Wahlkampf in Südafrika: Linker Parteiführer singt Lied zum „Tötungsaufruf weißer Farmer“

Ein Wahlkampfauftritt von Julius Malema von den Economic Freedom Fighters hat jüngst zu scharfer Kritik geführt. Vor Tausenden seiner Anhänger sang er das alte Lied: „Töte den Buren, töte den Farmer“. Ein Blick in Südafrikas Vergangenheit gibt Aufschluss.
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EFF-Führer Julius Malema bestreitet, dass das Lied mit dem Refrain „Tötet den [weißen] Farmer“ zur Gewalt gegen die weiße Landbevölkerung Südafrikas aufruft.Foto: EFF
Von 5. August 2023

Es ist Winter in Südafrika, 1993, folgende Schlagzeilen gehen um die Welt: Der lang erwartete Rassenkonflikt steht kurz vor dem Ausbruch – in einem Land, das sich in den letzten Zügen der Apartheid befindet.

Ein polnischer weißer Rassist mit weiß-blondem Haar und stahlblauen Augen hat den Führer der Kommunistischen Partei Südafrikas Chris Hani – einen Helden der Anti-Apartheid-Widerstandsbewegung – mit einer Salve von Kugeln durchbohrt.

Im ganzen Land sind Unruhen ausgebrochen, die Townships stehen in Flammen; Schrotflintenschüsse und Benzinbombenexplosionen sind die Geräusche eines scheinbar totgeborenen „neuen“ Südafrika, das kurz davor steht, in den Abgrund zu stürzen.

Anti-Apartheid-Führer und Mitglied des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) Nelson Mandela spricht am 25. Februar 1990 mit geballter Faust auf einer Massenkundgebung in der konservativen afrikanischen Stadt Bloemfontein. Wenige Tage zuvor war er aus dem Gefängnis entlassen worden.  Foto: TREVOR SAMSON/AFP via Getty Images

Mitglieder schwarzer und weißer Extremistengruppen greifen Ziele mit Bomben und automatischen Gewehren an. Kein Ort ist mehr sicher – von Kirchen und Bars, die von Weißen besucht werden, bis hin zu Minibustaxis, die schwarze Fabrikarbeiter transportieren. Das Land ist blutgetränkt und es dürstet nach mehr.

Ein Schlachtfeld

Die politischen Teams, die versuchen, Südafrika zu einer Art konstitutioneller Demokratie zu führen, gehen sich gegenseitig an die Gurgel. Angeführt von Nelson Mandela vom Afrikanischen Nationalkongress (ANC) und Präsident F. W. de Klerk von der Nationalen Partei (NP). Sie sind nicht in der Lage, sich auf die Bedingungen eines Abkommens zu einigen, das schwarze und weiße Bürger vereinen soll.

Die bergige, üppig bewachsene Provinz KwaZulu-Natal ist ein Schlachtfeld. Übersät mit den Leichen Tausender ANC- und Inkatha-Freedom-Party-(IFP)-Krieger, die um die Vorherrschaft in Südafrikas zweitbevölkerungsreichster Region kämpfen.

Der 34-jährige Führer der ANC-Jugendliga, Peter Mokaba, schürt die Flammen mit einem Zulu-Lied namens „Dubula Ibhunu“ (Tötet den Buren oder weißen Afrikaner). Der Refrain des Liedes lautet „Schieße, um zu töten, töte den Buren, töte den Farmer“. Die Apartheid-Polizei verhaftete den Brandstifter 1982. Seine Verbrechen standen im Zusammenhang mit seinen Untergrundaktivitäten als Mitglied der paramilitärischen ANC-Organisation Umkhonto we Sizwe (Speer der Nation).

Mokaba wurde des Waffenbesitzes und der militärischen Ausbildung in Mosambik und Angola überführt. Er wurde zu sechs Jahren Haft auf Robben Island verurteilt, kam aber nach einem Jahr frei, nachdem er in Berufung gegangen war. Dies warf damals Fragen auf, da derartige Berufungsanträge von bekannten Mitgliedern der Umkhonto-Bewegung äußerst selten waren.

Das Ende der Apartheid im Jahr 1994

Mokaba setzte seine Guerilla-Aktivitäten fort, bis De Klerk Mandela freiließ und das Verbot für den Afrikanischen Nationalkongress 1990 aufhob. Im Zusammenhang mit den mutmaßlichen Verbrechen wurden mehrere Anklagen gegen Mokaba erhoben, der jedoch immer wieder freigesprochen wurde. 1991 wurde er in den elitären Nationalen Exekutivausschuss des ANC gewählt.

Im Jahr 1994 ging die Apartheid nach den ersten rassenübergreifenden Wahlen zu Ende. Südafrika hatte einen ausgewachsenen rassistisch motivierten Bürgerkrieg vermieden und Mandela ernannte Mokaba nach dem Wahlsieg der Partei zum stellvertretenden Minister in der ANC-Regierung.

Weniger als zehn Jahre später war Mokaba tot. Sein Arzt sagte, er sei an einer „akuten Lungenentzündung“ gestorben. Viele, selbst im ANC, meinten jedoch, er sei Opfer einer unbehandelten HIV-Infektion geworden.

Mokaba war wie der frühere Präsident Thabo Mbeki ein überzeugter AIDS-Leugner. Er war überzeugt, dass antiretrovirale Medikamente keinen Nutzen brächten „außer dem Profit für die Pharmaindustrie“. Seinen Anhängern erklärte er oft, HIV und AIDS seien „Schlüsselelemente eines westlichen Komplotts“, um Schwarze „auszurotten“ und „die koloniale Kontrolle“ in Afrika wiederzuerlangen.

„Tötet den Farmer! Tötet den Buren“

Ehemalige Sicherheitsbeamte der Apartheid gaben an, dass Mokaba nie eine längere Zeit im Gefängnis verbracht hat, weil er ein Spion für die Apartheidregierung war. Diese Behauptung wurde von Mokaba und dem ANC jedoch bestritten.

„Peter Mokaba wird immer mein Held sein; ich habe ihn oft getroffen, ich würde sagen, ich war sein Schüler. Er kam aus der gleichen Gegend in der Provinz Limpopo wie ich“, sagte Julius Malema, Vorsitzender der Economic Freedom Fighters (EFF), der drittgrößten politischen Partei Südafrikas.

„Ich habe meine politische Karriere nach dem Vorbild von Peter Mokaba und Präsident Robert Mugabe gestaltet“, gab er gegenüber der Epoch Times an. Dabei bezog er sich auf den ehemaligen Präsidenten von Simbabwe. Dieser ist dafür bekannt, dass er in den 2000er-Jahren Land weißer Farmer beschlagnahmte und sein Land in Hunger und wirtschaftlichen Zusammenbruch stürzte.

Dreißig Jahre nachdem Mokaba zum ersten Mal gebrüllt hatte: „Tötet den Farmer! Tötet den Buren“, hat Malema den Ruf wiederbelebt. Er und 100.000 Anhänger sangen ihn am 29. Juli auf einer Parteikundgebung in einem Stadion in Soweto, dem ausgedehnten Township in der Nähe von Johannesburg. Die meisten von ihnen waren in rote Overalls gekleidet und trugen rote Baskenmützen.

EFF-Mitglieder schlagen weiße Farmer

Am nächsten Tag wurde ein weißer Farmer auf seinem Gehöft in der nordöstlichen Provinz Mpumalanga erschlagen aufgefunden. Am 2. August versuchte eine Gruppe weißer Farmer, sich Zugang zum EFF-Hauptquartier im Zentrum von Johannesburg zu verschaffen. Sie wurde aber von einer weitaus größeren Menge von EFF-Anhängern zurückgedrängt. Manche schwangen Peitschen und Knüppel und riefen: „Wir werden euch töten!“

Einige EFF-Mitglieder zielten mit Tritten und Schlägen auf die weißen Männer. Die Farmer schlugen nicht zurück und gingen weg. Die weißen Männer, die ihre Namen nicht nennen wollten, sagten der Epoch Times später, dass sie mit Malema sprechen wollten. Sie wollten ihn fragen, ob sein wiederholtes Singen des „Tötet den Buren“-Liedes ein Aufruf zum Mord an Weißen sei. Der EFF-Führer weigerte sich, sie zu treffen, wandte sich aber später an die Medien.

 Hier ist kein Ort, an dem wir Angst vor einem weißen Mann haben!“ verkündete Malema.

„Hier ist die einzige befreite Zone in Südafrika. […] Wir haben alles, was wir brauchen, um dieses Gebiet zu verteidigen, und wir werden es mit unserem Leben verteidigen.“, ergänzte er. Zahlreiche Bürgergruppen äußerten sich besorgt über die Gewalt und sagten, sie erinnere an die Zeit der Apartheid.

Malema: „Ich werde dieses Lied singen, wann und wie ich will“

Die südafrikanische Menschenrechtskommission erklärte das Lied 2003 zur Hassrede und mehrere Bürgerrechtsgruppen haben sowohl den ANC als auch die EFF vor Gericht gebracht. Sie wollten deren Mitglieder daran hindern, das Lied in einem Land zu singen, das eine der höchsten Verbrechensraten der Welt aufweist und in dem in den letzten drei Jahrzehnten Tausende weißer Farmer ermordet wurden.

Doch EFF- und ANC-Anhänger haben das Lied weiter gesungen, ohne dass es zu Konsequenzen kam. Vor Kurzem war das Lied Gegenstand eines Verfahrens vor dem südafrikanischen „Gerichtshof für Gleichstellung“. Das Gericht erklärte jedoch, es sei nicht in der Lage, eine Verbindung zwischen den Morden an Weißen und dem Lied herzustellen.

Malema begrüßte diese Entscheidung. Seiner Meinung nach stehe der Gesang „symbolisch“ für den Kampf der Schwarzen gegen die weiße Vorherrschaft. „Ich werde dieses Lied singen, wann und wie ich will. Es ist nicht mein Lied, es ist ein Kampflied“, sagte er vor Journalisten. „Es ist Teil der Anti-Apartheid-Geschichte und niemand wird sich in mein afrikanisches Erbe einmischen.“

Auf die Frage der Epoch Times, ob er mit dem Lied schwarze Bürger zum Mord an Weißen aufstacheln wolle, antwortete Malema: „Ich muss Ihnen das nicht erklären, aber ich habe bereits gesagt, dass dieses Lied symbolisch ist.“ Gemäß Malema glaube die EEF nicht an Gewalt, aber wenn das Lied die Feinde erschrecken würde, sei es gut. „Ich habe bereits gesagt, dass alle Südafrikaner einen Platz in unserem Land haben, wenn sie akzeptieren, dass dies nicht Europa ist. Dies ist Afrika, und sie müssen bereit sein, ihren Platz zu kennen. Andernfalls müssen sie zurück nach Europa gehen.“, so der EFF-Führer.

Afrikanischer Nationalkongress könnte absolute Macht verlieren

Malemas Trotz veranlasste den südafrikanischen Oppositionsabgeordneten Pieter Groenewald, eine neue Beschwerde vor dem UN-Menschenrechtsrat einzureichen. Seine Partei, die Freedom Front Plus, habe auch eine Strafanzeige gestellt. „Es muss jetzt eine Untersuchung durch die Polizei geben. Dann muss der Fall an die Nationale Staatsanwaltschaft weitergeleitet werden, die entscheiden muss, ob sie Anklage erhebt oder nicht“, sagte Groenewald gegenüber der Epoch Times.

Malema beschuldigte Groenewald als weißen Afrikaner der „Engstirnigkeit und politischen Berechnung“. Und genau das werfen die Kritiker widerum dem EFF-„Oberbefehlshaber“ vor.

Ein Wahlplakat mit dem Bild von Pieter Groenewald, dem Vorsitzenden der pro-afrikanischen Partei Freedom Front Plus. Foto: Darren Taylor/The Epoch Times

Denn wieder einmal steht Südafrika an der Schwelle zu einer nationalen Wahl, bei der der ANC unter die erforderliche 50-Prozent-plus-eins-Hürde fallen könnte. Dadurch würde er die absolute Macht verlieren, die er seit April 1994 innehat. Wenn die Wahl so ausgeht, wie es die Umfragen vorhersagen, wäre es für den ANC am logischsten, eine Koalitionsregierung mit der EFF zu bilden, um an der Macht zu bleiben.

„In diesem Fall müsste der ANC zumindest einigen der politischen Ziele der EFF zustimmen. Das ist eine wirklich beängstigende Aussicht für Südafrika“, warnt Professorin Susan Booysen von der Wits University School of Governance in Johannesburg.

Zu den politischen Zielen der EFF gehören die „Verstaatlichung“ von Land und Eigentum in Südafrika „zur Umverteilung an die schwarze Mehrheit“. Außerdem die Verstaatlichung von Banken und anderen Finanzinstituten und ein Ende der „Kontrolle der Wirtschaft durch weiße Monopolkapitalisten“. Seit Gründung der Partei im Jahr 2013 sind EFF-Mitglieder oft gewalttätig, greifen Gegner an und attackieren Journalisten.

John Steenhuisen, der Kandidat für das Amt des Bundesvorsitzenden der größten südafrikanischen Oppositionspartei Democratic Alliance (DA) am 2. April 2023 in Johannesburg. Foto: MICHELE SPATARI/AFP via Getty Images

Klage vor UN-Menschenrechtsrat

Am 2. August reichte die größte Oppositionspartei, die Demokratische Allianz (DA), beim UN-Menschenrechtsrat eine Klage gegen die EFF und den Afrikanischen Nationalkongress ein. Diese stützte sich auf Malemas jüngste Verwendung des Liedes „Tötet den Farmer! Tötet den Buren“.

Laut dem DA-Vorsitzenden John Steenhuisen sind die südafrikanischen Behörden „eindeutig unfähig oder nicht willens“, die EFF daran zu hindern, „die Dämonen der ethnischen Gewalt und des Rassenhasses wieder aufleben zu lassen“. Das teilte er der Epoch Times mit.

Ein politischer Führer, der zum Massenmord aufruft, ist nicht normal. Ein Parlamentsmitglied, das zur Tötung eines ganzen Teils der Gesellschaft aufruft, ist nicht normal. Feige Politiker, die bei der Aufstachelung zum Bürgerkrieg ein Auge zudrücken, sind nicht normal“, so Steenhuisen.

Er erklärte, dass der erste Teil der Klage sich auf Malemas wiederholte Aufstachelung zu ethnischer Gewalt konzentriert. Der zweite Teil klage gegen die nationale ANC-Regierung. Diese habe jahrelang nichts gegen ihren „einstigen Schützling“ unternommen, obwohl die brutalen Farmermorde im Gefolge von Malemas Pöbeleien weiter eskaliert seien, ergänzt der Politiker.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „South African Political Demagogue Faces UN Charges After Song Calls for the ‘Killing’ of White Farmers“ (redaktionelle Bearbeitung il)



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