ARD-Chefredakteur lässt Begeisterung für die Grünen freien Lauf

Die ARD wirkt wie eine „Pressestelle der Grünen“ – In seinem Kommentar zur EU-Wahl zeigte ARD-Chefredakteur Rainald Becker seine Sympathien für einen möglichen grünen Kanzler in Deutschland. Auch wenn der Kommentar als solcher gekennzeichnet war, ließ er Zuseher und Kollegen aufhorchen.
Titelbild
Unterstützer der deutschen Grünen bei einer Wahlveranstaltung am 24. Mai 2019 in Berlin.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Von 27. Mai 2019

„Parteilichkeit und Lebensverbundenheit“ gehörten zu den tragenden Säulen der Erziehung in der DDR. Da auch die öffentlich-rechtlichen Medien im heutigen Deutschland, glaubt man deren journalistischem Aushängeschild Anja Reschke, sich selbst als Adressaten einer Art Erziehungsauftrags gegenüber der Bevölkerung betrachten, stellt sich die Frage, inwieweit diese bewährten Grundsätze dabei heute noch ihre Verfechter finden.

Was die Lebensverbundenheit anbelangt, würde dies möglicherweise nicht jeder bejahen. In einem Beitrag auf Facebook schilderte der Publizist Boris Reitschuster, wie eine polnische Kollegin, die in zur EU-Wahl interviewt hatte, deutsche Medien einschätzt. Ihrer Einschätzung nach schaffen diese sich ihre eigene Realität.

„Ich habe viele deutsche Medien gelesen und gesehen, die machen den Eindruck, die Grünen regieren die Welt, und es habe keinen Rechtsruck gegeben in den EU“, zitiert sie Reitschuster. „Die schaffen sich ihre eigene, alternative Realität. Das ist meine polnische Perspektive.“

„Alternative Realität“

Auch der langjährige Moskau-Korrespondent des „Focus“ selbst vermag sich dieses Eindrucks nicht gänzlich zu erwehren. „Den europaweiten EU-kritischen Trend als Ausnahme zu sehen und das deutsche Wahlergebnis als die Regel darzustellen, wie es gestern der ARD-Chefredakteur im Kommentar in den Tagesthemen tat, ist schon faszinierend“ erklärte er in einem weiteren Beitrag.

Motto: Lauter Geisterfahrer kommen und entgehen! Zu blöd, dass so viele in Europa nicht am grün-deutschen Wesen genesen wollen – aber dafür kann man das in der eigenen TV-Welt ja ausblenden.“

Der Kommentar, den Reitschuster anspricht, erregte jedoch nicht nur auf Grund dieser eigenwilligen Gewichtung Aufsehen. Zudem soll es Rainald Becker – kein Wald- und Wiesenjournalist, sondern immerhin seit Juli 2016 ARD-Chefredakteur sowie ARD-Koordinator für Politik, Gesellschaft und Kultur in der ARD Programmdirektion in München – auch an professioneller Distanz zu der Partei fehlen haben lassen, der augenscheinliche seine und auch die Sympathien einer Vielzahl seiner Kollegen gehören.

Was die „Parteilichkeit“ anbelangt, lässt Becker keine Fragen offen. Der „Überlebenskampf der etablierten Parteien“ habe begonnen, resümierte Becker. Um Union und SPD müsse man sich „ernsthaft sorgen“. Immer mehr Wähler würden sich abwenden und ihre Heimat bei „basisdemokratischen Protestaktionen“ finden – als Beispiel dafür nennt Becker „Fridays For Future“.

ARD wirkt wie „Pressestelle der Grünen“

Dennoch habe „Europa gewonnen“, und auch um Deutschlands politische Zukunft müsse einem nicht bange sein. „Die Grünen machen vor, wie es besser geht.“ Immer seien Klima und Umwelt „Zukunftsthemen“, mit denen man nicht nur bei den Jüngeren punkte. Irgendwann konnte Becker seine Euphorie offenbar nicht mehr halten und gab seinem Publikum Einblick in seine gar nicht mal so geheimen Hoffnungen und Wünsche. Angela Merkel hatte ohnehin das Ende ihrer Kanzlerschaft für 2021 in Aussicht gestellt, da kann man schon mal weiterdenken. Das macht auch Rainald Becker und räsoniert:

Und wer weiß, vielleicht wäre ein grüner Kanzler ja gar nicht so schlecht für unsere Zukunft.“

Der Beitrag war als Kommentar gekennzeichnet. Dementsprechend ist es selbstredend nicht überraschend, dass Becker eine subjektive Einschätzung zum Besten gibt. Boris Reitschuster will Becker und die ARD mit einem solchen Einwand nicht so einfach davonkommen lassen. „Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht für die Zukunft der ARD, wenn sie wenigstens versucht, politisch halbwegs neutral zu wirken und nicht wie die Pressestelle der Grünen?“, fragt er, und er weist darauf hin, dass diese eindeutige Parteinahme für eine bestimmte Partei in öffentlich-rechtlichen Medien kein Einzelfall wäre.

„Wenn gefühlt 90 Prozent der Kommentare in eine Richtung gehen, dann ist eben das eben bei einem gebührenfinanzierten Sender ein gewaltiges Problem, weil er alle politischen Ansichten repräsentieren muss“, schreibt Reitschuster.

Kann sich jemand von Ihnen – Hand aufs Herz – ehrlich vorstellen, ein Kommentator in den Tagesthemen würde sagen, dieses Land sei reif für einen Kanzler von der CSU oder der FDP? Oder warnen vor einem grünen Kanzler? Wie schwer vorstellbar eine solche Meinung in einem Kommentar in den Tagesthemen wäre, zeigt eben, wie einseitig diese dort in ihrer Gesamtheit sind.“

Studien bestätigen weit verbreiteten Eindruck

Dass die Grünen und deren politische Vorstellung in vielen Bereichen den Maßstab für Themensetzung, journalistische Einordnung und Kommentierung in deutschen Medien, insbesondere öffentlich-rechtlichen, darstellen, ist nicht nur ein vereinzelter Eindruck von Konservativen, die meinen, dabei ein gewisses Muster zu erkennen.

Auch wissenschaftliche Untersuchungen der vorangegangenen Jahre ließen eine klare Linkslastigkeit deutscher Journalisten erkennen, die sich parteipolitisch in einer weit überdurchschnittlichen Präferenz für die Grünen ausdrückt.

In Zahlen und Parteienpräferenz ausgedrückt bedeutet das laut einer bereits im Jahr 2010 von der Freien Universität Berlin im Auftrag des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes (DFJV) erstellten Studie: Von allen befragten Politikjournalisten und Journalisten insgesamt fühlten sich 26,9 Prozent den Grünen nahe, 15,5 Prozent der SPD und 4,2 Prozent der Linken. Mit CDU oder CSU sympathisierten nur neun Prozent der Befragten, mit der FDP nur 7,4 Prozent.

Die Ergebnisse einer weiteren, 2017 veröffentlichten Studie zum Thema „Journalismus in Deutschland“ bestätigte diesen Eindruck. Diese hat wie bereits mehrere zuvor zum Ergebnis, dass die deutliche Mehrheit der Medienmitarbeiter in Deutschland nach eigener Einschätzung im linksliberalen Spektrum stünde.



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