Änderungsvorhaben der Deutschen Post: Briefe sollen später ankommen

Bisher ist die Deutsche Post daran gebunden, dass Briefe und Postkarten bereits einen Tag später ankommen müssen. Der Konzern verhandelt momentan mit der Bundesregierung, diese Zeitspanne auf mindestens drei Tage auszudehnen.
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Briefpost könnte in Zukunft später zugestellt werden.Foto: iStock
Von 17. August 2023

Briefe und Postkarten müssen am nächsten Tag zugestellt werden, an diese Bestimmung muss sich die Post halten. Nachdem die Deutsche Post kürzlich eine außerplanmäßige Portoerhöhung nicht durchbekommen hat, ist jetzt eine Änderung der Bestimmung, wie lange Briefe maximal unterwegs sein dürfen, im Gespräch.

Milliarden einsparen durch Post im Schneckentempo

Eine solche Änderung der Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV) dürfte für den Konzern wirtschaftlich viel lukrativer sein, als den Preis für die Zustellung von Briefen um ein paar Cent zu erhöhen.

In der Verordnung ist festgelegt, wie lange die Post maximal unterwegs sein darf. Für Briefe und Postkarten ist die Post demnach zu maximal einem Tag („E+1“) verpflichtet.  Die Post würde also durch eine Änderung der Laufzeiten einen großen Kostenfaktor einsparen. Es dürfte dabei um Milliarden gehen, schätzt „Business Insider“, auch wenn der konkrete Betrag schwer zu berechnen sei.

Länger drauf warten, dass der Postmann klingelt

Das zuständige Wirtschaftsministerium will nach der parlamentarischen Sommerpause einen Vorschlag für eine Neuregelung unterbreiten, so „Business Insider“. Zudem heiße es aus Regierungskreisen, dass im Ministerium unterschiedliche Entwürfe für eine neue Verordnung kursieren, die bei allen Unterschiedlichkeiten eines gemeinsam haben: Eine Laufzeitverlängerung auf drei Tage (E+3). Das würde bedeuten, dass Briefe nicht mehr am nächsten Tag zugestellt werden müssen, sondern mindestens drei Tage später ankommen dürfen. Sogar von bis zu fünf Tage soll die Rede sein.

Laut „Business Insider“ versucht die Post schon lange, auf die Verlängerung dieser Laufzeit Einfluss zu nehmen. Es würden in Zeiten von E-Mails und digitaler Kommunikation immer weniger Briefe verschickt werden, so die Begründung für das Ansinnen. Weniger Postsendungen bedeuten aber steigender Kostendruck auf Transport und Zustellung.

Mehr Mails, weniger Briefe und höhere Kosten

Wegen dieser Entwicklung darf die Post auch regelmäßig die Preise erhöhen – zuletzt im Januar 2022 mit Gültigkeit bis Ende 2024. Außerplanmäßig hatte der Konzern diesen Mai beantragt, das Porto schon im nächsten Jahr erhöhen zu dürfen, ein Jahr früher als regulär vorgesehen. Der Antrag wurde mit höheren Kosten für Personal und Energie begründet. Eine vorzeitige Erhöhung sei „zwingend notwendig“, daran führe „kein Weg vorbei“, hieß es seitens des Unternehmens.

Nach Prüfung der Daten teilte die zuständige Bundesnetzagentur abschlägig mit, dass die Post die Kostensteigerungen nicht hinreichend nachgewiesen habe. Zudem erwirtschafte der Konzern bereits Gewinne im Briefbereich, so Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller. Nach Berechnungen der Behörde (auf Basis des Postantrags) liegen die Stückkosten sogar leicht unter der Prognose von 2021.

Reguläre Preiserhöhung alle drei Jahre

Das Porto erhöht sich in der Regel alle drei Jahre. Im Jahr 2012 kostete ein Standardbrief im Inland noch 55 Cent, heute sind es 85 Cent. Die letzte Erhöhung war im Januar 2022 um 5 Cent; andere Sendungsarten verteuerten sich ebenfalls. Die Deutsche Post darf das Porto für den Privatkundenbereich nicht selbstständig ändern, sondern ist hierbei auf die Zustimmung der Bundesnetzagentur angewiesen.

Anders im Geschäftskundenbereich: Da erhöhte die Deutsche Post DHL die Paketpreise für Geschäftskunden zuletzt ab Januar 2023 deutlich. Zum einen stieg der „Basispreis“, zum anderen führte DHL Paket einen Energiezuschlag ein sowie noch einen Zuschlag in Zeiten „besonders hoher Paketaufkommen“ im November und Dezember.

Da geht die Post ab: Rekordgewinne 2022

Post-Vorstandschef Frank Appel freute sich bereits im Jahr 2022 über Rekorderlöse des Konzerns. Laut Appel war es ein sehr erfolgreiches Jahr, „aus dem wir als Konzern in bester Verfassung herausgehen“.

Die Post setzte im vergangenen Geschäftsjahr insgesamt 94,4 Milliarden Euro um. Da die Fracht- und Express-Sparten boomen, der Paketversand im Ausland und die Lieferketten-Dienstleistungen gut liefen, konnte der Konzern eine Umsatzsteigerung um 15,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Der operative Gewinn (EBIT) lag bei 8,4 Milliarden Euro, 2021 waren es noch acht Milliarden –  ein Anstieg um fünf Prozent.



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