Neue DGB-Vorsitzende kämpft für ein Leben voller Perspektiven

Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat die SPD-Bundestagsabgeordnete Yasmin Fahimi zu seiner neuen Vorsitzenden gewählt. Die 54-Jährige erhielt beim DGB-Bundeskongress in Berlin 93,2 Prozent der abgegebenen Delegiertenstimmen.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat die SPD-Bundestagsabgeordnete Yasmin Fahimi zu seiner neuen Vorsitzenden gewählt.Foto: Fabian Sommer/dpa
Epoch Times9. Mai 2022

Die Interessen von knapp sechs Millionen Gewerkschaftsmitgliedern zusammenzubringen und zu vertreten, klingt nach einer mühsamen Aufgabe. Yasmin Fahimi, die erste Frau an der Spitze des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), will sich dieser Herausforderung nach eigenen Worten künftig „mit großem Selbstbewusstsein“ stellen. Der DGB-Bundeskongress wählte die 54-Jährige am Montag zur neuen Vorsitzenden.

„Zusammenhalt und die Kraft der Solidarität“ hätten bereits früher in der Geschichte dabei geholfen, „himmelschreiende Ungerechtigkeiten abzubauen“, sagte Fahimi am Montag. „Frieden, Freiheit und Solidarität“ sei sodann auch ihr Verständnis von Gewerkschaft – eine Wertegemeinschaft, die füreinander eintritt.

Viel Erfahrung für den neuen Posten

Fahimi, die als DGB-Vorsitzende die Nachfolge von Reiner Hoffmann antritt, hat bereits Erfahrung in der Gewerkschaftsarbeit: Über 14 Jahre lang arbeitete sie bei der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Inhaltlich beschäftigte sie sich vor allem mit den Themen Arbeit und Arbeitsbedingungen. Auch in ihrem Privatleben ist der Gewerkschaftsalltag präsent: Fahimi ist die Lebensgefährtin des IG BCE-Vorsitzenden Michael Vassiliadis.

Fahimi wurde am 25. Dezember 1967 in Hannover als Tochter eines Iraners und einer Deutschen geboren. Schon mit 17 Jahren trat sie in die SPD ein und engagierte sich bei den Jusos. Karriere bei der SPD machte sie anschließend in Hannover, 2014 übernahm sie von Andrea Nahles das Amt der SPD-Generalsekretärin. Zwischen der als hochintelligent und äußerst angriffslustig geltenden Fahimi und dem damaligen SPD-Vorsitzenden und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel kam es jedoch immer wieder zu Reibereien.

Nur zwei Jahre später, Anfang 2016, folgte der Wechsel als Staatssekretärin ins Arbeitsministerium. 2017 wurde Fahimi erstmals von ihrem Wahlkreis in Hannover direkt als Bundestagsabgeordnete gewählt, als Arbeitsmarkt- und Ausbildungsexpertin gehört sie dort dem Ausschuss für Arbeit und Soziales an. Bei der Bundestagswahl 2021 konnte Fahimi ihren Wahlkreis erneut gewinnen. Ihr Bundestagsmandat will Fahimi nun niederlegen.

Der Aufstieg durch die Ränge der SPD und der Gewerkschaften war nicht immer leicht für Fahimi. Als Tochter einer alleinerziehenden Mutter und als Frau mit naturwissenschaftlichen Interessen sei sie immer wieder auf „Widerstände“ gestoßen, sagte sie. Das habe durchaus ihre „Kampfbereitschaft“ gefördert.

Erste Frau an DGB-Spitze

Dass sie als erste Frau an die Spitze des DGB gewählt wurde, sei „ein gutes und angebrachtes Signal“. Mit einer reinen Symbolwirkung werde sie sich jedoch keinesfalls zufriedengeben, betonte sie.

„Frauen sind keine hilfsbedürftigen Opfer, sie sind ein tragender Teil dieser Bewegung“, sagte Fahimi beim DGB-Bundeskongress. Überall dort, wo sich Frauen engagierten, werde auch die Lohnlücke kleiner. Trotzdem bleibe noch viel zu tun: „Es ist eine Schande, mit welchen Minischritten wir uns durchkämpfen müssen“, kritisierte Fahimi.

Neben dem Thema Gleichberechtigung will Fahimi künftig bessere Arbeits- und Lebensbedingungen für die Gewerkschaftsmitglieder erkämpfen – beispielsweise mit einem Rechtsanspruch auf Tarifverträge. Natürlich sei auch eine erfolgreiche Lohnpolitik nötig – darüber hinaus forderte Fahimi aber auch eine „Innovationsoffensive“.

„Die Transformation dieser Dekade betrifft alle“, betonte Fahimi. Am Ende müsse die Transformation der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität deshalb allen nützen. „Wir wollen Lebensverhältnisse, die Glück und Perspektiven schaffen“, beschrieb Fahimi ihre Ambitionen als neue DGB-Vorsitzende.

Wie genau diese Innovationsoffensive und die daraus resultierenden glücklichen Lebensverhältnisse aussehen sollen – darüber muss sich die neue DGB-Chefin künftig mit den acht Gewerkschaften verständigen, die im DGB ihre Interessen koordinieren. Mit rund 93 Prozent der Stimmen konnte sich Fahimi vorerst einen ähnlich starken Rückhalt sichern, wie ihr Vorgänger Hoffmann bei seiner ersten Wahl 2014 – bei seiner Wiederwahl 2018 erhielt dieser jedoch nur noch rund 76 Prozent der Stimmen. (afp/mf)



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