Türkei und Russland ringen um Lösung zu Idlib

Die drohende Offensive der syrischen Regierungstruppen auf die letzte Terrorbastion Idlib, stellt die Kooperation zwischen Russland und der Türkei ernsthaft auf die Probe.
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Ein syrischer Soldat in Idlib.Foto: GEORGE OURFALIAN/AFP/Getty Images
Epoch Times30. August 2018

Seit bald zwei Jahren kooperieren die Türkei und Russland in Syrien, um einen Ausweg aus dem Krieg zu finden, doch die drohende Offensive der syrischen Regierungstruppen auf die letzte Terrorbastion Idlib stellt ihre Kooperation ernsthaft auf die Probe.

Die Türkei will eine Schlacht um die Provinz unbedingt vermeiden, da sonst eine neue Fluchtwelle droht. Derzeit laufen intensive Verhandlungen mit Russland, doch scheint eine Einigung nur schwer möglich – zu unterschiedlich sind die Interessen.

Russland ist daran interessiert, das Bündnis mit der Türkei zu bewahren, doch dürfte Moskau kaum gewillt sein, längerfristig die Präsenz der überwiegend islamistischen Terroristen in Idlib zu akzeptieren. „Moskau hat die Hoffnung, eine Einigung mit Ankara zu finden, die dem syrischen Regime erlauben würde, Idlib wieder unter Kontrolle zu bringen, ohne einen neuen Bruch mit der Türkei zu provozieren“, sagt der Moskauer Politikexperte Kerim Has der Nachrichtenagentur AFP.

Die Rückeroberung von Idlib durch die Truppen von Staatschef Baschar al-Assad wäre jedoch die endgültige Niederlage für die Rebellen und eine schwere Schmach für die Türkei, die seit 2011 den Kampf der Rebellen gegen Assad unterstützt. Zwar unterhält die türkische Armee zwölf Beobachtungsposten am Rande von Idlib, um eine regionale Waffenruhe zu überwachen, doch einer Offensive der Assad-Truppen hätte sie wenig entgegenzusetzen.

In einer Zeit, da die Türkei in einer schweren Krise mit den USA steckt, ist sie mehr denn je auf die Kooperation mit Moskau angewiesen und im Ringen um Idlib entsprechend geschwächt. Russland sei sich der Abhängigkeit sehr wohl bewusst und könnte die Offensive auf Idlib gerade dann starten, wenn „die türkische Führung wegen einer Verschärfung der Krise mit den USA die Unterstützung des Kreml dringend benötigt“, meint Has.

Vergangene Woche reiste der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu mit Verteidigungsminister Hulusi Akar und Geheimdienstchef Hakan Fidan nach Moskau, um über Idlib zu sprechen. Cavusoglu warnte, eine „militärische Lösung“ in der dichtbesiedelten Provinz würde zu einer „Katastrophe“ führen. Auch würde ein Angriff Hunderttausende zur Flucht in die Türkei treiben, wo bereits mehr als drei Millionen Syrer leben.

In Idlib haben zehntausende Rebellen und Terroristen aus anderen Landesteilen Zuflucht gefunden, die in den vergangenen Jahren vor Assads Truppen und ihren russischen Verbündeten fliehen mussten. Mehrere der Islamistengruppen in der nordwestlichen Provinz werden von der Türkei unterstützt, doch steht der Großteil seit vergangenem Jahr unter Kontrolle der Terroralianz Hajat Tahrir al-Scham (HTS), die auch Ankara als Terrorgruppe ansieht.

Bei seinem Moskau-Besuch sagte Cavusoglu, „radikale Gruppen und Terroristen“ in Idlib sollten „neutralisiert“ werden. Dies wurde als Hinweis verstanden, dass die Türkei bereit sei, eine begrenzte Offensive gegen HTS zu unterstützen. Auch der russische Außenminister Sergej Lawrow betonte, es müsse zwischen gemäßigteren Rebellen und Terroristen unterschieden werden.

Nach Ansicht von Timur Achmetow vom russischen Rat für Internationale Beziehungen ist eine „begrenzte Offensive“ gegen die Islamisten derzeit das wahrscheinlichste Szenario. Laut Achmetow drängt Russland die Türkei, die protürkischen Rebellen für eine Offensive gegen HTS zu gewinnen. Im Gegenzug würden diese Gruppen von Luftangriffen verschont.

Laut der Türkeiexpertin Elizabeth Teoman vom Institute for the Study of War (ISW) könnte mit einer begrenzten Offensive ein „unmittelbarer Bruch“ zwischen Moskau und Ankara vermieden werden. Doch auch wenn sich Assad zunächst damit zufrieden geben sollte, bliebe die Frage ungelöst, wer langfristig die Provinz kontrolliert. „Die Ziele der Türkei stehen in direktem Widerspruch zu den Zielen Assads, die Überreste der syrischen Rebellion zu zerschlagen“, sagt Teoman. (afp/so)



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