Hochwasser: Laschet spricht von Katastrophe von historischem Ausmaß

Infolge der Unwetterkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen sind mehr als hundert Menschen gestorben. Dramatisch entwickelte sich die Lage in Erftstadt, wo zahlreiche Häuser von den Fluten weggerissen wurden.
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Symbolbild für die Unwetterschäden.Foto: BERND LAUTER/AFP via Getty Images
Epoch Times16. Juli 2021

Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD) und der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet (CDU), sprachen von einer Katastrophe historischen Ausmaßes.

In beiden Bundesländern blieb die Lage in einigen Landkreisen unübersichtlich. Im besonders betroffenen rheinland-pfälzischen Landkreis Ahrweiler war etwa seit Donnerstagabend die Zahl der vermissten Menschen unklar. Der Landkreis selbst gab die Zahl mit 1.300 an, darunter könnten aber viele doppelt gemeldete Menschen sein.

Dreyer bezifferte die Zahl der Toten in Rheinland-Pfalz auf mindestens 60, ein Sprecher des Landesinnenministeriums sprach am Freitagnachmittag von mindestens 63 Toten. Darunter waren auch zwölf Bewohner eines Behindertenwohnheims in Sinzig, die nicht mehr evakuiert werden konnten und hilflos ertranken. Laschet bezifferte die Zahl der Toten in Nordrhein-Westfalen auf mindestens 43.

Die Lage in NRW – Kommentare von Laschet und Reul

Insgesamt waren in Nordrhein-Westfalen nach Regierungsangaben 25 Städte und Landkreise von Überschwemmungen betroffen. Laschet sagte, er fürchte, dass es mehr als die 43 Todesfälle gebe. Es werde „große finanzielle Anstrengungen brauchen“.

Konkret soll es laut Laschet zuerst eine Direkthilfe „für alle, die ohne alles auf der Straße stehen“, geben. Zusätzlich soll es Hilfen für Härtefälle und Strukturhilfen für die betroffenen Kommunen geben. Auch der Bund habe Unterstützung zugesagt. „Um die Folgen der Flut zu bewältigen, wird Deutschland solidarisch zusammenstehen müssen.“

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte, „das Ausmaß der Verwüstung“ sei „nicht zu ermitteln“. Es gebe auch noch immer viele Vermisste, die Lage sei sehr unübersichtlich. „Viele Menschen haben alles verloren, restlos alles verloren, was sie haben.“ Es seien mehr als 19.000 Helfer im Einsatz. „Jeder und jede, die anpacken kann, befindet sich seit Tagen im Dauereinsatz“.

Der Rettungseinsatz in den besonders betroffenen Gebieten lief unter Hochdruck und auch mit Unterstützung von Rettern aus anderen Bundesländern sowie von der Bundeswehr. Inzwischen sind nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums mehr als 850 Soldaten und Soldatinnen bei den Unwettern im Einsatz – „Tendenz steigend“. Die Bundeswehr half den Einsatzkräften vor Ort demnach unter anderem bei Evakuierungen sowie Räumungen mit Schlauchbooten und Krankenwagen.

Dramatische Szenen in Erftstadt bei Köln

Ähnlich war es im südlich von Köln gelegenen Erftstadt. Dort spielten sich dramatische Szenen ab. Die über die Ufer getretene Erft unterspülte zahlreiche Häuser und brachte diese ganz oder teilweise zum Einsturz.

Dazu kam es zu Erosion, wodurch größere Bodenbereichen einfach wegbrachen. Die Behörden gingen von mehreren Toten in Erftstadt aus, konnten dies aber auch im Lauf des Freitags nicht weiter beziffern.

Die Polizei in Köln suchte nach 19 vermissten Menschen aus dem Raum Bonn/Rhein-Sieg-Kreis und 40 aus dem Raum Euskirchen.

In Ahrweiler droht Ausfall der Gasversorgung

Den Menschen im Kreis Ahrweiler droht nach der Unwetterkatastrophe ein langer Ausfall ihrer Gasversorgung. Nach der ersten Einschätzung des Schadensbilds müssten „mehrere Kilometer Gasleitungen komplett neu gelegt werden“, teilte die Netzgesellschaft der Energieversorgung Mittelrhein am Freitag in Koblenz mit. Dies werde mehrere Wochen, wenn nicht sogar Monate dauern.

Dem Unternehmen zufolge bedeutet dies für die betroffenen Bürger, dass sie kein warmes Wasser mehr beziehen können. Für Unternehmen, die Erdgas benötigen, bedeute dies den Ausfall ihrer Produktion. Nach Angaben des Versorgers ist eine Leitung im Bereich der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler gerissen, weshalb das gesamte Stadtgebiet und die umliegenden Orte kein Erdgas mehr haben.

Katastrophenschützer fordern Investitionen in Krisenvorsorge

Der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Armin Schuster, hat angesichts der Hochwassertragödie in NRW und Rheinland-Pfalz mit mehr als 100 Toten massive Investitionen in die Krisenvorsorge gefordert.

Durch Corona und die jüngsten Unwetter sei in sehr kurzer Zeit sehr klar geworden, dass Fragen der akuten Krisenvorsorge mit Priorität behandelt werden müssen, sagte Schuster dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Samstagausgaben). Wir müssen mit voller Kraft in Bevölkerungsschutz, Resilienz und Krisenvorsorge investieren, so Schuster.

„Dazu braucht es jetzt einen gemeinsamen politischen Willen. Wir können nicht warten, bis wir klimapolitisch erfolgreich sind.“ Und weiter sagte Schuster: „Die Erwartungen an das BBK und das Technische Hilfswerk sind gerade immens. In diesem Verhältnis sind nun auch unsere Erwartungen an den Bundesfinanzminister immens.“

Dreyer verteidigt Hochwasserschutz

Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), hat die These zurückgewiesen, den Hochwasserschutz vernachlässigt zu haben. Ihr Land habe in den vergangenen Jahren „viele Millionen in den Hochwasserschutz investiert“, sagte sie der „Bild“ (Samstagausgabe). „Doch hier handelt es sich um ein Starkregen-Ereignis in einer Region, wo dies so noch nie zuvor vorgekommen ist.“

Die Schäden an der Infrastruktur seien „so dramatisch und gewaltig, dass es lange Zeit dauern wird, alles wieder aufzubauen“. In Ausnahmesituation wie dieser sei es auch schlimm, dass im Land auch „Gerüchte die Runde machten, dass zum Beispiel eine Talsperre brechen könnte“, so Dreyer. Das sei „zum Glück“ nur ein Gerücht gewesen. (afp/dts)



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