Drosten spricht von 1G – „Jetzt schreibt Omikron die Regeln“

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Virologe Christian Drosten.Foto: Fabrizio Bensch/Reuters Pool/dpa/dpa
Epoch Times24. Dezember 2021

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Die Omikron-Variante ist mittlerweile in allen Bundesländern angekommen.

Auch wenn der überwiegende Anteil der positiv Getesteten nach wie vor von der Delta-Variante des Coronavirus verursacht wird, ist die Zahl der nachgewiesenen Omikron-Fälle in den letzten Wochen deutlich angestiegen, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem Wochenbericht.

Bis zum 21. Dezember seien 441 über eine Genomsequenzierung bestätigte Omikron-Infektionen übermittelt worden. Bei 1438 Fällen bestehe nach einem spezifischen PCR-Test der Verdacht darauf. In Deutschland wird jedoch nur ein kleiner Teil der positiven Proben auf Omikron hin getestet.

Ein Todesfall

„Bisherige Meldedaten zu Symptomen deuten auf eher milde Verläufe bei Infizierten mit vollständiger Impfung beziehungsweise Auffrischimpfung“, schreibt das RKI. Für insgesamt mehr als 1200 Fälle wurden dem RKI zufolge Angaben zu den Symptomen übermittelt. Überwiegend seien demnach keine oder milde Symptome genannt worden, am häufigsten Schnupfen, Husten und Halsschmerzen. Bisher kamen dem RKI-Wochenbericht zufolge 28 Covid-Erkrankte, bei denen Omikron nachgewiesen wurde, ins Krankenhaus, eine Person ist nachweislich verstorben.

Einige Mediziner haben allerdings stets betont, dass bei der erwarteten hohen Zahl an Infizierten im Zuge der raschen Ausbreitung der Omikron-Variante dennoch eine große Zahl von Menschen gleichzeitig schwerer erkranken werde und im Krankenhaus behandelt werden müsse.

So warnte RKI-Chef Lothar Wieler am Mittwoch vor einer Überlastung des Gesundheitssystems und einer Beeinträchtigung kritischer Versorgungsstrukturen, sollte die Omikron-Welle nicht mit strikten Maßnahmen gebremst werden können. „Der Trend ist glasklar: Bei einer Verdopplungszeit von etwa drei Tagen könnte die neue Variante in den nächsten ein, zwei, spätestens drei Wochen bereits die Mehrzahl aller Infektionsfälle in unserem Land ausmachen.“

Einmal geimpft und doch nicht geschützt

In einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“ sagte der Virologe Christian Drosten auf die Frage, ob es in Deutschland einen Lockdown brauche, es gelte abzuwarten, „ob und wie die jetzt geltenden und noch einmal nachgezogenen Maßnahmen wirken“. Greifen die Kontaktbeschränkungen nicht so wie erhofft, könnte man nach Drostens Ansicht Beschränkungen in Betracht ziehen, bei denen nur bereits geboosterte Menschen Zugang haben – was er als 1G bezeichnete.

Zweifach Geimpfte seien zwar auch bei Omikron vor schweren Verläufen geschützt, „aber praktisch nicht gegen eine Infektion“, sagte der Virologe der Berliner Charité. Auch die Virus-Weitergabe im Fall einer Ansteckung sei kaum reduziert. „Wer aber kürzlich geboostert ist, trägt wahrscheinlich weniger zur Weiterverbreitung bei und ist merklich gegen die Erkrankung geschützt. Bei Delta mögen 2G und 3G reichen, aber jetzt schreibt Omikron die Regeln.“

Rekordzahl an Impfungen

Mit über 7,3 Millionen Impfungen wurde in der vergangenen Woche ein Höchstwert seit Beginn der Impfkampagne erreicht, schreibt das RKI. Gleichzeitig sei die Zahl der Impfstellen auf über 48.700 angewachsen, ebenfalls ein Höchstwert. Dennoch seien 23 Prozent der Bevölkerung in der Altersgruppe zwischen 18 und 59 Jahren und 12 Prozent der Menschen ab 60 Jahre ungeimpft.

„Ich hätte nicht gedacht, dass sich so viele Menschen nicht impfen lassen“, sagte die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek der Deutschen Presse-Agentur. Anfang 2021 sei sie noch davon ausgegangen, dass der Beginn der Impfungen das Ende der Pandemie einläutet. „Ich finde das sehr schade, weil wir mit dem Impfstoff ein gutes Tool in der Hand hätten, diese Pandemie zu beenden.“

Mit Blick auf das kommende Jahr sorgt sich die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt um fehlende Motivation bei der Pandemiebekämpfung. „Mein Eindruck ist es, dass viele Menschen keine Motivation mehr haben, sich weiter mit der Pandemie zu beschäftigen.“ Ciesek erwartet „weiter eine sehr hohe Arbeitsbelastung“, sowohl für die Forschung als auch in den Kliniken. (dpa/oz)



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