Jeder vierte Neuwagen hat hierzulande Allradantrieb

Inzwischen hat jeder vierte Neuwagen in Deutschland Allradantrieb. Dabei verbrauchen die Autos damit mehr Sprit als vergleichbare Modelle. Die Hochburgen liegen in Bayern – aber längst nicht alle in den Bergen.
Ein Porsche Macan mit Allradantrieb fährt über die Offroad-Teststrecke am Porsche-Werk in Leipzig.
Ein Porsche Macan mit Allradantrieb auf der Offroad-Teststrecke am Porsche-Werk in Leipzig.Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Epoch Times21. Mai 2023

In Deutschland gibt es immer mehr Autos mit Allradantrieb. Jeder vierte Neuwagen ist inzwischen mit dieser Technik ausgerüstet, wie aus Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes hervorgeht, die dpa ausgewertet hat. Das ist mehr als das Doppelte des Anteils im Jahr 2010. Mögliche Erklärungen sind der SUV-Boom und die Beliebtheit von Wohnwagen.

In den ersten vier Monaten dieses Jahres zeigen die Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) einen deutschlandweiten Allradanteil an den Neuzulassungen von 25 Prozent. 2022 waren es sogar 25,9 Prozent. Davor ging es Jahr für Jahr nach oben: 2010 waren es erst elf Prozent.

„Ein Grund für die Zunahme des Allradanteils könnte im Boom der SUV liegen. Da gehört Allrad für viele Käufer dazu“, vermutet man beim ADAC. „Ein anderer Aspekt könnte die Beliebtheit von Wohnwagen sein.“ Und auch die Fahrdynamik spiele eine Rolle: „Vor allem der Frontantrieb ist häufig mit den oft hohen Motorleistungen moderner Autos überfordert“, sagt ADAC-Experte Maximilian Bauer.

Beim Verbrauch klar im Nachteil

Dabei sind die Allrader beim Verbrauch im Nachteil gegenüber vergleichbaren Modellen ohne diese Technik: „Auch heute noch verbrauchen moderne Allradfahrzeuge etwa einen halben Liter mehr auf 100 Kilometer als Autos mit nur einer angetriebenen Achse“, sagt Bauer.

Der Mehrverbrauch sei geringer als früher, „auch weil der Allradantrieb nicht durchgehend genutzt wird, sondern sich in der Regel automatisch zu- oder abschaltet“, erklärt er. Da habe sich technisch viel getan. „Allerdings bleibt es dabei, dass der Allradantrieb mehr bewegte Teile und ein zusätzliches Gewicht von 50 bis 80 Kilogramm bedeutet. Und das kostet Sprit.“

Im Fahrzeugbestand macht sich der Allradboom der vergangenen Jahre bereits mit steigenden Anteilen bemerkbar. Weil Autos aber viele Jahre gefahren werden, passiert dies nur langsam. Knapp 6,5 Millionen Fahrzeuge am Stichtag 1. Januar 2023 entsprechen einem Anteil von 13,3 Prozent auf den Straßen.

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Alles andere als gleichmäßig verteilt

Die Allrader sind in Deutschland nicht gleichmäßig verteilt. Die höchsten Quoten finden sich in Bayern mit Spitzenwerten von 28,6 Prozent in den Zulassungsbezirken Miesbach und Freyung-Grafenau. Auch der Landkreis Regen mit 27,8 Prozent liegt über dem Doppelten des Bundesdurchschnitts. Allen dreien ist gemeinsam, dass sie durch ihre Lage an den Alpen oder im Bayerischen Wald zumindest teilweise bergig sind.

Das gilt für viele, aber nicht alle Zulassungsbezirke in den rein bayerisch besetzten Top 10: Ingolstadt kommt mit 24,6 Prozent auf Rang 5 – allerdings könnte die Statistik verzerrt sein, weil Audi hier seinen Hauptsitz hat und es einen außergewöhnlich hohen Anteil von auf Firmen zugelassenen Fahrzeugen gibt. Für den Landkreis München mit 23,3 Prozent und Starnberg mit 22,4 auf den Rängen 7 und 9 triff dies nicht zu.

Und selbst die Millionenstadt München liegt mit 21 Prozent und Platz 12 weit über dem deutschen Durchschnitt. Zum Vergleich: In Hamburg sind es 13 Prozent, in Berlin 11,5 – und selbst in der Autostadt Stuttgart mit Mercedes und Porsche sind es lediglich 17,2. Insgesamt hat der Allradantrieb in Städten weniger Freunde. Die niedrigsten Anteile finden sich in Emden mit acht Prozent, Wilhelmshaven mit 8,3 und Herne mit 8,4 Prozent.

Insgesamt zeigt sich ein klares Gefälle zwischen Süden und Norden: In allen drei Stadtstaaten sowie den Flächenländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt kommt kein Zulassungsbezirk auf 14 Prozent oder mehr. In Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen liegt dagegen mehr als die Hälfte darüber. (dpa/red)



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