Hessischer Rundfunk streicht Stellen, auch Immobilien auf dem Prüfstand

Die Finanzlage beim „Hessischen Rundfunk“ gilt seit Jahren als angespannt. Intendant Florian Hager legt jetzt einen Reformplan für das ARD-Haus vor. Alle Bereiche werden betroffen sein, kündigt Hager an und in Bezug auf die Krise der Öffentlich-Rechtlichen: „Der HR kann jetzt eine gewisse Vorreiterrolle in der ganzen Diskussion einnehmen.“
Beim Hessischen Rundfunk wird Personal abgebaut.
Beim Hessischen Rundfunk wird Personal abgebaut.Foto: Boris Roessler/dpa
Von 1. März 2023

Der „Hessische Rundfunk“ (HR) will in den nächsten Jahren Personal abbauen. Intendant Florian Hager, nunmehr seit einem Jahr im Amt, kündigt unter anderem personelle Verschlankungen des HR an, bislang ohne weitere Details zu nennen: „Die Anzahl der Beschäftigungsverhältnisse wird reduziert.“ Wobei der Personalabbau ohne Entlassungen auskommen, also sozial verträglich erfolgen soll.

Aktuell beschäftigt der Sender rund 1.700 Arbeitnehmer. Rund 990 freie Mitarbeiter ergänzen die Beschäftigten mit Planstellen, stellen einen Großteil des journalistischen Personals und sind auch unter Kamera- und Tonleuten stark vertreten. Die Zahl der „festen Freien“, also der ständig beschäftigten freien Mitarbeiter, beläuft sich laut „Hessischem Rundfunk“ auf 968 Personen (Stand: 2021).

Altersversorgung ist hoher Kostenfaktor

Das Thema Altersvorsorge schlägt sich im öffentlich-rechtlichen Rundfunk deutlich in den Wirtschaftsplänen nieder. Zu Buche schlagen vor allem die Versorgungsempfänger, deren Anzahl ist fast noch einmal so hoch wie die der aktuell Arbeitenden: Zum Ende 2019 belief sich beim „Hessischen Rundfunk“ diese Zahl auf 1.371 Pensionäre und 438 Hinterbliebene, also insgesamt über 1.900, die aktuell lebenslang mitversorgt werden.

Hagers Plan dazu: „Wir wollen die Fixkosten weiter runter kriegen. Die Last der Altersvorsorge ist da, aber sie nimmt nicht mehr zu. Diese Verträge, die zu dieser Last führen, werden schon seit über 25 Jahren nicht mehr angeboten.“

HR-Sendebetrieb trotz Gebührenfinanzierung dauerhaft im Minus

Der „Hessische Rundfunk“ finanziert sich zu über 80 Prozent durch Rundfunkbeiträge, diese konkret 81,1 Prozent machen 435,8 Millionen Euro aus. Diese reichen aber nicht zur Finanzierung der Sendeanstalt: Im Jahr 2021 lagen die Verluste des „Hessischen Rundfunks“ bei 68,9 Millionen Euro.

Die Befürchtung, dass der „Hessische Rundfunk“ von anderen ARD-Anstalten finanziell gestützt werden müsste, wie es bei „Saarländischem Rundfunk“ und „Radio Bremen“ der Fall ist, ist bislang aber noch nicht eingetreten.

Sparprogramm: Verwaltung von Strukturen oder Reformen?

Zum geplanten Sparprogramm soll jetzt nicht nur Personalabbau gehören, sondern auch die damit einhergehende Reduktion des Flächenbedarfs. Hier prüfe der Sender zurzeit verschiedene Optionen bis hin zu einem Verkauf von Immobilien.

„In der gleichen Zeit des Schrumpfungsprozesses müssen wir uns transformieren“, so Hager, dabei werden digitale Angebote abseits des TV- oder Radioprogramms immer wichtiger. Der 46-Jährige ergänzt: „Wir kommen aus einer Zeit, in der das System darauf ausgelegt war, dass in jedem Jahr mehr Geld zur Verfügung steht und in dem das Angebotsprofil sehr stabil war – also mit einem Fernsehkanal und Hörfunkkanälen mit Sendeplätzen. Wir kommen jetzt aber in eine Zeit, in der die Sendeplätze an Wichtigkeit verlieren.“

Und „Je stärker wir ins Digitale kommen, davon bin ich überzeugt, desto präsenter müssen wir auch vor Ort sein.“ Denn, so der  Senderchef: „Wir haben den Auftrag, für Hessen da zu sein.“ 70 Prozent der Reichweite mache der „Hessische Rundfunk“ über lineares Radio.

Zum Reformdruck im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der sich durch die Krise um Vetternwirtschafts- und Verschwendungsvorwürfe beim ARD-Sender „Rundfunk Berlin-Brandenburg“ (RBB) seit Sommer verstärkt hat, sagte Hager: „Der HR kann jetzt eine gewisse Vorreiterrolle in der ganzen Diskussion einnehmen.“ Florian Hager meinte selbst ein Zeichen zu setzten angesichts des Skandals um die ehemalige RBB-Chefin Patricia Schlesinger, die sich mal eben ihr Gehalt beim RBB um 16 Prozent auf 303.000 erhöhen ließ, als er Mitte 2022 seinen eigenen Gehaltszettel veröffentlichte:

Demnach erhält er mit 255.0000 Euro ein deutlich niedrigeres Gehalt, nämlich circa 50.000 weniger im Jahr, als sein Vorgänger Manfred Krupp und hat nach eigenen Angaben auch keine weiteren Boni on top.

Für über Zweidrittel der Deutschen zu viel: Finanzierung durch Zwangsgebühren

Derzeit bezahlt jeder Haushalt in Deutschland monatlich 18,36 Euro Rundfunkgebühren zur Finanzierung der Öffentlich-Rechtlichen. Die aktuelle Beitragsperiode läuft Ende 2024 aus. Insgesamt betrug der Erlös aus den zwangsweise erhobenen Gebühren in 2021 allein 8,4 Milliarden Euro. Nach einer von Civey durchgeführten repräsentativen Umfrage Ende 2022 für „Business Insider“ finden mehr als zwei Drittel – fast 70 Prozent aller Deutschen – die Höhe der GEZ-Gebühren unangemessen.

Über den Zwangsbeitrag hinaus wird zunehmend auch über das Programm diskutiert und darüber, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinem eigentlichen Auftrag noch gerecht wird.

Kein Wort zumeist von den Öffentlich-Rechtlichen selbst zum programmlich-inhaltlichen Reformbedarf. Dem entgegen werden immer mehr Stimmen laut, auch aus den eigenen Reihen, die auch Kritik an Inhalt und Auswahl der Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen äußern. Hier wird immer wieder das Verweigern des Einnehmens ihrer Funktion als „vierte Gewalt“ bemängelt.

Über Rolle nachdenken

HR-Chef Hager, jetzt seit einem Jahr im Amt, macht eine Anmerkung, die so verstanden werden könnte, dass er sich des Themas zumindest gewahr ist. Auch wenn es noch nach sehr weit weg von einem Eingeständnis oder gar konkreten Reformen klingt:

„Wir müssen noch mal über unsere Rolle nachdenken. Wir haben im Medienstaatsvertrag ganz klar verankert, zur Meinungsbildung und zum Zusammenhalt in der Gesellschaft beizutragen.“ Hager ergänzte: „Und da stelle ich mir schon die Frage, ob das, was wir aktuell machen, eine zeitgemäße Übersetzung dessen ist“.

 „Medien im Wandel“: Podiumsdiskussion von Epoch Times am 3. März

„Medien im Wandel – Was prägt den Journalismus der Zukunft?“ Ist der Titel der Diskussionsrunde mit renommierten Journalisten, zu der Epoch Times am Freitag, 3. März, in Berlin entlädt: Ob live vor Ort oder im Livestream werden die Auswirkungen von Ideologien, der Einsatz Künstlicher Intelligenz und die künftige Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks die Themen des Abends sein. Etablierte versus alternative Medien – Epoch Times diskutiert über nicht weniger als die Zukunft des Journalismus.

Hier geht es zum Artikel und den Anmeldemöglichkeiten zur Veranstaltung: https://www.epochtimes.de/politik/deutschland/was-praegt-den-journalismus-der-zukunft-a4166403.html

(Mit Material von Nachrichtenagenturen)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion