Bundestag bringt 49-Euro-Ticket auf den Weg – Finanzierung steht bis 2025

Der Bundestag macht den Weg frei für das 49-Euro-Ticket. Dieses gibt es meist nur im Abo und nach Schufa-Auskunft. Was nach 2025 daraus wird, bleibt offen.
Das 49-Euro-Ticket soll an das beliebte 9-Euro-Ticket aus dem vergangenen Sommer anknüpfen.
Das 49-Euro-Ticket soll an das beliebte 9-Euro-Ticket aus dem vergangenen Sommer anknüpfen.Foto: Moritz Frankenberg/dpa
Von 16. März 2023

Am 1. Mai soll es so weit sein: Das lange angekündigte 49-Euro-Ticket – auch als „Deutschlandticket“ bezeichnet – soll flächendeckend zum Einsatz kommen. Ab 3. April soll die Vorbestellung möglich sein. Der Bundestag stimmt am Donnerstag, 16.3., über die Finanzierung ab, eine deutliche Mehrheit gilt als Formsache.

Das ermäßigte Ticket für alle Einrichtungen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) soll die Nachfolge des 9-Euro-Tickets vom Sommer 2022 antreten. Mit diesem wollte die Bundesregierung die Bürger von den massiven Teuerungen infolge des Ukrainekriegs entlasten. Zudem soll das ermäßigte Ticket, das nicht für ICE, Privatbahnen oder Flixbusse gilt, die Verkehrswende stützen.

Länder können zusätzliche Angebote zum 49-Euro-Ticket schaffen

Zur Finanzierung wollen Bund und Länder mit jeweils 1,5 Milliarden Euro beitragen. Die Linksfraktion bringt zudem Anträge zur Einführung eines 365-Euro-Jahrestickets sowie eines kostenlosen Tickets für Studenten und Auszubildende ein. Diese können jedoch auf keine Mehrheit hoffen.

Das 49-Euro-Ticket stellt einen bundesweiten Mindeststandard dar. Der Nahverkehr ist jedoch Landeskompetenz, weshalb Raum für abweichende Regelungen bleibt. Einige Bundesländer bieten noch günstigere ÖPNV-Tickets an, beispielsweise Berlin, wo es beim 29-Euro-Ticket im Innenstadtbereich bleiben soll.

In Bayern soll es ab Herbst für Schüler, Studenten und Auszubildende ein ermäßigtes Deutschlandticket für 29 Euro geben. Baden-Württemberg hat ein 365-Euro-Jugendticket eingeführt, dessen Kopplung mit dem Deutschlandticket noch offen ist. Hingegen stellt Sachsen-Anhalt sein Modellprojekt für ein 365-Tage-Ticket für Bus und Bahn in Teilen des Landes vorerst zurück.

Im Gesetzesentwurf ist von „Einführungspreis“ die Rede

Grundsätzlich steht es den Ländern frei, Zusatz- oder Kopplungsangebote zum 49-Euro-Ticket einzuführen. Denkbar sind etwa Vergünstigungen für sozial Schwache oder Ermäßigungen für mitreisende Familienangehörige, Haustiere oder die Fahrradmitnahme. Die Kosten dafür müssen die Länder jedoch selbst tragen.

Bezahlen Arbeitgeber ihren Beschäftigten einen Zuschuss von mindestens 25 Prozent auf ihr 49-Euro-Ticket, sind bis zum 31. Dezember 2024 zusätzlich fünf Prozent „Übergangsabschlag“ vorgesehen. Es gibt das Ticket damit für nur 34,30 Euro.

Wie langlebig das 49-Euro-Ticket sein wird, ist offen. Die Finanzierung ist vorerst bis 2025 gesichert. Allerdings ist, wie „t3n“ berichtet, bereits im Gesetzesentwurf des Bundesministeriums von einem „Einführungspreis“ die Rede. Eine mögliche Anpassung des Ticketpreises steht damit bereits in zwei Jahren im Raum.

„Klimaschutz auf dem Rücken der Ärmsten“

Bereits jetzt regt sich Kritik an dem Umstand, dass Teile der Bevölkerung keine reale Möglichkeit haben könnten, das 49-Euro-Ticket in Anspruch zu nehmen. Derzeit ist es nur im Digital-Abo vorgesehen. Dieses gewährt die Deutsche Bahn lediglich nach Einholung einer Schufa-Auskunft.

Die „Frankfurter Rundschau“ moniert, dass dies der Ausdruck einer Politik sei, die vom Durchschnittseinkommen ausgehe. Menschen aus prekären Verhältnissen würden „schlicht vergessen“, die Bundesregierung trage „Klimaschutz auf dem Rücken der Ärmsten“ aus.

Auch der Fahrgastverband Pro Bahn äußert Kritik. Er fordert die Gewährleistung eines 49-Euro-Tickets auch in analoger Form. Der Grund: Die Digitalisierung lasse in Teilen des Landes zu wünschen übrig. Es gebe noch nicht in allen deutschen Verkehrsunternehmen Geräte, die rein digitale Tickets auslesen könnten. Dies treffe insbesondere auf abgelegene und verkehrstechnisch unzureichend erschlossene Gebiete zu.

Bestehende ÖPNV-Abos lassen sich auf 49-Euro-Ticket umstellen

Aufatmen können hingegen Pendler, Vielreisende und Personen in ländlichen Gebieten, die regelmäßig in benachbarte Tarifzonen reisen müssen. Derzeit bezahlen sie für Nahverkehrsabos häufig dreistellige Beträge. Viele Verkehrsverbünde und lokale ÖPNV-Betreiber weisen darauf hin, dass sich Abo-Verträge mit Laufzeiten über den 1. Mai hinaus umstellen lassen.

Ein Abo könnte sich auch für Personen lohnen, die regelmäßig Ausflüge oder Kurzurlaube unternehmen. Demgegenüber bringt das 49-Euro-Ticket wenig für ÖPNV-Nutzer mit Sozialtickets. Auch hat es wenig Nutzen für Personen, die Sonderregelungen wie Mitfahrangebote in Anspruch nehmen beziehungsweise sich mit anderen Menschen ein Ticket teilen.

(Mit Material von AFP)



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