Britischer König Charles III. betont deutsch-britische Freundschaft

König Charles III. hat als erster Monarch im Bundestag gesprochen und dabei die deutsch-britische Freundschaft betont. Doch nicht alle Abgeordneten begrüßten die Einladung.
Titelbild
Der britische König Charles III. war am Mittag des 30. März zu Gast im Bundestag. Rechts im Bild: Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und Kanzler Olaf Scholz.Foto: über dts Nachrichtenagentur
Von 30. März 2023

Es war am Mittag des 30. März eine Premiere, als der britische König Charles III. an das Rednerpult im Deutschen Bundestag trat. Noch nie zuvor hatte ein Monarch vor den Abgeordneten gesprochen.

Im Vorfeld hatte es Kritik an der Einladung gegeben, die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) ausgesprochen hatte.

Ates Gürpinar (Linke): König im Bundestag „absurd“

„Es ist nicht angemessen, dass sich das höchste demokratische Gremium vor einem Monarchen verneigt“, sagte Linken-Chef Martin Schirdewan der Deutschen Presse-Agentur (dpa). „Ich finde es auch seltsam, dass sich der Bundestag in Zeiten von Inflation und rasant steigender Armut von jemandem ins Stammbuch schreiben lässt, der buchstäblich mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurde.“

Noch deutlicher als bei Schirdewan fiel die Kritik des stellvertretenden Parteivorsitzenden der Linken, Ates Gürpinar, aus: „Einen König im Bundestag sprechen zu lassen, halte ich für absurd. Erinnern wir uns: Monarchien sind im Grunde Diktaturen mit mehr historischem Lametta“, sagte Gürpinar der „Augsburger Allgemeinen“.

Gürpinar kündigte an, nicht an der Rede des britischen Königs im Plenarsaal teilzunehmen. Er argumentierte, dass Deutschland glücklich sein könne, die Monarchie vor mehr als 100 Jahren abgeschafft zu haben. Gürpinar kritisierte die Entscheidung, „einen Monarchen mit all seinen Ehren in das Herz der Demokratie“ zu bringen, als „hochgradig geschichtsvergessen“. Es sei „unvereinbar mit der Würde des Parlaments“, dass „die Protokollabteilung des Londoner Hofes“ die Regeln bestimme.

Bundestag unterbricht Sitzung

Der Auftritt im Bundestag war der zentrale Programmpunkt am zweiten Tag des Staatsbesuchs von König Charles III. und seiner Frau Camilla, die mit in das Reichstagsgebäude gekommen war.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (beide SPD) begleiteten die Gäste in den Plenarsaal. Der Bundestag unterbrach dafür seine reguläre Sitzung. Der Monarch hielt seine Rede zur Hälfte auf Englisch, die andere Hälfte auf Deutsch.

König betont deutsch-britische Freundschaft

Dem britischen König war es wichtig, die deutsch-britische Freundschaft zu betonen. „Ich bin heute sehr glücklich, hier bei Ihnen zu sein und die außergewöhnliche Freundschaft zwischen unseren beiden Ländern zu erneuern“, sagte Charles. Die Abgeordneten im vollbesetzten Bundestag lauschten aufmerksam und unterbrachen Charles‘ Rede oft mit Applaus.

Der König betonte seine besondere Beziehung zu Deutschland, die auch einen familiären Hintergrund hat. Das Haus Windsor führt seinen Namen erst seit 1917, bedingt durch den Ersten Weltkrieg. Die familiären Wurzeln des Monarchen und seines Herrscherhauses liegen eigentlich bei einem Adelsgeschlecht an der Grenze zwischen Franken und Thüringen: dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha.

Trotz Brexit: Gute Beziehungen zu Deutschland und Europa

In seiner Rede bekräftigte Charles das Bekenntnis Großbritanniens zur europäischen Verbundenheit, auch nach dem Brexit. Der König erinnerte an die lange Geschichte der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien, die bis in die Zeit der Hanse im Mittelalter zurückreichten. Charles betonte, dass diese Verbindung bis heute eine Grundlage für den gemeinsamen Wohlstand beider Länder darstelle.

Der Monarch erinnerte weiter daran, dass seine verstorbene Mutter, Königin Elisabeth II., immer ein enges Verhältnis zu Deutschland gehabt hätte. Ihr erster Besuch habe 1965 stattgefunden – in einer Zeit, in der der Kontinent noch von tiefen Narben des Krieges und vom Trauma des Konflikts geprägt gewesen sei.

Dass die erste Deutschlandreise seiner Eltern sich als entscheidender Moment in der Versöhnung zwischen beiden Nationen erwiesen habe, sei für beide von großer persönlicher Bedeutung gewesen. Elisabeth II. habe die Versöhnung als enorme Errungenschaft empfunden und mit ihren vielen Besuchen in Deutschland ihren Beitrag dazu leisten wollen. „Vielleicht ist das der Grund, warum sie sich einen besonderen Platz im Herzen der Deutschen eroberte“, sagte König Charles III.

Ukraine-Krieg: Deutschland und Großbritannien mit Führungsrolle

Charles III. erwähnte in seiner Rede aber auch den „Angriffskrieg gegen die Ukraine“. Dieser habe „unvorstellbares Leid über so viele unschuldige Menschen gebracht“ und „zahllose Leben“ zerstört. „Freiheit und Menschenwürde wurden brutal mit den Füßen getreten. Die Sicherheit Europas ist ebenso bedroht wie unsere demokratischen Werte“, sagte der König. Tatenlos zugesehen habe die Welt jedoch nicht: „Wir sind erschüttert von der furchtbaren Zerstörung. Aber wir können Mut schöpfen aus unserer Einigkeit – zur Verteidigung der Ukraine, des Friedens und der Freiheit.“

Deutschland und das Vereinigte Königreich hätten eine wichtige Führungsrolle übernommen. „Als größte europäische Geber für die Ukraine haben wir entschlossen reagiert und Entscheidungen getroffen, die früher vielleicht unvorstellbar gewesen wären. Der Entschluss Deutschlands, der Ukraine so große militärische Unterstützung zukommen zu lassen, ist überaus mutig, wichtig und willkommen“, sagte das britische Staatsoberhaupt.

Appell an noch engere Zusammenarbeit

Zuletzt ging der König auf das Thema Klimawandel ein, das ihn schon in seiner Rolle als Thronfolger beschäftigt hatte. Angesichts zahlreicher gemeinsamer Herausforderungen könnten das Vereinigte Königreich und Deutschland eine führende Rolle bei der Sicherung ihrer gemeinsamen Zukunft einnehmen.

Beide Länder seien derzeit die größten Produzenten von Offshore-Windenergie in Europa. Sie trieben aktiv den Ausbau der Wasserstoffwirtschaft voran, die das Potenzial besitze, die Zukunft zu transformieren. Angesichts der „existenziellen Bedrohung“ durch Klimawandel und Erderwärmung seien solche Innovationen „unverzichtbar“, sagte König Charles. Die enge Partnerschaft zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich beruhe auf dem Können, Engagement und Einfallsreichtum unzähliger Menschen in beiden Ländern.

Seine Rede beendete der König mit einem Appell zu noch engerer Zusammenarbeit. „Die lange und besondere Geschichte unserer beiden Länder enthält noch viele ungeschriebene Kapitel“, sagte er. „Lassen Sie uns diese mit einem unermüdlichen Streben nach einer besseren Zukunft füllen.“



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion