Habecks Indien-Reise: Zusammenarbeit ausbauen – Abhängigkeiten von China minimieren

Zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren ist in Robert Habeck (Grüne) ein Bundeswirtschaftsminister zu Besuch in Indien. Dahinter steht: Indien wird für Deutschland immer wichtiger. Das gilt vor allem beim Bestreben, in Asien nicht zu abhängig von China zu sein.
Hält die Leistungsbilanz der Bundesregierung inmitten der Klimakrise für beachtlich, aber in der Außenwirkung nicht zufriedenstellend: Wirtschaftsminister Robert.
Hält die Leistungsbilanz der Bundesregierung inmitten der Klimakrise für beachtlich, aber in der Außenwirkung nicht zufriedenstellend: Wirtschaftsminister Robert.Foto: Boris Roessler/dpa
Epoch Times19. Juli 2023

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) strebt eine engere Zusammenarbeit Deutschlands mit Indien an. Der Grünen-Politiker teilte vor Beginn einer dreitägigen Reise nach Indien mit, Indien sei mit über 1,4 Milliarden Menschen mittlerweile das einwohnerstärkste Land der Welt und damit ein starker Wachstumsmarkt im indopazifischen Raum.

„Die Reise steht damit auch im Zeichen von mehr Resilienz und mehr Diversifizierung. Eine engere Zusammenarbeit gerade bei Erneuerbaren Energien und grünem Wasserstoff birgt viel Potenzial für beide Seiten und kann unsere Resilienz und Wirtschaftssicherheit erhöhen.“

Regierung will Lieferwege breiter aufstellen

Deutschland ist auch als Folge der russischen Invasion in die Ukraine und früherer Abhängigkeiten von Russland bei Gaslieferungen bemüht, Lieferwege breiter aufzustellen. In Asien sollen neben China auch andere Märkte wie Indien mehr in den Blick genommen werden. Die Bundesregierung sieht in Indien viel Potenzial für eine vertiefte Kooperation bei der „Energiewende“.

Gleichzeitig erwartet Habeck bei seiner Reise nach Indien „schwierige Diskussionen“. Das Land gehöre ökonomisch zu „einem der spannendsten Länder“ und habe das Potenzial, eines der wachstumsstärksten zu werden, sagte Habeck am Mittwoch dem Nachrichtenportal „ntv.de“. Gleichzeitig gebe es aber viel Gesprächsbedarf, auch mit Blick auf Indiens Verhältnis zu Russland.

„Dass Indien durch seine hohen Ölimporte aus Russland aktiv von den Sanktionen gegen Russland und der Gesamtlage profitiert, finde ich nicht richtig“, sagte Habeck. Das wolle er in seinen Gesprächen mit Vertretern der Politik adressieren.

Verhandlungen über Freihandelsabkommen

Habeck hofft auch auf Fortschritte bei den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Indien. „Wir müssen uns schon bemühen und im globalen Wettbewerb mitspielen, statt an der Seitenlinie zu stehen“, sagte er dem Portal. Die EU und Deutschland müssten sich gegen China und die USA behaupten – und seien Partner nötig. Insbesondere eine enge Zusammenarbeit bei Erneuerbaren Energien und grünem Wasserstoff berge viel Potenzial, erklärte Habecks Ministerium.

Indien hat China als bevölkerungsreichstes Land abgelöst. Mit rund 1,4 Milliarden Einwohnern ist es auch die größte Demokratie der Welt und hat wachsenden politischen und wirtschaftlichen Einfluss – gerade im Indopazifik, also dem Raum rund um den Indischen Ozean sowie Teile des Pazifiks.

Das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Indien ist zuletzt deutlich gestiegen, im vergangenen Jahr lag es bei rund 30 Milliarden Euro. Indien lag damit auf Rang 24 der wichtigsten deutschen Handelspartner. Zum Vergleich: Größter Handelspartner war China, mit einem Handelsvolumen von rund 299 Milliarden Euro.

Signal in Richtung China

Die Reise Habecks ist ein Signal in Richtung China – dort war er noch nicht. Die neue China-Strategie der Bundesregierung sieht im Kern vor: „De-Risking“. Einseitige Abhängigkeiten von China etwa bei Rohstoffen sollen verhindert werden, Firmen sollen Lieferwege breiter aufstellen. Hier kommt auch Indien ins Spiel. Auf einer Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft in Singapur im vergangenen November machte die Formel „China plus X“ die Runde – oder: „China plus 1“.

Zum letzten Mal war nach Ministeriumsangaben 2012 ein deutscher Wirtschaftsminister in Indien, damals der FDP-Politiker Philipp Rösler.

Habeck wird am Donnerstag an einer Konferenz in der Hauptstadt Neu-Delhi teilnehmen. Am Freitag stehen Gespräche mit Wirtschaftsvertretern und Besuche von Unternehmen in Mumbai auf dem Plan. Am Samstag findet das G20-Energieministertreffen im Bundesstaat Goa statt. Schon heute ist Indien laut Bundeswirtschaftsministerium Deutschlands wichtigster Handelspartner in Süd- und Südostasien. Das Handelsvolumen betrug 2022 knapp 30 Milliarden Euro. Indien hat derzeit die G20-Präsidentschaft inne. (dpa/afp/er)



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