Intensivpflege: Fachverbände warnen vor Personalmangel – Lage „teilweise dramatisch“

Verbände der Fachkrankenpflege und der Intensivmedizin warnen vor einem zunehmenden Mangel an Fachpersonal in der Intensivpflege. Sie mahnten deutlich bessere Arbeitsbedingungen an.
Titelbild
Eine Krankenschwester bereitet in einem Krankenhaus ein Patientenbett vor.Foto: iStock
Epoch Times15. März 2021

Die Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege (DGF) und die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) warnen vor einem zunehmenden Mangel an Fachpersonal in der Intensivpflege.

Die Lage sei „teilweise dramatisch“, hieß es in einer gemeinsamen Stellungnahme, die am Montag (15. März) an den Pflegebeauftragten der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, überreicht wurde.

Deutschland stehe zwar bei der Zahl der Intensivbetten im internationalen Vergleich gut da; „die Personalsituation in der Intensivpflege allerdings, die schon vor der Covid-19-Pandemie angespannt war, hat sich nunmehr erheblich zugespitzt“, heißt es in dem Text. Auch würden viele Intensivpflegende keine Aussicht mehr auf eine Besserung der Lage sehen.

Bisher sei der Mangel weitgehend „durch zusätzliches Engagement und Mehrarbeit“ der Beschäftigten kompensiert worden, kritisieren die Verbände. Auch führten weiterführende Qualifikationen der Pflegenden für sie „in der Praxis nur in sehr geringem Maße zu Veränderungen der Zuständigkeiten und des Gehalts“.

„Vor diesem Hintergrund gilt es, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Attraktivität des Arbeitsfeldes zu erhöhen“, fordern die Verbände.

Vorgaben für Mindestbesetzung, Flexibilisierung der Arbeitszeiten und psychosoziale Unterstützung

Konkret verlangen sie einen besseren Personalschlüssel in den Kliniken mit Vorgaben für eine Mindestbesetzung, die auch nicht je nach aktuellem Patientenaufkommen wieder ausgesetzt werden dürfe. „Bei dauerhafter Unterbesetzung müssen Betten geschlossen werden“, heißt es in dem Papier. Zudem müssten bereits „in die normale Dienstplanung und Personalbesetzung freizuhaltende Kapazitäten für Notfälle mit einbezogen“ werden.

Notwendig seien zudem eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten, mehr Unterstützungsangebote für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie besondere Angebote für ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Schichtdienst wie etwa eine reduzierte Arbeitszeit bei voller Bezahlung.

Zudem müsse es mehr psychosoziale Unterstützung für die Pflegenden geben. Verbunden werden müsse dies mit einer deutlichen Erhöhung des Grundgehalts sowie attraktiveren, steuerfreien Zuschlägen etwa bei Mehrarbeit oder für flexible Arbeitseinsätze.

Westerfellhaus signalisierte den Pflegekräften Bereitschaft zur Unterstützung. Der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium warnte angesichts der weiterhin schwierigen Arbeitsbedingungen besonders in der Intensivpflege ebenfalls vor dem Verlust weiterer Fachkräfte in dem Bereich.

Derzeit spielten zahlreiche Pflegende mit dem Gedanken, aus ihrem Beruf auszusteigen, erklärte Westerfellhaus in Berlin. „Das hätte natürlich katastrophale Folgen für unsere Gesundheitsversorgung“, warnte der Pflegebeauftragte der Regierung, der selbst gelernter Krankenpfleger ist. „Um an diesem Befund etwas zu ändern, müssen sich die Bedingungen für Pflegekräfte jetzt ändern“, forderte auch er. (afp)



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