Ungarn: „Ukrainer halten 10.000 Tonnen Getreide für Afrika zurück“

Die Ukraine könnte ihre Getreide-Lieferungen nach Afrika mit Absicht zurückhalten. Dies erklärte Ungarns Außenminister auf der UN-Generalversammlung. Brüssel helfe der Ukraine stattdessen, ihr Getreide in Europa zu verkaufen.
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Péter Szijjártó, Minister für Auswärtige Angelegenheiten und Handel.Foto: MTI / Csaba Krizsán
Von 26. September 2023

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Ukrainische Getreidelieferungen nach Afrika sind seit dem Konflikt mit Russland nicht mehr so einfach und mit vielfältigen Hindernissen verbunden. Theoretisch könnte davon ausgegangen werden, dass die Ukrainer nach Lösungen streben. Ungarns Außenminister vermutet jedoch, es sei die Ukraine selbst, die Hilfslieferungen nach Afrika blockiert. Gleichzeitig verursacht der Fluss von ukrainischem Getreide in europäische Länder – statt nach Afrika – ernsthafte Probleme.

Programm „Getreide aus der Ukraine“

Dazu führte Péter Szijjártó vor der UN-Generalversammlung am 21. September in New York aus, dass sich Regierungen aus der ganzen Welt im Programm „Getreide aus der Ukraine“ vereint haben, um hungernden Menschen im Sudan zu helfen. Die ungarische Regierung habe bereits 2022 eine beträchtliche Menge Getreide für den Sudan finanziert, so der Außenminister.

Aufgrund der „Zögerlichkeit“ ukrainischer Behörden sei jedoch noch kein einziges Gramm davon angekommen. „Es gibt 10.000 Tonnen – 10 Millionen Kilogramm – Getreide, das Geld ist da, es wurde bezahlt, und dennoch leiden die Menschen im Sudan unter einer Hungersnot“, sagte Szijjártó.

„Nachdem klar wurde, dass das Schwarzmeer-Getreidetransportabkommen nicht funktionieren kann, haben wir unsere Transitrouten durch unser eigenes Land für den Getreidetransport geöffnet“, erklärt Szijjártó.

Ungarn habe sich dazu mit der Slowakei, Polen, Bulgaren und Rumänen zusammengetan. Und es geschah, um sicherzustellen, dass das ukrainische Getreide in die EU gelangt.

Es sollte jedoch nicht in den Ländern der EU verbleiben. Angedacht war, das Getreide anschließend von polnischen, rumänischen, kroatischen oder bulgarischen Häfen weiter per Schiff in den Sudan und andere afrikanische Länder zu transportieren. Laut dem Minister gebe es also eine Lösung für das Nahrungsmittelproblem an sich.

Doch wo liegt dann das Problem? Szijjártó zufolge werde nun in Brüssel behauptet, das Ziel des Abkommens sei es, ukrainisches Getreide nach Mitteleuropa zu bringen. Der ursprüngliche Zweck  – der Transport nach Afrika – sei in Brüssel vergessen worden. Er erinnert: „Es gab nie eine Absicht, die Märkte in Mitteleuropa zu überschwemmen. Ein solches Abkommen gibt es nicht.“

„Hoffnung auf mehr Profit“

Im Fall Sudan hat Ungarn vergangenes Jahr 3,5 Millionen Euro für das Programm „Getreide aus der Ukraine“ bereitgestellt. Der ungarische Staat habe „das Geld bereits vor neun Monaten zur Verfügung gestellt“, sagte der Minister. Doch das Welternährungsprogramm – eine Organisation der Welternährungshilfe – warte noch heute auf die Zustimmung der ukrainischen Behörden.

Warum haben die ukrainischen Behörden bisher keine Genehmigung erteilt? Nach Ansicht des Ministers sei die Antwort für alle betroffenen Länder klar:

Die Händler würden offensichtlich mehr Geld verdienen, wenn sie ihr Getreide in Mitteleuropa verkaufen würden.“

Aus ungarischer Sicht steht eindeutig die ukrainische Hoffnung auf einen großen Gewinn dahinter.

Polen verärgert über ukrainisches Getreide

Es sei eine widersinnige Situation entstanden. Das auffälligste Beispiel dafür biete nach Ansicht des Ministers Polen.

Die Menschen in Polen hätten „eine Menge Opfer gebracht, um den Ukrainern zu helfen“. Dennoch würden die Ukrainer planen, sie wegen der Handelsbeschränkungen zu verklagen, während sich die Polen ihrerseits an die ursprüngliche Vereinbarung gehalten haben.

Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki erklärt: „Wir waren die ersten, die viel für die Ukraine getan haben. Deshalb erwarten wir, dass sie unsere Interessen verstehen.“ Im Sender „Polsat News“ sagte er am 21. September: „Für uns sind die Interessen unserer Landwirte das Wichtigste.“

Schließlich reagierte Polen. Die Antwort aus Warschau machte in der Weltpresse die Runde: Polen entschied, wegen des Getreidekonflikts keine Waffen mehr an die Ukraine zu liefern.

In einem am 20. September geführten Interview des Fernsehsenders „Polsat News“ entgegnete Ministerpräsident Mateusz Morawiecki auf die Frage des Moderators, ob Polen trotz des Getreidestreits die Ukraine weiter bei Waffenlieferungen und humanitärer Hilfe unterstützen werde: „Wir liefern keine Waffen mehr an die Ukraine, weil wir uns selbst mit den modernsten Waffen ausrüsten.“

Morawiecki führte weiter aus, Polen habe seine Bestellungen für Rüstungsgüter enorm erweitert. Die Streitkräfte sollten so modernisiert werden, dass Polen über eine der stärksten Landarmeen Europas verfügen werde, so der Ministerpräsident.

Ein anderes Beispiel: Im Raum steht auch das Gerücht, dass die Ukraine plant, „die Einfuhr ungarischer und polnischer Produkte in die Ukraine zu verbieten“.

Diese Möglichkeit schließt der ungarische Außenminister nicht aus. Laut Szijjártó lassen sich die Ukrainer „von der rechtlichen Unkorrektheit eines solchen Schrittes nicht besonders abschrecken“.

 



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