ifo befragt Ökonomen: Mehrheit sieht Merkels Asylpolitik skeptisch

Die Mehrheit der deutschen Volkswirtschaftsprofessoren steht Angela Merkels Einwanderungspolitik skeptisch gegenüber. Das ergab eine Umfrage des ifo-Instituts.
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SymbolfotoFoto: Sean Gallup/Getty Images
Epoch Times18. Februar 2016

Das sogenannte „Ökonomenpanel“ erstellte die Umfrage in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. 220 Volkswirtschaftsprofessoren wurden befragt. 

Anders als Daimler-Chef Dieter Zetsche, der von einem neuen Wirtschaftswunder gesprochen hatte, halten die meisten der Befragten (56 Prozent) eine Absenkung des Mindestlohnes für die Integration von Asylbewerbern mit niedriger Qualifikation für notwendig. 37 Prozent dagegen lehnen dies ab.

Dies könne zu Spannungen zwischen Deutschen und Migranten führen. “Ich bin kein Verfechter des Mindestlohns”, so Prof. Dr. Erwin Amann von der Universität Duisburg-Essen in der Umfrage. “Eine Senkung des Mindestlohns würde aber die Debatte über eine Verdrängung deutscher Arbeitnehmer heraufbeschwören”, warnt der Ökonom.

76 Prozent wollen Schengenraum besser sichern

76 Prozent der Professoren waren laut ifo außerdem für eine bessere Sicherung der Außengrenzen des Schengenraums. 46 Prozent stimmen dieser Aussage »voll und ganz« zu, weitere 30 Prozent stimmen ihr »eher« zu.

Überraschende Ergebnisse bringt das Ökonomenpanel zur Frage, wie die Kosten für die Unterbringung, Versorgung und Betreuung der Asylbewerber finanziert werden sollten. 45 Prozent der Professoren bringen hier Neuverschuldung ins Spiel, gefolgt von Steuererhöhungen (36 Prozent). Erst deutlich dahinter folgten die Optionen „Reduzierung internationaler Zahlungen“, „Anhebung des Renteneintrittsalters“ (22 Prozent) und „Kürzung der Sozialausgaben“ (21 Prozent). Andere Sparmaßnahmen oder Umschichtungen im Haushalt befürworteten 16 Prozent.

Kanada und Australien Vorbilder genannt

Im Vergleich zur Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik anderer Länder sehen die Professoren die deutsche Politik insgesamt kritisch. Am besten schneidet in der Umfrage die Zuwanderungspolitik Kanadas und Australiens ab, die beide sehr stark nach der Qualifikation der Einwanderer selektieren.

Ebenfalls gefragt wurden die Ökonomen zum dritten Hilfspaket für Griechenland. 70 Prozent der Professoren sagten, dieses helfe nicht, das Land langfristig zu stabilisieren. Damit werde nur Zeit gekauft, aber es löse keine Strukturprobleme. 50 Prozent stimmten zu, dass Griechenland den Euroraum mit einer Rückkehr-Option verlassen sollte. Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank sieht die Mehrheit (57 Prozent) als zu expansiv an. 41 Prozent forderten eine Leitzins-Erhöhung.

Meinungsbild deutscher Ökonomen aufzeigen

„Inhaltlich hat mich das Ergebnis zur Finanzierung der Flüchtlingskosten überrascht. Ich teile nicht die Position, dass die Mehrausgaben durch neue Schulden oder Steuererhöhungen finanziert werden sollten“, sondern plädiere für ein höheres Renteneintrittsalter oder Ausgabenkürzungen, so der Initiator Niklas Potrafke, Leiter des ifo-Zentrums für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie.

Allgemein ginge es beim Ökonomenpanel darum “ein differenziertes Meinungsbild der deutschen Ökonomen zu aktuellen und grundsätzlichen Fragen aufzeigen zu können“, so Potrafke. Das Ökonomenpanel soll künftig jeden Monat das Meinungsbild der deutschen Volkswirtschaftsprofessoren erforschen. (dk)



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