Am Sonntag wird wieder an der Uhr gedreht – Barley macht bei Abschaffung Druck

Titelbild
Zeitloses Kunstwerk in dessen Mittelpunkt die Zeit steht: Der "Uhrenpark" im Düsseldorfer Volksgarten.Foto: AP Photo/Caroline Pankert
Epoch Times22. Oktober 2020

Kurz vor dem Ende der Sommerzeit am kommenden Wochenende hat EU-Parlamentsvize Katarina Barley (SPD) die Bundesregierung aufgefordert, sich für die Abschaffung der Zeitumstellung einzusetzen.

„Es bräuchte jetzt jemanden, der das Heft in die Hand nimmt. Die deutsche Ratspräsidentschaft wäre dafür eine gute Gelegenheit“, sagte Barley der „Saarbrücker Zeitung“.

Die frühere Bundesjustizministerin fügte hinzu, dass es in Europa eine Bürgerbefragung gegeben habe, außerdem hätten sich die EU-Kommission und das Parlament für die Abschaffung ausgesprochen.

Was fehlt, ist die Entscheidung des Rates, also der Regierungen der Mitgliedstaaten.“

In Deutschland liege das Thema bei Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Ihn habe man inzwischen aufgefordert, zu handeln. Das Argument, die Corona-Krise überlagere alles, lasse sie nicht gelten, sagte Barley.

„Wir haben riesige Ressorts mit vielen Menschen in Brüssel, die für unterschiedliche Themen zuständig sind. Da kann man auch schon mal zwei Dinge gleichzeitig erledigen.“

Die Winterzeit beginnt am 25. Oktober

Mitten in der Corona-Krise müssen die Deutschen am Wochenende ein bei vielen ungeliebtes Ritual vollziehen: Wer die Zeit an seiner Uhr noch per Hand einstellt, muss den Stundenzeiger eine Umdrehung zurück kurbeln.

Denn am Sonntag (25. Oktober) um drei Uhr morgens werden die Uhren um eine Stunde von der mitteleuropäischen Sommerzeit (MESZ) auf die mitteleuropäische „Normal“-Zeit (MEZ) zurück gestellt.

Mit der Rückkehr zur auch Winterzeit genannten Normalzeit ist es dann morgens wieder früher hell und dafür nachmittags eher dunkel. Viele Menschen haben allerdings von dem Hin und Her genug und befürworten ein Ende der Zeitumstellung.

NOCH KEINE NEUE EU-REGELUNG IN SICHT

Innerhalb der EU wird über eine Abschaffung der Zeitumstellung spätestens seit dem Sommer 2018 konkret diskutiert: Damals sprachen sich bei einer EU-weiten Onlinebefragung 84 Prozent der Teilnehmer gegen die regelmäßige Zeitumstellung aus. Wann die EU entsprechende Pläne umsetzt, ist allerdings noch nicht absehbar.

VORHABEN KÖNNTE OHNE EINIGUNG SCHEITERN

Denn die erforderliche Abstimmung unter den Mitgliedsstaaten lässt weiter auf sich warten – die EU-Mühlen mahlen eben langsam. Und ohne Einigung kann das ganze Vorhaben sogar noch scheitern. Im Laufe der Debatten kristallisierte sich heraus, dass manche EU-Staaten – Portugal etwa – grundsätzlich gegen das Ende der Zeitumstellung sind.

BEI ABSCHAFFUNG MEHR ZEITZONEN?

Aus Diplomatenkreisen hieß es zudem, es sei nicht bedacht worden, dass es mit Ende der Zeitumstellung zwangsläufig mehr Zeitzonen in Europa geben werde. Eine große gemeinsame Zeitzone von Spanien bis Polen sei derzeit nur möglich, weil negative Effekte durch den Wechsel zwischen Sommer- und Normalzeit abgefedert würden, hieß es.

AKTUELL DREI ZONEN IN DER EU

Abgesehen von abgelegenen Gebieten wie den portugiesischen Azoren im Atlantik oder den französischen Überseegebieten gibt es in der EU aktuell drei Zeitzonen. Zur Realität gehört zudem, dass das Thema in keinem Land der EU so sehr die Gemüter bewegt wie in Deutschland: Allein drei Millionen der EU-weit 4,6 Millionen Teilnehmer an der Onlinebefragung 2018 kamen aus der Bundesrepublik.

VIELE DEUTSCHE FÜR ABSCHAFFUNG

Da verwundert es nicht, dass sich in regelmäßigen Umfragen hierzulande seit Jahren eine Mehrheit für die Abschaffung der Zeitumstellung ausspricht. Viele Menschen geben an, dass sie sich durch den Wechsel müde oder schlapp fühlen, andere klagen über Probleme mit dem Ein- oder Durchschlafen.

ZWEIFEL AN ENERGIEERSPARNIS

Kritiker der Zeitumstellung führen neben gesundheitlichen Belastungen ins Feld, dass diese ihren ursprünglichen Zweck nicht erfüllt. Eigentlich sollte das Vorstellen der Uhr im Frühjahr zum Energiesparen in der hellen Jahreszeit beitragen. Die Überlegung: Wenn sich der Tag um eine Stunde nach vorn verschiebt, wird weniger Beleuchtung und damit weniger Strom verbraucht.

EINSPARUNG KAUM NACHWEISBAR

Doch dadurch entstehende Energiespareffekte sind kaum nachweisbar. Auch das Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag kam in einer Analyse zu dem Schluss, dass die energetischen Aspekte kaum ins Gewicht fallen.

TECHNISCH LÄNGST ROUTINE

Rein technisch ist der Zeitwechsel unproblematisch. Taktgeber für die Zeit sind in Deutschland die Atomuhren der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Über Sender werden die Signale übertragen, durch die sich die Funkuhren automatisch an die Zeitumstellung anpassen. Auch für die Deutsche Bahn ist die Zeitumstellung längst Routine. (afp/sza)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion