Schulz im Youtube-Kanal: Von Waschpulver bis Kooperationsverbot

Vier junge Youtuber haben am Dienstag SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz auf den Zahn gefühlt. Neben klassischen politischen Themen musste Schulz dabei auch persönliche Fragen beantworten, etwa nach seinem Haustier oder ob er lieber Wander- oder Strandurlaub macht.
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Martin Schulz.Foto:  Michael Kappeler/dpa
Epoch Times5. September 2017

Vier junge Youtuber haben am Dienstag SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz auf den Zahn gefühlt. Neben klassischen politischen Themen musste Schulz dabei auch persönliche Fragen beantworten, etwa nach seinem Haustier oder ob er lieber Wander- oder Strandurlaub macht. „Strand“ war im letzten Fall die spontane Antwort.

Doch es kam auch härter: „Was war der größte Mist, den Sie als Jugendlicher gebaut haben“, wollte die 26-jährige Nihan wissen, die auf Youtube einen Kanal zu Beauty und Entertainment betreibt. Schulz beschränkte sich sicherheitshalber auf den „zweitgrößten Mist“ – nämlich, dass er einst nach durchzechter Nacht über den Zaun des städtischen Schwimmbads geklettert sei und Waschpulver ins Becken geschüttet habe. Und dann nur knapp der Polizei entwischte.

„Es ist wichtig, dass von Kindesbeinen an die deutsche Sprache gelernt wird“

Doch Nihan, deren Großeltern einst aus der Türkei als Gastarbeiter nach Deutschland kamen, hatte auch politische Fragen, nach Ausländerfeindlichkeit, die auch sie als Migrantin der dritten Generation immer wieder spüre und nach der Herausforderung der Integration. „Es ist wichtig, dass von Kindesbeinen an die deutsche Sprache gelernt wird“, sagte Schulz. Auch darum wolle die SPD zwölf Milliarden Euro in das Bildungssystem stecken, brachte er schnell noch eine Botschaft aus dem Wahlprogramm unter.

Auf Nihans Frage nach der Ausländerfeindlichkeit und was dagegen unternommen werden sollte, antwortete Schulz: „Das ist etwas, das bringt mich auf die Barrikaden, da kriege ich richtig die Krise“. Die AfD würde das „Ihr-und-Wir“-Denken auch noch schüren. „Da muss jemand, der Bundeskanzler werden will — und das will ich — ganz klar sagen: Diese Leute spalten unsere Gesellschaft nicht, das lassen wir nicht zu.“

„Die sind so weit unten die Typen“

Zur Integration sagte Schulz, dass er als Schüler einen türkischstämmigen, engen Freund gehabt habe und dass es aus seiner Sicht durchaus okay sei, „zwei Identitäten zu haben“, eine deutsche und eine ausländische. Anfeindungen oder Hassbotschaften aber sei etwas, mit dem er auch als Politiker immer wieder konfrontiert sei, zum Beispiel auf Twitter. „Ich versuche mir dann zu sagen, die sind so weit unten die Typen“, sagte dazu Schulz, „die sind auf einer Ebene, die können mich nicht mehr treffen“. Das klappe aber nicht immer.

Mit Fragen nach dem aktuellen Butterpreis bei Aldi und dem Termin für die Restmüllleerung bei ihm zu Hause testete Mirko – oder mit seinem Youtube-Namen „MrWissen2Go“ – Schulz‘ Alltagstauglichkeit. Bei beidem kannte sich der SPD-Chef ziemlich gut aus.

Der 31-jährige Mirko Drotschmann, der vor knapp drei Wochen auch am Youtube-Interview mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beteiligt war, nahm sich die Themen soziale Ungleichheit und Arbeitslosigkeit vor. Warum es in Deutschland so viele Probleme mit sozialer Gerechtigkeit gebe, wo die SPD doch in Regierungsverantwortung sei und außerdem auch die Arbeitsministerin stelle, will Drotschmann wissen. Schulz windet sich und argumentiert mit der Richtlinienkompetenz des Kanzlers, die der SPD fehle. Schulz versprach zudem, er würde als Kanzler die Bundesagentur für Arbeit zu einer Agentur auch für Weiterbildung und Qualifizierung ausbauen, um Langzeitarbeitslose besser in Jobs zu bringen. Für Auszubildende solle es eine Mindestvergütung geben.

Wütend über Defizite im Bildungssystem äußerte sich die 22-jährige Lisa, die bei Youtube als ItsColeslaw auftritt. Das war für Schulz eine Steilvorlage: Er kämpfe für Schulen die „bundesweit vergleichbar“ und „überall gut und modern ausgestattet sind“, versprach der Kanzlerkandidat. Dafür müsse auch das Kooperationsverbot fallen, das dem Bund hier bisher eine Mitfinanzierung verbiete.

Ein Kernanliegen ist der internetaffinen Community natürlich der Ausbau digitaler Breitbandnetze, auf das der 24-jährige Youtuber Marcel alias „MarcelScorpion“ hinwies. Schulz räumte ein, dass Deutschland hier Nachholbedarf habe: „Um wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu bleiben, brauchen wir einen massiven Ausbau“, stellte er klar. Sorgen der Youtuber wegen des „Bundestrojaners“ als Überwachungsinstrument gegen Kriminalität im Netz, versuchte der SPD-Kandidat zu zerstreuen. (afp/mcd)



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