Es droht eklatante Versorgungslücke: Künftigen Rentnern fehlen im Schnitt 700 Euro im Monat

Künftigen Rentnern droht eine eklatante Lücke bei der Sicherung ihres Lebensstandards. Dem DIW zufolge könnten 58 Prozent der Erwerbstätigen aus "rentennahen Jahrgängen" derzeit ihren Konsum nicht mit Hilfe ihrer Rentenanwartschaften decken.
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Arme Rentner gibt es vor allem in Ostdeutschland.Foto: iStock
Epoch Times13. September 2018

Künftigen Rentnern droht eine eklatante Lücke bei der Sicherung ihres Lebensstandards. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) präsentierte am Mittwoch Studienergebnisse, wonach 58 Prozent der Erwerbstätigen aus „rentennahen Jahrgängen“ ihren Konsum nicht mit Hilfe ihrer Rentenanwartschaften decken könnten, wenn sie jetzt in den Ruhestand gingen.

Ihnen fehlten im Schnitt 700 Euro im Monat, wenn sie sich nur auf die gesetzliche und die betriebliche Rente verlassen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und der Sozialverband VdK forderten eine Stabilisierung des Rentenniveaus.

Finanziert wurde die Studie von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Die Autoren schauten sich dafür Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) von 2012 zu Rentenanwartschaften, Vermögen und Konsum an. Sie gingen der Frage nach, ob die drei Säulen der Alterssicherung – gesetzliche, betriebliche und private Vorsorge – ausreichen. Mehr als die Hälfte der 55- bis 64-Jährigen „müsste im Ruhestand ihren privaten Konsum einschränken, da ihre Rentenanwartschaften nicht ausreichen würden“, erklärte Studienautor Markus M. Grabka.

Eine potenzielle Versorgungslücke sehen die Studienautoren vor allem bei denen, die nur auf die gesetzliche Rente zurückgreifen können: „Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) wären nicht in der Lage, ihren aktuellen Konsum vollständig zu decken“, erklärte Autorin Anita Tiefensee. Bei einem Anspruch auf Betriebsrenten sinkt der Anteil auf 50 Prozent, bei Beamten fällt der Anteil mit weniger als einem Fünftel deutlich geringer aus, lauten die Studienergebnisse.

Private Lebens- oder Rentenversicherungen könnten die Lücke von geschätzt 700 Euro im Monat nur auf 650 Euro drücken, hieß es weiter. Wenn die rentennahen Jahrgänge bis zum durchschnittlichen Rentenzugangsalter von 64 Jahren weiterarbeiten würden, statt sofort in den Ruhestand zu gehen, würde der Anteil um acht Punkte sinken: Statt 58 Prozent könnten 50 Prozent ihren Konsum nicht decken. Wird hingegen das gesamte private Vermögen hinzugerechnet, sinkt der Anteil auf 41 Prozent.

Das System der Alterssicherung müsse „weiter reformiert werden“, forderten die Autoren als Konsequenz. So sei eine „stärkere Fokussierung“ auf die Säule der gesetzlichen Rentenversicherung wichtig. Außerdem empfehlen die Autoren, das Äquivalenzprinzip zugunsten von Geringverdienenden aufzuweichen. Es besagt, dass höhere Beitragszahlungen auch zu höhere Rentenleistungen führen. Nicht zuletzt sollten Anreize zur Bildung privaten Vermögens gesetzt werden, forderten die DIW-Forscher.

DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach erklärte, das Rentenniveau müsse „auch über das Jahr 2025 hinaus dauerhaft stabilisiert und angehoben werden“. Statt auf privat zu setzen, sei „mehr Solidarität in der gesetzlichen Rente“ nötig. Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, erklärte ebenfalls, es sei „bedeutsam, das Rentenniveau dauerhaft auf 50 Prozent zu stabilisieren“. Außerdem sei ein Mindestlohn von über zwölf Euro nötig.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft sprach sich gegen eine Anhebung des Rentenniveaus aus. Dies würde die Rente derjenigen erhöhen, „die bereits ausreichend Rente bekommen“. Maßnahmen allein zugunsten von Geringverdienern seien da effizienter. (afp)



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