Erzbistum Köln: Diözesanrat kündigt Kardinal Woelki Gefolgschaft auf

Kardinal Rainer Maria Woelki will ein 2018 in Auftrag gegebenes unabhängiges Gutachten zum Umgang mit sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln unter Verschluss halten. Dafür bekommt er jetzt massiv Gegenwind aus den eigenen Reihen. Für das Erzbistum Berlin wurde indes ein derartiges Gutachten veröffentlicht.
Titelbild
Kardinal Rainer Maria Woelki während eines Gedenkgottesdienstes.Foto: Getty Images
Epoch Times29. Januar 2021

Der Diözesanrat im Erzbistum Köln hat laut einem Zeitungsbericht Kardinal Rainer Maria Woelki die Gefolgschaft aufgekündigt. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ in seiner Freitagsausgabe berichtet, setzte das Gremium aus Laien und Klerikern unter Hinweis auf die Vorwürfe einer unzureichenden Aufklärung von Missbrauchsfällen seine Mitwirkung an dem von Woelki gestarteten sogenannten pastoralen Zukunftsweg aus. Die Bewegung „Wir sind Kirche“ nannte den derzeit vom Kölner Erzbistum vermittelten Eindruck „verheerend“.

Der „Stadt-Anzeiger“ zitierte einen Beschluss des Diözesanrats, nach dem aufgrund der „ungeklärten Missbrauchsaufarbeitung“ für die Initiative, mit welcher der Kardinal dem kirchlichen Leben in dem Erzbistum neue Impulse geben will, „keine hinreichende Akzeptanz vorhanden“ sei. Dieser Beschluss sei fast einstimmig gefallen, nur der Kölner Weihbischof Ansgar Puff habe dagegen gestimmt.

Gremium fordert Konsequenzen

In einer weiteren Entschließung forderte das Gremium den Kardinal sowie alle amtierenden und ehemaligen leitenden Geistlichen mit Personalverantwortung im Erzbistum zu persönlichen Konsequenzen aus möglichen Verfehlungen im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs auf.

„Übernehmen Sie Verantwortung – warten Sie nicht, bis Rom entscheidet oder bis Rechtsgutachter Ihnen sagen, was Sie falsch gemacht haben“, heißt es laut „Kölner Stadt-Anzeiger“ in der Entschließung. Nach Jahren des Verschweigens und Leugnens erwarteten die Menschen im Erzbistum „endlich Klartext und konkrete Schritte der Verantwortung“.

Woelki steht in der Kritik, weil er ein 2018 in Auftrag gegebenes unabhängiges Gutachten zum Umgang mit sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln unter Verschluss hält. In einem Missbrauchsfall aus den 70er Jahren wird dem Erzbischof zudem Vertuschung vorgeworfen.

„Glaubwürdigkeits- und Vertrauensverlust“

In einem Brandbrief an Woelki, über den der „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Donnerstag berichtet hatte, beklagten 34 Pfarrer einen „Glaubwürdigkeits- und Vertrauensverlust“. Das Erzbistum Köln sieht sich mit einer Welle von Kirchenaustritten konfrontiert.

Nach der Aufkündigung der Zusammenarbeit mit Woelki durch den Diözesanrat forderte die Bewegung Wir sind Kirche schnelles Handeln. „Jeder Tag, an dem im Kölner Erzbistum die Unklarheit über das zurückgehaltene Missbrauchsgutachten andauert, ist einer zu viel. Alle Katholiken in Deutschland warten auf das Erzbistum“, sagte Wir-sind-Kirche-Sprecher Christian Weisner der „Rheinischen Post“ aus Düsseldorf.

Weisner nannte es „völlig unverständlich und skandalös“, wie die Bistumsleitung mit dem Gutachten umgehe. Der Vertrauensschaden in Köln, aber auch für die Kirche in Deutschland sei enorm. „Solange keine Umkehr der Kölner Bistumsleitung wenigstens erkennbar ist, solange wirkt ihr Handeln oder besser Nichthandeln verheerend“, sagte Weisner.

Sexueller Missbrauch in Berlin offenbart

Anders verlief der Prozess offenbar in Berlin. Dort wurde jetzt ein unabhängiges Gutachten im Auftrag der Kirche vorgestellt, welches das Ausmaß sexuellen Missbrauchs im katholischen Erzbistum Berlin offenbarte.

Mindestens 61 Geistliche waren im Bereich dieses Erzbistums zwischen 1946 bis Ende 2019 am sexuellen Missbrauch von Minderjährigen beteiligt. Insgesamt sind in dieser Zeit 121 Opfer aus den Akten bekannt geworden.

Die Dunkelziffer könnte weit höher liegen, heißt es in dem Bericht der Kanzlei Redeker Sellner Dahs. Bei den Beschuldigten handele es sich vor allem um Priester und Ordensmitglieder, die im Bereich des Bistums tätig waren.

Hierarchische Strukturen und mangelnde Kommunikation hätten Aufklärung und Prävention behindert, vermerkt das Papier. Der Jurist Peter-Andreas Brand, einer der Autoren, sprach von „systematischer Verantwortungslosigkeit“. Man habe mit allen Mitteln versucht, „Schaden von der Institution Kirche abzuwenden“, sagte Mitautorin Sabine Wildfeuer. Die Kirchenleitung habe eine größere Empathie für die Täter als für die Opfer gehabt.

Kommission aus Priestern und Laien soll Gutachten aufarbeiten

In 21 Fällen hat lauf Gutachten die Justiz ermittelt, davon seien in elf Fällen Gerichtsverfahren eröffnet worden. Mit Bekanntwerden der Missbrauchsfälle am Berliner Canisius-Kolleg habe es 2002 einen Paradigmenwechsel zu mehr Offenheit gegenüber Missbrauchsfällen gegeben.

Er übernehme die Verantwortung, „wo vertuscht oder nicht angemessen mit Schuld umgegangen wurde, wo Menschen im „System Kirche“ das Offensichtliche nicht wahrhaben wollten oder systematisch weggeschaut haben“, sagte Erzbischof Heiner Koch. Betroffene, die sich bisher noch nicht gemeldet hätten, sollten sich an die Kirche wenden. Eine Kommission aus Priestern und Laien soll nun das Gutachten aufarbeiten und Vorschläge für den künftigen Umgang mit Missbrauchsfällen vorlegen.

Zum Erzbistum gehörten Berlin, der zentrale und nördliche Teil Brandenburgs, Vorpommern sowie die Stadt Havelberg in Sachsen-Anhalt. (afp/dpa)

 



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