Vorab-Infos zu Aufstandsplan: Kreml weist US-Bericht zurück

Die «New York Times» berichtet, dass der Vize-Generalstabschef Surowikin von dem Wagner-Aufstand vorab informiert gewesen sei. Der Kremlsprecher spricht von «Spekulation» und «Tratsch».
«Armee und Bevölkerung haben Putin die Treue gehalten»: Kremlsprecher Dmitri Peskow.
Kremlsprecher Dmitri Peskow.Foto: Alexei Nikolsky/Sputnik Kremlin/AP/dpa
Epoch Times28. Juni 2023

Der Kreml hat einen US-Medienbericht als „Spekulation“ zurückgewiesen, wonach Russlands Vize-Generalstabschef Sergej Surowikin von dem Aufstandsplan des Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin vorab gewusst haben soll.

„Es gibt jetzt um diese Ereignisse herum viele unterschiedliche Spekulationen und Tratsch“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen. „Ich denke, das ist ein Beispiel dafür.“ Die Armee und die Bevölkerung hätten während des Aufstands „alle beim Präsidenten (Wladimir Putin) gestanden“, sagte Peskow.

Surowikin gilt als Verbündeter Prigoschins

Zuvor hatte die US-Zeitung „New York Times“ unter Berufung auf US-Sicherheitskreise berichtet, dass Surowikin im Vorfeld von dem Aufstand der Wagner-Gruppe gewusst habe. US-Beamte wollten nun herausfinden, ob der Armeegeneral bei der Planung geholfen haben könnte. Die Zeitung schreibt zudem, dass es nach Informationen von US-Geheimdiensten Anzeichen dafür gebe, dass auch andere russische Generäle von Prigoschins Plänen gewusst haben könnten. US-Beamte sind laut dem Bericht der Meinung, Prigoschin hätte seinen Aufstand nicht gestartet, wenn er nicht geglaubt hätte, dass ihm andere zu Hilfe kommen würden.

Surowikin gilt als Verbündeter Prigoschins, er hatte sich aber noch in der Nacht zum Samstag auf die Seite des Machtapparats in Moskau geschlagen. In einer Videobotschaft hatte Surowikin Prigoschin dazu aufgerufen, den Machtkampf zu beenden.

Prigoschin inzwischen in Belarus

Putin könnte Surowikin demnach behalten, sollte der Präsident zu dem Schluss kommen, dass Surowikin nur von den Plänen wusste, Prigoschin aber nicht geholfen habe. Hochrangige US-amerikanische Beamte vermuteten zudem, dass eine Allianz zwischen Surowikin und Prigoschin erklären könnte, warum Prigoschin nach der Revolte noch am Leben sei, schrieb die „New York Times“ weiter.

Wagner-Chef Prigoschin hatte am Samstag zwischenzeitlich unter anderem die südrussische Stadt Rostow am Don besetzt und ließ seine Kämpfer dann Richtung Moskau marschieren. Rund 200 Kilometer vor der russischen Hauptstadt gab er überraschend auf. Vermittelt hatte in dem Konflikt der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko. Prigoschin und seinen Söldnern wurde von Putin Straffreiheit zugesichert. Prigoschin ist nach Angaben Lukaschenkos inzwischen in Belarus eingetroffen.

Prigoschin soll Pläne für Festnahme von russischer Militärführung aufgeben haben

Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin wollte einem US-Medienbericht zufolge die russische Militärführung bei einem geplanten Besuch im Süden des Landes festnehmen, musste sein Vorgehen aber nach einem Durchsickern seiner Pläne ändern. Das „Wall Street Journal“ berichtete am Mittwoch unter Berufung auf westliche Regierungsvertreter, der Söldnerführer habe Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow in der Grenzregion zur Ukraine festsetzen wollen.

Zwei Tage vor dem geplanten Besuch von Schoigu und Gerassimow habe aber der russische Inlandsgeheimdienst FSB die Pläne mitbekommen, schreibt die Zeitung weiter. Prigoschin habe daraufhin seine Pläne ändern und den Aufstand vorschnell beginnen müssen. Am Dienstag hatte bereits der Chef der russischen Nationalgarde, Viktor Solotow, laut russischen Medienberichten gesagt, Prigoschins Pläne seien durchgesickert.

Der Aufstand der Söldnergruppe gegen die russische Militärführung hatte am Wochenende die Welt in Atem gehalten. Die Söldner marschierten von der Ukraine aus in Russland ein und rückten mit dem Ziel nach Moskau vor, die russische Militärführung abzusetzen.

Nach einer Vermittlung durch den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko brach Prigoschin den Aufstand nach rund 24 Stunden am Samstagabend ab. Ihm wurde Straffreiheit zugesagt, wenn er ins Exil nach Belarus geht. Prigoschin kam am Dienstag in dem Land an.

US-Präsident Joe Biden wollte sich am Mittwoch nicht zu der Reporterfrage äußern, ob der russische Staatschef Wladimir Putin durch den Wagner-Aufstand geschwächt wurde. „Das ist schwer zu sagen, aber er verliert eindeutig den Krieg“ in der Ukraine, sagte Biden in Washington. „Er verliert den Krieg zu Hause.“ Putin sei jetzt ein „weltweit Geächteter“. (dpa/afp/er)



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