UNO über Kämpfe um West-Mossul: US-geführte Luftangriffe zerstören „Häuser mit ganzen Familien darin“

Amnesty warf den irakischen Truppen und der Militärkoalition vor, das Leben von Zivilisten nicht ausreichend zu schützen. "Sowohl die Luftangriffe als auch die Gefechte am Boden zwischen der irakischen Armee und IS-Kämpfern haben in den letzten Monaten zu einer erschütternden Zunahme an zivilen Opfern geführt", erklärte die Menschenrechtsorganisation.
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Leichensäcke in Mossul, Irak. 26. März 2017.Foto: AHMAD AL-RUBAYE/AFP/Getty Images
Epoch Times29. März 2017

Bei der Offensive zur Rückeroberung von West-Mossul im Irak sind nach Angaben der UNO schon mehr als 300 Zivilisten getötet worden.

Wie das UN-Menschenrechtskommissariat am Dienstag in Genf mitteilte, wurden zwischen dem 17. Februar und dem 22. März insgesamt mindestens 307 zivile Todesopfer verzeichnet. Amnesty International erhob angesichts der Berichte schwere Vorwürfe gegen die irakischen Truppen und die US-geführte Koalition.

Die irakischen Streitkräfte und die von den USA angeführte Militärkoalition hatten Mitte Februar eine Offensive gestartet, um die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) aus ihrer letzten Hochburg im Irak zu vertreiben. Der IS hatte Mossul im Sommer 2014 unter seine Kontrolle gebracht.

Der UN-Sprecher Rupert Colville machte keine Angaben dazu, welche der Konfliktparteien für die zivilen Todesopfer verantwortlich ist. Deren Zahl dürfte sich aber noch deutlich erhöhen, denn der UNO liegen Berichte vor, wonach zwischen dem 23. und 26. März mindestens 95 weitere Zivilisten getötet wurden.

Colville äußerte sich auch zu einem tragischen Vorfall im Stadtviertel al-Dschadida, bei dem am 17. März zahlreiche Zivilisten getötet worden waren – vermutlich durch einen Luftangriff der US-geführten Koalition. Wie der UN-Sprecher sagte, hatten die IS-Kämpfer zuvor mindestens 140 Menschen in dem Gebäude zusammengetrieben. Nach Angaben von Augenzeugen habe der IS zudem Sprengsätze in dem Haus deponiert. Amnesty sprach von „einem der tödlichsten Luftschläge der US-geführten Koalition seit Jahren“.

Das irakische Verteidigungsministerium und die US-geführte Koalition haben inzwischen Untersuchungen eingeleitet, um herauszufinden, wer für den Vorfall verantwortlich ist. UN-Menschenrechtskommissar Zeid Ra’ad Al Hussein begrüßte die Untersuchungen. Er forderte zudem eine „sofortige Überprüfung“ der Militärtaktik, „um die Auswirkungen auf Zivilisten auf ein absolutes Minimum zu reduzieren“.

Da der IS die Einwohner West-Mossuls als menschliche Schutzschilde missbrauche, sei der Schutz von Zivilisten „sicherlich nicht einfach“, sagte Colville. Die Konfliktparteien müssten unter diesen Umständen aber „besonders vorsichtig“ sein.

Amnesty warf den irakischen Truppen und der Militärkoalition vor, das Leben von Zivilisten nicht ausreichend zu schützen. „Sowohl die Luftangriffe als auch die Gefechte am Boden zwischen der irakischen Armee und IS-Kämpfern haben in den letzten Monaten zu einer erschütternden Zunahme an zivilen Opfern geführt“, erklärte die Menschenrechtsorganisation.

„Die hohe Zahl ziviler Opfer lässt vermuten, dass die an der Offensive in Mossul beteiligten Koalitionsstreitkräfte keine ausreichende Vorsorge treffen, dass zivile Tote vermieden werden“, kritisierte Amnesty. Das sei ein „eklatanter Verstoß gegen internationales Völkerrecht“.

Bei US-geführten Luftangriffen seien „Häuser mit ganzen Familien darin zerstört“ worden, sagte Donatella Rovera, die für Amnesty in Mossul Informationen sammelt und Augenzeugenberichte dokumentiert. „Die Tatsache, dass die irakischen Behörden Zivilisten wiederholt geraten haben, in ihren Häusern zu bleiben statt aus dem Gebiet zu fliehen, belegt, dass die Koalitionsstreitkräfte gewusst haben müssen, dass diese Angriffe wahrscheinlich zu einer erheblichen Anzahl an zivilen Opfern führen würden.“

Die Offensive zur Rückeroberung der zweitgrößten irakischen Stadt von den Dschihadisten hatte im Oktober 2016 begonnen. Nach der Einnahme von Ost-Mossul im Januar begann im Februar der Angriff auf den Westteil der Stadt. (afp)



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