinem offiziellen Nachruf bekannt gegeben, dass er an den Komplikationen von COVID-19 gestorben war, obwohl der Bericht schnell wieder unterdrückt wurde.

Das chinesische Regime verfolgt eine Politik der Vertuschung von COVID-Todesfällen und bestraft Beamte, die dies melden.

Erzwungene Organentnahme

Zhang wurde verdächtigt, an erzwungenen Nierentransplantationen beteiligt gewesen zu sein. Auch er wurde von der WOIPFG untersucht.

Ein bekannter Herzchirurg namens Yang Chenyuan verstarb ebenfalls. Er hatte 1970 zusammen mit zwei anderen Professoren am Union Medical College Hospital in Wuhan die erste Operation am offenen Herzen mit extrakorporaler Zirkulation durchgeführt. In den 1990er-Jahren war er der Erste, der eine neue Technik zur Entfernung von Gefäßkrankheiten einsetzte und auch der Erste, der Herztransplantationen in Zentral- und Südchina durchführte.

Die erste erfolgreiche Herztransplantation in China im Jahr 1994 leitete ebenfalls Yang Chenyuan. Die KPC zeichnete ihn unter anderem mit den Titeln „Vorbildlicher Kommunist“, „Herausragendes KPC-Mitglied“ und einer Medaille für „50 Jahre ruhmreiche Dienste für die Partei“ aus.

Ren Zhenyuan, ein Mitglied der KPC und ehemaliger Präsident des Pekinger Chaoyang-Krankenhauses, starb am 4. Januar im Alter von 92 Jahren. Im offiziellen Nachruf heißt es, dass er 1991 seine erste erfolgreiche Nierentransplantation durchgeführt hatte.

Es ist bekannt, dass hochrangige KPC-Mitglieder und medizinische Experten in China aufgrund ihres leichten Zugangs zu Organtransplantationen oft länger leben.

Rens Tod ist insofern bedeutsam, weil das Pekinger Chaoyang-Krankenhaus laut WOIPFG-Bericht aus dem Jahr 2021 das Zentrum für Organtransplantationen in Peking ist. Ärzte dieses Krankenhauses gaben bereits zu, Falun-Gong-Praktizierende als Organspender zu verwenden.

Dr. Wang Zhiyuan, Präsident der WOIPFG, am 28. Oktober 2016 in Berlin. Foto: Jason Wang/Epoch Times

Personen-Liste

Im September 2014 hatte die WOIPFG einen Bericht veröffentlicht, in dem eine Liste mit 1.814 Personen des medizinischen Personals stand, die verdächtigt werden, an der erzwungenen Organentnahme von Falun-Gong-Praktizierenden in 228 Krankenhäusern in China beteiligt zu sein.

Dem Bericht zufolge waren nach dem Jahr 2000 zahlreiche Krankenhäuser in ganz China an der Organentnahme und -transplantation beteiligt, wobei sogar einige kleinere Krankenhäuser ohne ausreichende Qualifikation in das Geschäft mit Organtransplantationen eingestiegen sein sollen. Der Boom bei Organtransplantationen fiel mit der Massenvernichtung von Falun-Gong-Praktizierenden durch die KPC zusammen.

Im Oktober 2014 veröffentlichte die WOIPFG eine zweite Liste mit 2.108 medizinischen Mitarbeitern in 100 Krankenhäusern. Diese zweite Liste konzentrierte sich auf medizinisches Personal, das in den Krankenhäusern des chinesischen Militärs und der bewaffneten Polizei an Organentnahmen oder Transplantationen beteiligt war.

In dem Bericht heißt es, dass das System der Militär- und Polizeikrankenhäuser der KPC die zentralen Einrichtungen seien, die den Befehl des ehemaligen KPC-Führers Jiang Zemin zur Entnahme von Organen von Falun-Gong-Praktizierenden für Transplantationen ausführten. Der Bericht beschreibt die Existenz einer großen Bank lebender Organe in China – von unfreiwilligen Organ-„Spendern“, die bei der Organentnahme getötet werden. Demnach spielen das Militär und die Polizei der KPC wahrscheinlich eine zentrale Rolle bei der Inhaftierung und dem Einsatz einer großen Zahl von Lebendspendern.

Die Untersuchung ergab, dass nach Beginn der Verfolgung von Falun Gong durch die KPC im Jahr 1999 zahlreiche Militär- und Polizeikrankenhäuser sowie andere Krankenhäuser in ganz China Organtransplantationsprogramme einführten oder bereits bestehende Transplantationsprogramme ausweiteten.

Der massive Anstieg der Organtransplantationen erfolgte zu dem Zeitpunkt, als Falun-Gong-Praktizierende auf Jiangs Befehl hin entführt und inhaftiert wurden.

Im Jahr 2006 veröffentlichten die kanadischen Menschenrechtsaktivisten David Kilgour und David Matas den „Kilgour-Matas-Bericht“, in dem sie feststellten, dass „die Quelle von 41.500 Transplantationen im Sechsjahreszeitraum 2000 bis 2005 ungeklärt“ sei und behaupteten, dass „in großem Umfang Organe von unwilligen Falun-Gong-Praktizierenden entnommen wurden“.

Alte spirituelle Praxis aus China: Falun Gong

Falun Gong, auch bekannt als Falun Dafa, ist eine alte chinesische spirituelle Praxis, die aus einfachen, langsamen Meditationsübungen und einer Lehre besteht, die auf den Prinzipien Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht basieren. In den 1990er-Jahren erfreute sie sich zunehmender Beliebtheit und hatte Ende des Jahrzehnts nach offiziellen Schätzungen 70 bis 100 Millionen Anhänger in China.

Die Kommunistische Partei Chinas (KPC) fühlte sich durch ihre Popularität bedroht und leitete im Juli 1999 eine systematische Vernichtungskampagne ein. Seitdem wurden Millionen Praktizierende in Gefängnissen, Arbeitslagern und anderen Einrichtungen inhaftiert. Nach Angaben des Falun-Dafa-Informationszentrums wurden Hunderttausende in der Haft gefoltert.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Deaths of Chinese Transplant Specialists Shine a Light on Forced Organ Harvesting“ (redaktionelle Bearbeitung il)



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