Generalinspekteur Zorn: Keine konkrete Bedrohung durch russische Atomwaffen

Der Krieg in der Ukraine führt zu Spekulationen über einen möglichen Angriff mit Atomraketen. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, hält eine derartige Entwicklung für unrealistisch.
Titelbild
Eberhard Zorn.Foto: Carsten Koall/Getty Images
Epoch Times1. März 2022

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Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, hält die Aussagen des russischen Präsidenten Waldimir Putin zu den Abschreckungskräften für relevant, aber nicht unmittelbar besorgniserregend. „Wir nehmen diese Aussage ernst“, sagte Zorn am Montagabend im „heute journal“ des ZDF. „Wir verfolgen natürlich mit unseren Mitteln, was sich da gerade tut.“ Dazu gebe es auch engen Austausch innerhalb der Nato.

„Ich kann aber noch nirgendwo erkennen, dass in irgendeiner Form tatsächlich Alarmierungsmaßnahmen umgesetzt wurden und wir von einer konkreten Bedrohung in der Praxis ausgehen müssen“, betonte Zorn. Putin hatte am Sonntag nach eigenen Worten angeordnet, „die Abschreckungskräfte der russischen Armee in besondere Kampfbereitschaft zu versetzen“. Diese Abschreckungskräfte können auch Atomwaffen umfassen.

Zum Verlauf des Krieges in der Ukraine sagte Zorn, Russland habe bisher offenbar nur etwa ein Drittel der entlang der ukrainischen Grenze stationierten Militärkräfte eingesetzt. Daher würden voraussichtlich bald weitere Angriffswellen folgen. Diese würden „im zivilen Bereich zu entsprechenden Kollateralschäden und Verlusten führen“.

Putin habe „offensichtlich die Verteidigungsbereitschaft der Ukraine“ unterschätzt, sagte Zorn weiter. Das gelte sowohl für das ukrainische Militär als auch für die moralische Unterstützung durch die Zivilbevölkerung.

Zur Frage der atomaren Bedrohung sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth (SPD), im TV-Sender „Welt“, er gehe fest davon aus, dass Putin „diese Option nicht ziehen wird“. Allerdings müsse der russische Präsident grundsätzlich ernst genommen werden.

Zwei Drittel haben laut Umfrage Angst vor Drittem Weltkrieg

Der Krieg in der Ukraine macht vielen Millionen Menschen in Deutschland Angst vor einem Dritten Weltkrieg.

Wie eine Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL und ntv ergab, befürchten 69 Prozent sogar, dass die Nato in den Konflikt hineingezogen wird, weil ein Mitglied des westlichen Verteidigungsbündnisses angegriffen werden könnte – zum Beispiel einen der baltischen Staaten Estland, Lettland, Litauen. Und dass dies auch Deutschland direkt betreffen könnte.

25 Prozent der Befragten teilen diese Sorge nicht. Vor allem Anhänger der AfD sind demnach mit 48 Prozent überdurchschnittlich davon überzeugt, dass es nicht zu einem Weltkrieg kommt.

Montgomery: Kriegsangst der Deutschen ernstnehmen

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, rät dazu, sich um diese Kriegsangst in der deutschen Bevölkerung zu kümmern. „Wichtig ist, dass man Menschen mit Kriegsangst ernst nimmt und ihre Gefühle nicht kleinredet“, sagte Montgomery den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Man müsse über die akuten Ängste sprechen.

„Gerade in der älteren Generation kann es jetzt passieren, dass Menschen traumatisch auf die Kriegsnachrichten reagieren, dass sie verstärkte Ängste erleben, sich zurückziehen und zum Beispiel beginnen, Lebensmittel zu bunkern“, erläuterte Montgomery (69).

Menschen, die jetzt unter Kriegsangst litten, sollten das Gespräch mit Freunden und Angehörigen suchen, riet Montgomery weiter. Bei starken Ängsten könne es aber auch hilfreich sein, mit dem Hausarzt zu sprechen oder sich an eine Angst-Ambulanz zu wenden.

78 Prozent für Waffenlieferungen in Ukraine

Derweil befürworten drei von vier Menschen in Deutschland – jeweils 78 Prozent – die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine und auch die Aufrüstung der Bundeswehr. Nur wenige (16 Prozent) finden beides falsch.

Eine Aufnahme der Ukraine in die Europäische Union (EU) fände die Hälfte der Deutschen gut. Einen Nato-Beitritt der Ukraine fände aber nur eine Minderheit gut (45 Prozent). Besonders groß ist die Skepsis in den ostdeutschen Bundesländern (55 Prozent dagegen).

Als Weltkrieg wird ein Krieg bezeichnet, der in seinem geografischen Ausmaß über mehrere Länder und Kontinente reicht und eine völlige Neuordnung der internationalen Beziehungen mit sich bringt. Vom Namen her gibt es den Ersten Weltkrieg (1914 bis 1918) und den Zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945).

Die Bezeichnung „Dritter Weltkrieg“ ist seit Jahrzehnten ein Horrorszenario, da er wahrscheinlich als Atomkrieg abliefe und ein Großteil der Menschheit in recht kurzer Zeit dabei sterben würde. (dpa/red)



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